Der süße Hauch von Gefahr
ist.«
»Ja, das ist es«, pflichtete ihr Asher leise bei.
»Aber ich glaube, dass Apoll sie beschäftigt halten und ihre Tage aufheitern wird.«
Damit überließ er die Hannums ihrer Arbeit und begab sich auf die Rückseite seines Hauses, in sein Arbeitszimmer. Arbeitszimmer war eigentlich übertrieben für einen Raum, der zunächst vermutlich als Lagerplatz genutzt worden war. Heute waren die Wände verputzt und weiß gestrichen, es gab mehrere hohe Fenster, die auf einen Teil des Gartens hinter dem Gebäude hinausgingen, und einen grün und rostfarben gemusterten Wollteppich auf dem geklinkerten Boden. Asher fand es in jeder Hinsicht ausreichend für seine Bedürfnisse. An Wintertagen verbreitete der gemauerte Kamin, der lange, bevor er das Anwesen erworben hatte, eingebaut worden war, Wärme und Gemütlichkeit. Ein paar Bücherregale säumten die Wände, und die Möbel, die im Raum verteilt standen, waren ein wenig abgenutzt, aber bequem. Vorhänge aus schwerem gewebtem Stoff mit einem Muster in Grün und Gold hingen zu beiden Seiten der Fenster und wurden zugezogen, um im Winter die Kälte auszusperren.
Nachdem er ein paar Kerzen angezündet hatte, um die Dunkelheit einzudämmen, stand Asher in der Mitte des Zimmers und starrte unbestimmt ins Leere. Rastlos und unfähig, sich hinzusetzen lief er umher und fuhr mit dem Finger über die Flaschenhälse und die Gläser auf dem Sideboard an der einen Wand. Er studierte die Buchrücken in den Regalen, nahm sogar das eine oder andere heraus, aber der Gedanke, sich in Bacons Essays zu versenken, oder einen Band von Caesars Commentarii de Bello Gallico durchzulesen, reizte ihn nicht.
Schließlich trat er an seinen Schreibtisch, ein massives, arg mitgenommenes Möbelstück, das mehr wegen seiner Größe als aus ästhetischen Überlegungen heraus ausgewählt worden war. Asher sah rasch ein paar Papiere durch, die darauf lagen, las sie aber nicht wirklich. Dann kehrte er zum Sideboard zurück und schenkte sich ein Glas Brandy ein.
Er ließ sich in einen weich gepolsterten Ledersessel fallen, legte ein Bein über die breite Armlehne und begann von seinem Brandy zu trinken. Sein Blick schweifte durch den Raum, während er über seine Zukunft nachdachte.
Im Augenblick erstreckten sich Tage und Tage endloser Langeweile vor ihm. Aber … er wollte hier sein. Die Ruhe, die Behäbigkeit und die Gleichförmigkeit des Landlebens, danach hatte er sich all die Jahre gesehnt, in denen er sich mit riskanten und gefährlichen Abenteuern hatte abgeben müssen. Er war ja froh, zu Hause zu sein, froh, nicht ständig über seine Schulter schauen zu müssen, froh, nicht länger sein Leben und seinen Ruf aufs Spiel setzen zu müssen. Er biss die Zähne zusammen. Oder seine Familie Schimpf und Schande auszusetzen, wenn er bei irgendeiner seiner weniger ehrenwerten Machenschaften erwischt worden wäre. Er hatte hart dafür gearbeitet, gestand er sich nicht ohne Reue ein, um sich langweilen zu können.
Sein Problem, entschied er am Ende, war vielmehr, dass er nichts mit sich anzufangen wusste. Er hatte nie viel über die Zukunft allgemein nachgedacht oder gar über seine eigene Zukunft. Er war immer vollauf damit befasst gewesen, die Zukunft für alle anderen sicher zu gestalten, ohne sich um sich selbst zu kümmern. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Das war nicht wirklich wahr – man brauchte nur seine Investitionen in Verkehrswege, in Kohle- und Zinnminen anzusehen oder seinen Erwerb von Fox Hollow. Ganz so schlimm war es nicht, er hatte schon an seine eigene Zukunft gedacht.
Das Problem bestand vielmehr in dem Umstand, dass er sich nicht als Bauer sah, eigentlich auch nicht als Grundbesitzer. Außerdem besaß er einen hervorragenden Inspektor, der das Land ausgezeichnet verwaltete. Er grinste. Und Wetherly würde es nicht mit Freude aufnehmen, wenn sein Arbeitgeber sich auf einmal in seine Arbeit einmischte. Wetherly war völlig zufrieden damit, ihm Bericht zu erstatten und mit ernster Miene seinen Vorschlägen zu lauschen, ja, vielleicht sogar den einen oder anderen umzusetzen, aber letztlich wussten sie doch beide, dass es Wetherly war, dessen fähige Führung und genaue Beobachtungsgabe Fox Hollow profitabel machten. Was seine anderen Investitionen anging … nun, wieder hatte er hierfür einen vortrefflichen Agenten. Sein Name war Elmore und wie Wetherly wäre er nicht begeistert, wenn Asher ihn ständig in seinem Londoner Büro aufsuchte und ihm über die Schulter
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