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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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Offen gesagt, ich wusste nicht, was ich herausfinden wollte. Ich hatte nur das Ziel, hineinzugelangen und mich gründlich umzusehen. Ach ja, und hoffentlich etwas wie das hier mitnehmen zu können.“ Er hob den Schlüssel in die Höhe. „Hast du Lust, später heute Abend noch einmal mit mir zum Hafen zu fahren und dort mit mir herumzuschleichen?“
    Jack lächelte nicht. Jack lächelte selten. „Es müsste schon heute Abend geschehen, ja. Morgen wird man die Schlösser ausgewechselt haben, es sei denn, der Mann ist dümmer, als wir denken, und für dumm halten wir ihn nicht, oder?“
    „Wir halten ihn für ein Ungeheuer“, sagte Regina mit leiser eindringlicher Stimme von der Tür her.
    Puck und Jack erhoben sich, Puck sah seinen Bruder an und formte mit den Lippen die Worte: Sie kommt nicht mit.
    Puck ging mit ausgestreckten Armen auf sie zu und ergriff ihre Hände. „Ich dachte, wir wären übereingekommen, dass du den Rest des Tages im Bett verbringst. Du hast einen gehörigen Schock davongetragen.“
    „Mir sind die Augen geöffnet worden, ansonsten ist mir heute nichts passiert. Weißt du übrigens, dass ich mich all diese Jahre hindurch selbst bemitleidet habe? Ich habe mich als Frau gesehen, die meistbietend versteigert wird – und hatte keine Ahnung, was das in Wirklichkeit bedeutet. Ich schäme mich. Denn ich habe nie frieren, nie Hunger leiden oder mich fürchten müssen. Denn ich habe die Macht, ernsthaft Nein zu sagen und mein Glück in der Welt zu versuchen, wenn ich es wage. Meine Fesseln waren nie eine Tatsache, Puck, nicht in der Art wie die Fesseln, die diese Frauen trugen, sowohl vor ihrer Entführung als auch danach. Ich habe gesagt, ich will dabei sein, wenn du Miranda findest, und ich meinte es ernst. Jetzt will ich dabei sein – muss ich dabei sein –, wenn diese anderen armen verängstigten Frauen gefunden werden. Ich habe lange genug herumgesessen und die Hände gerungen. Ich muss helfen.“
    „Oh, brava “, sagte Jack und applaudierte verhalten. „Du erinnerst mich an eine Frau, die ich kannte, Regina. Puck, lass mich deine Frage von vorhin beantworten, wenigstens zum Teil. Sie ist eindeutig entschlossen. Wenn du sie verlieren willst, weise sie ab. Frauen wie Regina sind nicht die zerbrechlichen Wesen, die wir Männer oft in ihnen sehen wollen. Und jetzt muss ich gehen. Mitternacht erscheint mir als der passende Zeitpunkt für ein Treffen an dem Ort, an dem wir heute Morgen aufeinandergestoßen sind. Zieht euch unbedingt den Umständen entsprechend an.“
    Jack beugte sich über Reginas Hand, bevor er ging, wenngleich sie ihm diese Hand offenbar nur aus Gewohnheit geboten hatte, denn ihre Aufmerksamkeit war einzig und allein auf Puck gerichtet. Ihr Blick war entschlossen. Puck hätte ihn als aufsässig bezeichnet, doch auch, wenn er nicht der intelligenteste Mensch der Schöpfungsgeschichte sein dürfte, so besaß er doch immerhin einen gesunden Selbsterhaltungstrieb.
    Der ihn leider nicht daran hinderte zu sagen, was er dachte.
    „Wie zum Teufel kommst du auf die Idee, du würdest nicht im Weg sein?“
    Sie sah ihn schockiert an. „Ich? Im Weg? Ach“, sagte sie und verdrehte die Augen. „Du denkst immer noch, ich wäre nichts weiter als eine Sorge mehr für dich, wie? War ich heute etwa im Weg?“
    „Du hast dich übergeben.“ Halt den Mund, Puck! Halt bloß den Mund!
    „Ist es wirklich unbedingt notwendig, mich daran zu erinnern?“, fragte sie, und jetzt war ihr Blick eindeutig aufsässig. Sie war schön. Aber eben aufsässig.
    „Regina, sei doch vernünftig!“ Das falsche Wort. Von allen Vokabeln in Samuel Johnsons Wörterbuch war diese die denkbar falscheste. Niemals im Leben fordert man eine Frau auf, vernünftig zu sein. Frauen glauben immer, vernünftig zu sein.
    „Wenn überhaupt, dann bist du unvernünftig, Puck. Miranda ist meine Cousine. Das Gebäude, in das du einbrechen willst, gehört meinem Vater. Ich bleibe nicht hier und stricke Socken, während du dein Leben riskierst, um meine Cousine zu retten, um meinen Vater zu überführen. Ich trage Verantwortung. Ich … ich kann Wache stehen. Ich kann … ich kann Schubladen durchsuchen, Geschäftsbücher lesen, wenn wir nach Spuren suchen. Es muss doch irgendetwas geben, was ich tun kann!“
    Puck versuchte, sich in Reginas Situation hineinzudenken, und im Grunde verstand er, was sie quälte. Sie hatte die Leichen gesehen. Falls ihr Vater mit diesen Todesfällen zu tun hatte, war sie vermutlich hin- und

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