Der Suender und die Lady
M’sieur .“
„Ich sollte eigentlich die Finger von ihr lassen“, sagte Puck und leistete der Bitte seines Kammerdieners endlich Folge. „Das verlangt der Anstand. Ich wüsste nicht, warum ich ihre Cousine suchen sollte, ohne Regina je wiederzusehen. Ich weiß keinen einzigen Grund. Im Grunde aber wäre es reiner Egoismus meinerseits, sie mit einzubeziehen. Das werde ich ihr sagen.“
„Wenn Sie sich im Park mit ihr treffen, nachdem Sie so unverschämt viel Zeit gebraucht haben, sich für diese Verabredung anzukleiden“, sagte Gaston ausdruckslos – was in etwa einem Tritt vors Schienbein seines Herrn entsprach.
Puck scheuchte Gaston fort und trat vor den Spiegel, um das Werk des Mannes zu begutachten. Wie üblich hatte sein Kammerdiener perfekte Arbeit geleistet. „Es könnte riskant sein, ihr eine Botschaft ins Haus zu schicken. Alles Schriftliche birgt ein Risiko.“
„Bin ich auch ein Risiko, M’sieur ? Sie könnten mich schicken, um Ihre Abschiedsworte zu überbringen. Dann wäre eine schriftliche Botschaft überflüssig. Ich verliere angesichts umwerfender weiblicher Augen und Lippen mein Ziel nicht aus den Augen.“
Puck beäugte Gaston im Spiegel. „Da hast du allerdings ein gutes Argument. Ich glaube aber, ich ignoriere es lieber.“
Endlich gestattete Gaston sich ein kleines Lächeln. „So habe ich Sie noch nie erlebt, M’sieur . Die schönen Frauen, ja, Sie mögen sie alle, machen allen den Hof. Und wie eine Biene auf der Suche nach Nektar fliegen Sie von einer Blüte zur anderen. Wieso ist es mit dieser Frau so anders?“
Puck griff nach seinen Handschuhen und schlug sie seinem Kammerdiener leicht auf die Schulter. „Das, Gaston, frage ich mich auch. Und ich habe wohl keine andere Wahl, als es herauszufinden. Damit fange ich heute Vormittag im Park an. Du darfst gern für mich beten. Kann gut sein, dass auch ich doch nur ein Mensch bin.“
Seine eigenen Worte klangen ihm noch in den Ohren, als Puck sich auf den Weg zum Park machte. Er strebte dem Eingang zu, der dem Berkeley Square am nächsten lag, sorgsam darauf bedacht, weit vor der verabredeten Zeit einzutreffen, um gewissermaßen das Terrain zu sondieren. Was nicht hieß, dass er sich übermäßig sorgte, Regina könnte ihrem Vater von dem geplanten Treffen erzählt haben, aber man konnte nie vorsichtig genug sein, und Puck liebte keine Überraschungen, es sei denn, er hatte sie selbst inszeniert.
Er bemerkte den Mann auf Anhieb. Er war recht gut gekleidet, schien sich aber irgendwie in seinem Anzug nicht wohlzufühlen. Sein Blick huschte von links nach rechts, als hielte er Ausschau nach etwas Unbekanntem, das er aber zu erkennen hoffte, sobald er es sah. Und immer wieder blieb sein Blick sekundenlang an einer Frauengestalt in einem hellgrünen Kleid mit Umhang hängen. Direkt hinter ihr stand eine rothaarige Zofe.
So viel zu einem gemächlichen Spaziergang mit Miss Regina Hackett, die es ebenfalls für angebracht gehalten hatte, zu früh zu kommen. Puck machte auf dem Absatz kehrt, verließ den Park und nahm einen kleinen Umweg zurück zum Berkeley Square.
Die Londoner Kirchen hatten gerade ihren mittäglichen Glockenwettstreit beendet, als ein letzter kurzer Blick aus seinem Versteck Puck verriet, dass Regina nach Hause zurückkehrte. Sie stapfte in ihrem Zorn rasch und energisch übers Pflaster und zwang damit ihre Zofe, fast zu hüpfen, um mit ihren langen Schritten mithalten zu können.
Oh, wenn nicht ganz schnell eine Entschuldigung erfolgte, würde jemand bitter büßen müssen!
Sie und ihre Zofe waren die Einzigen, die den schönen, sonnigen Tag nutzten, abgesehen von ein paar Kindermädchen mit ihren Schutzbefohlenen und hier und da einer alten Frau, die ihrer Gesundheit wegen an die frische Luft ging. Die übrigen Bewohner dieses erhabenen Londoner Stadtteils wachten gerade erst auf, um sich heiße Schokolade und die Zeitung zu Gemüte zu führen.
„Pssst!“ Ach, um Himmels willen, sie hatte ihn nicht gehört. „Pssssst!“
Reginas Schritt stockte leicht, und sie wandte den Kopf der engen Gasse zu, in der Puck stand. Doch als er sie aufforderte, so zu tun, als hätte sie ein Steinchen im Schuh und ihrer Zofe zu gebieten, sich herabzubeugen und ihr beim Entfernen behilflich zu sein, reagierte Regina mit der Eilfertigkeit, die ein Feldwebel bei seinen Rekruten zu schätzen gewusst hätte.
„Wo waren Sie? Ich habe fast eine Stunde gewartet“, beschwerte sie sich leise, stützte sich mit einer Hand an einem
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