Der süße Hauch von Gefahr
Weidenkorb.
»Los«, sagte er, als sie nur auf die sich immer wilder bewegende Decke starrte, »heb sie an.«
Sie tat es, und ihre Miene schmolz dahin, spiegelte ihr Entzücken über den heftig wedelnden Spanielwelpen im Korb wider. Während das Hündchen und seine Großmutter sich verwundert musterten, bemerkte Asher hastig:
»Es ist ein Junge. Gestern ist er acht Wochen alt geworden, einer aus Bauer Medleys letztem Wurf.«
»Oh, Asher!« Sie nahm den kleinen Hund heraus, dessen Fell in Weiß, Hellbraun und Schwarz gezeichnet war, hielt ihn auf Brusthöhe vor sich und lachte, als der kleine Kerl sogleich versuchte, sie im Gesicht zu lecken. Sie streichelte ihm den Kopf und fragte:
»Medleys Hunde?«
Asher nickte. Leise erklärte er:
»So wie Captain. Medley sagt, der Kleine hier stammt über mehrere Ecken von Captains Mutter ab.« Zu seinem Schreck füllten sich die Augen seiner Großmutter mit Tränen, und sie erstickte ein Schluchzen.
»Ich dachte, du würdest dich freuen«, sagte er.
Halb lächelnd, halb weinend drückte sie das Hundejunge fester an sich und stellte fest:
»Das tue ich, oh, das tue ich doch.« Sie küsste Asher aufs Kinn und fügte hinzu:
»Ich weine doch nur, weil ich so froh bin. Ich würde jeden Hund lieben, den du mir schenkst, aber einen, der wenn auch nur entfernt mit meinem lieben alten Captain verwandt ist, das ist mehr, als ich mir je erträumt hätte.«
»Ich hatte gehofft, dass dir durch den Kleinen leichter ums Herz wird.« Er fuhr dem Tier sanft über den Kopf.
»Er wird nie Captain sein, aber ich denke, er wird zu einem guten, treuen Gefährten für dich heranwachsen – so wie Captain es war.«
Das Essen verlief sehr nett. Sie hatten im Freien am Ufer des kleinen Sees gespeist, während der Welpe auf seinen noch etwas unsicheren Beinchen um sie herumgetobt war und sein neues Zuhause erkundet hatte. Als die Dämmerung dem Lavendelblau der einbrechenden Dunkelheit wich, unternahmen sie einen Spaziergang um den See herum; seine Großmutter hatte sich bei ihm untergehakt, und sie verfolgten das Herumtollen des Welpen. Beim Gehen suchten sie nach einem möglichen Namen für den Kleinen. Asher stimmte dafür, dem militärischen Thema treu zu bleiben, aber Mrs Manley lächelte milde und erklärte, dieses Mal wolle sie lieber einen romantischen Namen. Mit einem Grinsen schaute er sie an, zog eine Braue hoch und fragte halb im Spaß:
»Was, etwa Romeo?«
Sie lachte. Da sie merkte, dass der Hund sich allmählich verausgabt hatte, bückte sie sich und hob ihn hoch. Nachdem sie ihn kurz an sich gedrückt hatte, legte sie ihn in den Korb, den sie in weiser Voraussicht mitgenommen hatte. Der Welpe rollte sich zufrieden zusammen und schlief unverzüglich ein. Mit einem Lächeln sagte sie:
»Nein, nicht so romantisch. Ich dachte eher an etwas wie Jupiter oder Zeus.«
Zweifelnd beäugte Asher das zusammengerollte Fellknäuel im Korb.
»Irgendwie schaut er nicht sonderlich zeusartig aus.«
»Nun, im Augenblick vielleicht nicht«, räumte seine Großmutter ein, »aber du musst mir doch zustimmen, dass er ein ganz besonders hübscher Kerl ist, sogar jetzt schon. Wenn er ausgewachsen ist, bin ich sicher, dass er der schönste Hund der ganzen Gegend sein wird.«
»Wenn du das glaubst, warum nennst du ihn dann nicht Apoll?«
Sie strahlte ihn an.
»Was für eine ausgezeichnete Idee!« Mit einem Blick auf den Hund murmelte sie:
»Willkommen in Burnham, Apoll.« Apoll schlief unbekümmert weiter und schien von seinem neuen Namen wenig beeindruckt.
Asher war zufrieden, als er eine Stunde später von Burnham wegfuhr. Seine Großmutter war von dem kleinen Hund hingerissen, und er zweifelte nicht daran, dass Apoll trotz des weich gepolsterten Korbes, in dem er momentan noch schlief, binnen weniger Stunden im Bett bei seiner neuen Besitzerin landen würde. Captain hatte immer an ihrem Fußende geschlafen, und er rechnete nicht damit, dass es Apoll schlechter ergehen würde.
Eine Familie wohlhabender Großbauern hatte seinen eigenen Landsitz Fox Hollow mehrere Generationen lang besessen, und auch wenn das Haus selbst nicht beeindruckend, prächtig oder weitläufig war, war es doch ein schönes Zuhause. Wie bei Burnham fiel Asher das Wort »behaglich« ein, als er an dem langgestreckten Gebäude aus Stein und Fachwerk mit den beiden breiten Erkern rechts und links der doppelflügeligen Eingangstür vorbeifuhr. Zu dem Haus gehörten mehr als tausend Morgen hügeliges Land, fruchtbare
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