Der süße Hauch von Gefahr
Außenwelt störte sie nicht bis zum ersten Tag im August, als eine Botschaft von Mrs Manley eintraf. Juliana und Asher hatten im Garten Platz genommen und genossen am späten Vormittag eine Tasse Tee, als Hannum ihnen die Nachricht überbrachte. Isabel Sherbrook hatte überraschend ein Mädchen zur Welt gebracht, und Mrs Sherbrook war voller Ungeduld, nach Hause zurückzukehren, um ihr erstes Enkelkind zu bewundern. Verständlicherweise war Marcus nicht darauf erpicht, seine Frau und seine neugeborene Tochter alleinzulassen, aber an diesem Morgen hatte Mrs Manley bereits John für die Aufgabe verpflichtet, ihre Freundin auf ihrer Heimreise zu begleiten. Asher und Juliana waren eingeladen, zum Abschied an diesem Abend zum Dinner zu kommen.
Nachdem er die Nachricht gelesen hatte, lächelte Asher zufrieden und reichte sie an Juliana weiter.
»Mrs Sherbrooks Enkelkind ist geboren. Ein Mädchen.«
Julianas Augen leuchteten auf, und sie klatschte in die Hände.
»Oh, wie wunderbar. Sie muss außer sich vor Freude sein.«
»Nun, das ist nicht alles …« Er seufzte übertrieben dramatisch.
»Ich wusste, dass es nicht ewig dauern konnte«, murmelte er betrübt.
»Es scheint, als hätte meine Großmutter entschieden, dass wir genug Zeit ungestört und allein miteinander verbracht haben, und erwartet uns nun heute Abend auf Burnham.«
Juliana nahm ihm das Briefblatt aus der Hand und las es selbst.
»Du kannst gerne schmollen, ich für meinen Teil freue mich jedoch darauf, Mrs Sherbrook zu sehen und ihr vor ihrer Abreise alles Gute zu wünschen.« Mit belustigt funkelnden Augen sagte sie:
»Und was das Alleinsein angeht, so kann man kaum davon reden, solange Mrs Rivers ständig in der Nähe und das Haus voller Dienstboten ist.«
Asher grinste.
»Ich nehme an, ich hätte besser sagen sollen, so allein, wie es möglich ist, wenn wir nicht alle anfallenden Arbeiten in Haus und Garten selbst erledigen wollen.« Und dann fügte er noch hinzu:
»Deiner Mrs Rivers muss man ein Kompliment machen – sie ist überaus diskret. Bis auf Frühstück und Dinner sieht man sie kaum.«
»Ja, und sie hat einen Heidenspaß, den Haushalt zu führen und die Dienstboten anzuweisen, während ich … äh, abgelenkt und mit anderen Dingen beschäftigt bin«, erwiderte Juliana mit sittsamer Miene.
»Sie genießt es derart, dass ich fast fürchte, einen Tyrannen erschaffen zu haben. Hoffentlich darf ich selbst in Zukunft noch ein Wörtchen mitreden bei der Führung des Haushaltes.«
»Da musst du dir keine Sorgen machen. Deine Mrs Rivers ist eine liebe alte Dame, die dir völlig ergeben ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie deine Wünsche nicht beachten würde. Ich mag sie sehr gerne.«
»Das hatte ich mir schon gedacht, dass du Gefallen an ihr gefunden hast – besonders weil sie glaubt, du seist beinahe so etwas wie ein Gott, der zur Erde herabgestiegen ist«, zog ihn Juliana auf.
»Hmm, dann werde ich wohl dafür sorgen müssen«, entgegnete Asher, »dass ich nichts tue, was ihr Bild von mir gefährdet.«
Mrs Manleys Brief mit der Einladung war nicht zu früh gekommen; Asher und Juliana hatten gewusst, dass sie sich nicht für immer auf Fox Hollow verkriechen konnten, und hatten bereits begonnen, ein halbwegs normales Leben zu führen. Juliana traf sich noch am selben Nachmittag mit Mrs Lawrence und Mrs Hannum und schrieb mit Mrs Rivers’ Hilfe eine Liste, was benötigt wurde, um die Organisation des Haushaltes perfekt zu gestalten.
Während Asher es zufrieden gewesen war, sich auf dem Lande zu einem Leben der Muße niederzulassen, wusste er doch, dass er sich bald schon langweilen würde, wenn er alles seinen Dienern, seinem Gutsverwalter oder seinem Agenten in London überließ. Er war kein Mann, der fürs Nichtstun geschaffen war, erkannte er. Da Juliana mit dem Haushalt beschäftigt war, hatte er beschlossen, dass es nun an der Zeit sei, sich mit der zukünftigen Entwicklung seiner Ländereien zu befassen, und hatte sich mit seinem Verwalter Wetherly verabredet.
Zusätzlich zu ein paar Obstgärten gehörten Asher mehrere Bauernhöfe mit Weideland, die vor allem von der Viehhaltung lebten, Kühe und auch Schafe; bei dem Gespräch mit Wetherly stellte sich rasch heraus, dass es kein gemeinsames Ziel gab, das bei der Viehzucht verfolgt wurde. Jeder Pächter machte es so, wie es ihm richtig erschien und zusagte. Nachdem Asher einige der Herden gesehen hatte, fand er, dass es dort Möglichkeiten für Verbesserungen gab.
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