Der süße Hauch von Gefahr
Felder, Wiesen und Wald, aber für Asher war das entscheidende Merkmal gewesen, dass der Besitz an Burnham grenzte. Als die Witwe des letzten Besitzers seine Großmutter angesprochen hatte, ob sie nicht vielleicht Fox Hollow erwerben wolle, hatte Mrs Manley vorgeschlagen, dass Asher es für sich kaufte. Lächelnd hatte sie zu ihm gesagt:
»Auf diese Weise wirst du in deinem eigenen Haus leben und nicht das Gefühl haben müssen, herumzustehen und auf mein Ableben zu warten.« Der Gedanke an ihren Tod allein versetzte ihm einen schmerzlichen Stich, und obwohl er es nie so empfunden hatte, als ob er herumstünde und auf ihr Ableben wartete, war ihr Rat klug, sodass er vor fünf Jahren Fox Hollow erstanden hatte.
Asher lächelte ein wenig. Ormsby hatte schon davor ein Auge auf Fox Hollow geworfen und der Witwe bereits ein Angebot gemacht, etwas über die Hälfte des aktuellen Wertes, als Mrs Dempsey seine Großmutter gefragt hatte, auf der Suche nach einem faireren Preis. Fox Hollow war jeden Penny der Summe wert, die Mrs Dempsey haben wollte, und Asher hatte bereitwillig ihren Preis gezahlt. Sein Lächeln verblasste. Was Ormsby einen weiteren Grund lieferte, ihn zu verabscheuen. Er zuckte die Achseln. Der Bastard hätte der Witwe ein faires Angebot machen sollen.
Er ließ die Pferde in der Hand seines Stallmeisters und schlenderte durch die Dunkelheit zurück zum Haus, wobei er sich seltsam rastlos fühlte. Beinahe so lange wie er sich erinnern konnte, hatte es immer ein neues Ziel gegeben, hatte es gegolten, einen neuen Plan zu verfolgen und umzusetzen, aber diese Tage lagen nun hinter ihm. Mit Ausnahme des Diebstahls der Ormsby-Diamanten war Asher entschlossen, den Teil seines Lebens ein für alle Mal hinter sich zu lassen, der einer genaueren Untersuchung nicht standhalten würde. Er hatte sehr viel Glück gehabt, dass seine Beteiligung an den verschiedenen Machenschaften und zwielichtigen Manövern, an denen er mitgewirkt hatte, nie aufgeflogen war. Er hatte gewusst, dass, solange er fortfuhr, das Schicksal herauszufordern, es nur eine Frage der Zeit war, ehe die Katastrophe eintrat. Nach dem knappen Entkommen im vergangenen Jahr war es schieres Glück gewesen, dass er nicht am Galgen in Newgate gelandet war. Dieser verflixte Collard.
Ashers Lippen wurden schmal. Über die Jahre war er oft genug hart am Wind gesegelt oder mehr noch, aber er hatte keine Leichen zurückgelassen, bis Collard den glücklosen Whitley letzten Frühling umgebracht hatte. Es war eine Sache, einen Kerl hereinzulegen oder ihn zu bestehlen, aber Mord war etwas völlig anderes. Sein Motto war stets gewesen, schweres Gelände mit so geringen Verlusten wie möglich zu nehmen, aber seit den Vorkommnissen im vergangenen Jahr in Devonshire plagten ihn immer mehr Zweifel an der Weisheit seiner Lebensphilosophie.
Es war nicht so, überlegte er, während er zur Eingangstür ging, als ob die verzweifelte Not noch existierte, die ihn einst dazu getrieben hatte, so große Risiken einzugehen. Burnham war dieser Tage sicher, und seine Großmutter musste nicht länger mit der Angst leben, ihr Heim zu verlieren. Sie hatte sich, stellte er grimmig fest, beinahe an den Bettelstab gebracht, um ihm und seinen Brüdern den Besuch von Eton zu ermöglichen. Er hatte es zu der Zeit nicht gewusst, dass sie Burnham selbst aufs Spiel gesetzt hatte, still eine Hypothek aufgenommen hatte, die sie sich kaum leisten konnte, nur damit ihre Enkel eine Erziehung erhielten, die ihrer Herkunft angemessen war. Als er herausgefunden hatte, welches Opfer sie gebracht hatte, war er entsetzt gewesen, und er hatte unverzüglich Schritte unternommen, den Abfluss aus ihrer Geldbörse zu unterbinden. Und wenn seine Methoden vielleicht auch aus der Verzweiflung geboren waren und riskant und nicht in Ordnung, so hatte ihn das damals nicht weiter gestört. Seine Großmutter würde Burnham nicht verlieren.
Er gab sich einen Ruck und schüttelte die schlimmen Erinnerungen ab. Gegenwärtig war Burnham sicher, und seine jüngeren Halbgeschwister hatten eine gesicherte Zukunft; sie waren nicht länger von ihm abhängig. Seine beiden Schwestern hatten auch dank der jeweils ansehnlichen Mitgift, die Asher diskret zur Verfügung gestellt hatte, ausgezeichnete Ehen geschlossen. John, der beinahe fünfundzwanzig war und der Halbbruder, der ihm im Alter am nächsten stand, führte das Landgut der Familie, Apple Hill. Robert war mit seinen fast vierundzwanzig Jahren der Nächstälteste und hatte
Weitere Kostenlose Bücher