Der süße Hauch von Gefahr
schaute. Asher war beileibe kein nachlässiger Arbeitgeber – er verstand und wusste immer ganz genau, wie es um seine Geschäfte stand.
Er trank seinen Brandy aus, stand auf und schenkte sich nach. Mit dem Schwenker in der Hand nahm er seine Wanderung durch den Raum wieder auf, blieb hie und da stehen, starrte blicklos irgendwohin, ehe er weiterging. Er kam bei den Fenstern in den Garten an, hielt inne. Inzwischen war es draußen dunkel, und er konnte außer seinem Spiegelbild in der Scheibe nichts sehen. Er trank einen Schluck.
Ein Mann von leicht überdurchschnittlicher Größe mit schwarzem Haar schaute ihm entgegen. Unter dem dunkelblauen Rock war er muskulös, seine Schultern breit, sein dichtes Haar widerspenstig und vielleicht einen Tick zu lang, um noch der Mode zu entsprechen. Die Züge, die er sah, waren nach allgemeinem Standard attraktiv, die schwarzen Brauen unter der breiten Stirn markant, die Nase arrogant gewölbt und der Mund breit, die Unterlippe voller als die Oberlippe. Kurz, er gab das Bild eines Gentleman ab, aber selbst jetzt noch blickten die tief liegenden kobaltblauen Augen wachsam, waren umschattet und voller Geheimnisse …
Asher schnaubte verächtlich und wandte sich ab. Als Nächstes würde er noch anfangen, mit sich selbst zu reden.
Er setzte sich, bedachte das Problem von allen Seiten. Also, wenn er sich nicht mit dem Bestellen der Äcker, der Ernte oder der Viehzucht befassen wollte, und er auch nicht damit zufrieden war, seinen Geldanlagen beim Wachsen zuzusehen, was sollte er dann mit seiner Zeit anfangen? Ganz bestimmt würde er kein Stümper oder Dandy werden oder einer dieser gelangweilten Kerle, denen man in London auf Schritt und Tritt begegnete.
Es gab, so schloss er, viele Beschäftigungen für einen Mann in seiner Stellung. Er nahm an, er konnte Pferde züchten … Darüber dachte er nach. Er mochte Pferde, er hatte ein gutes Auge für sie, und sein Stall beherbergte eine stattliche Anzahl hervorragender Tiere. Er besaß auch das Land, das man dafür brauchte. Aber er konnte sich nicht vorstellen, dass er den Rest seines Lebens damit verbrachte, Stammbäume zu studieren und nach dem magischen Kniff zu suchen, der ihm dabei half, genau die Pferde zu züchten, die die mondäne Welt bevorzugte. Hunde zu züchten sagte ihm auch nicht zu. Das überließ er lieber Leuten wie Medley, die sich damit auskannten. Das Gleiche galt für Schafe und anderes Vieh. Gartenarbeit war nicht unbedingt seine Stärke, das Gewächshaus nicht sein Metier. Er konnte höchstens ein halbes Dutzend der Pflanzen korrekt benennen, die in seinen Gärten wuchsen.
Himmel! , dachte er verärgert. Ich brauche irgendeine Beschäftigung. Oder eine Ehefrau.
Er zuckte zusammen. Eine Frau? Himmel, das war ein guter Witz. Was zum Teufel würde er mit einer Frau anfangen?
Mit nachdenklicher Miene schaute er sich im Zimmer um. Wie wäre es, eine Frau zu haben, fragte er sich. Aufzuschauen und im Stuhl neben sich eine Frau zu sehen, eine hübsche Frau, die las oder einer Handarbeit nachging? Würde sie den Kopf heben und ihn voller Zuneigung anlächeln? Würde er dasselbe machtvolle Zusammengehörigkeitsgefühl, denselben Beschützerinstinkt spüren wie für seine Geschwister und seine Großmutter? Zwischen seinen Beinen regte sich etwas. Und wie wäre es, zu wissen, dass, wenn er des Nachts ins Bett ging, eine warme willige Frau auf ihn wartete? Und was war mit Kindern?
Ein seltsames Gefühl erfasste ihn, halb Freude, halb Angst. Er hatte sich nie als Vater gesehen. Es war natürlich möglich, räumte er ein, dass er ein anständiger Vater wäre. Etwas Dunkles, Gefährliches glitt über seine Züge. Er würde auf jeden Fall dafür sorgen, dass es seinen Kindern an nichts fehlte, und nicht ihr Schicksal den Karten anvertrauen, wie es sein Stiefvater getan hatte.
Aber wollte er wirklich eine Ehefrau? Konnte er sich daran gewöhnen, noch für jemand anderen zu sorgen? Für sie verantwortlich zu sein?
Der Gedanke, sich eine Frau zu suchen, ließ ihm keine Ruhe, selbst dann nicht, als er die Stufen zu seinem Schlafzimmer hochging und schließlich ins Bett stieg. In sein einsames Bett, wie er sich reuig eingestand.
Eine Frau zu finden, die sein Lager teilte, war nie schwierig für ihn gewesen. Aber eine Mätresse oder eine vorübergehende Geliebte war nicht dasselbe wie eine Ehefrau. Eine Ehefrau hatte man für immer. Eine Ehefrau würde in seinem Haus leben, sie würde seine Kinder bekommen. Ein Lächeln
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