Der Suender und die Lady
schloss.
Der Mann war eindeutig häufig Gast in diesem Lokal. Wie schön. Gaston lernte für sein Leben gern neue Leute kennen. In seinem früheren Leben, vor seiner Bekanntschaft mit Puck, hatte er viele neue Leute kennengelernt, meistens nur sehr kurz, wenn er sie geschickt ihrer Wertsachen entledigte, denn er war einer der besten Taschendiebe in Paris.
Puck wollte sich bei Gelegenheit genauer ansehen, welche Sorte von Tresenhockern der Mann bevorzugte, und Gaston würde mit Vergnügen auf sein altes Talent zurückgreifen.
Puck eilte zurück zum Berkeley Square und zu den Stallungen hinter der Residenz der Hacketts, dann schlüpfte er in einen engen Durchgang, der das Haus von dem ebenso imposanten Domizil gleich nebenan trennte. Die zwei Residenzen waren so dicht nebeneinander gebaut, dass die Bewohner, wenn ihnen danach war, nur ihre Fenster zu öffnen brauchten, um ein leises Gespräch mit dem Nachbarn zu führen. Oder um Gespräche zu belauschen. Oder um einen Blick auf den Nachbarn oder die Nachbarin in Unterwäsche zu erhaschen oder sie in einer kompromittierenden Situation zu ertappen.
Was nur einige von den zahlreichen Gründen waren, warum gerade diese Fenster in beiden Häusern geschlossen und die Vorhänge zugezogen waren und dies völlig unabhängig von der Tageszeit oder dem Wetter auch so blieb. Der kopfsteingepflasterte Durchgang war trotzdem nicht der ideale Treffpunkt; hier konnte immer noch plötzlich ein Händler mit einer Lieferung für eines der beiden Häuser auftauchen und sie entdecken, doch sie würden sich nur ein paar Minuten dort aufhalten. Außerdem sagte sich Puck, verdiente er nicht zu leben, wenn er nicht in der Lage wäre, einen neugierigen Händler zum Wegsehen zu zwingen.
Und dann war sie da, und Puck vergaß alles andere, als er aus dem Schatten trat und Reginas Hände in seine nahm. „Du bringst die Sonne mit“, sagte er, „und verjagst die Dunkelheit.“
Sie entzog ihm ihre Hände. „Wir haben keine Zeit für Ihren Unsinn“, warnte sie und fügte dann hinzu: „Aber … danke.“
„Das Vergnügen und der Unsinn sind ganz auf meiner Seite. Erzähl, was passiert ist, seit du mich gestern Abend verlassen hast“, sagte er. Ihm gefiel ihr trotz aller Schönheit leicht abgespanntes Aussehen nicht. Sie hatte keine ruhige Nacht verbracht.
„Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass er mich auf dem Ball gesehen hat. Ich konnte es nicht glauben! Er meint nicht, dass Miranda verschleppt worden ist. Er vermutet, sie hätte geplant, mit jemandem, den sie dort treffen wollte, durchzubrennen. Ich habe ihm erklärt, was wir denken, und darauf wusste er nichts zu sagen außer, dass Onkel Seth ihn um Geld für die Bow Street Runner angehen würde.“
Wieder ergriff Puck ihre Hände, und dieses Mal entzog sie sie ihm nicht. „Tatsächlich? Wenn er das tut, sag es mir bitte, Regina.“
Sie neigte den Kopf zur Seite. „Warum?“
„Warum? Sagen wir einfach, es gibt nichts Besseres als umfangreiches Wissen, wenn man … jemanden kennenlernen will. Du hättest deinem Vater meinen Namen nennen sollen, als er danach fragte. Vermutlich hat deine Weigerung ihn nicht sonderlich erfreut.“
„Er hat ziemlich bald aufgehört zu fragen. Nein, er war nicht erfreut. Doch das ist einerlei. Wichtig ist nur, wie wir Miranda retten können, bevor es zu spät ist. Mein Vater sagt, es sei bereits zu spät, sie sei entweder ruiniert oder tot oder beides, doch ich will es nicht glauben. Warum das Risiko eingehen, die Tochter eines Viscounts, Enkelin eines Earls, zu entführen, wenn man sie … das heißt, wenn man sie nur … Zwing mich nicht, den Satz zu Ende zu führen, Puck.“
Er drückte ihre Hände. „Nein. Doch abgesehen davon, dass du mich über die Aktivitäten deines Onkels informierst, muss deine Mitwirkung jetzt ein Ende haben, Regina. Nur aus diesem Grund bin ich heute hergekommen. Um dir das zu sagen.“
Sie seufzte. „Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass du dein Angebot, mir zu helfen, besser vergessen solltest, denn es ist zu gefährlich für dich, mich weiterhin zu treffen. Mein Vater würde es aufs Äußerste missbilligen.“
„Weil meine Eltern nicht verheiratet sind“, sagte Puck und nickte. „Das verstehe ich. Dein Vater hat sich für die Zukunft seiner Tochter entschieden höhere Ziele gesetzt.“
Sie war offensichtlich erleichtert, weil er sie verstand. „Ja. Ein Earl muss es mindestens sein. Er hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er über mich in die
Weitere Kostenlose Bücher