Der süße Hauch von Gefahr
anfühlte, wie hungrig und fordernd ihr Körper auf seine Inbesitznahme gewartet hatte. Nichts anderes hatte gezählt. Nicht Thalia, nicht Anstand und Sitte, nicht einmal die Gefahr. Wenn sie nur an diese Augenblicke dachte, die sie nie wirklich bereuen würde, durchflutete sie Verlangen, unkontrollierbar und drängend, und zu ihrem Entsetzen richteten ihre Brustspitzen sich auf, und zwischen ihren Beinen loderte schmerzliche Hitze. Sie ballte die Hände zu Fäusten. Was stimmte hier nicht mit ihr? Selbst mit ihrem Ehemann hatte sie nie so machtvolle Gefühle erlebt, Asher hingegen … Sie schluckte mühsam. Mit Asher hatte sie jeden Skrupel vergessen, jeden Grundsatz, den sie je gehabt hatte. Und es darf nicht noch einmal geschehen, das darf es nicht, mahnte sie sich verzweifelt, weil es Dummheit war … und sie am Ende dieses Weges nur Herzschmerz erwartete.
6
D as Erste, was Asher am nächsten Tag in Angriff nahm, war ein Brief an seine Großmutter, in dem er ihr schrieb, dass Thalia Masern habe, und sie vorwarnte, dass er am heutigen Nachmittag kommen werde, um mit ihr auf Kirkwood einen Besuch zu machen, um ihre Hilfe anzubieten. Sobald der Brief unterwegs nach Burnham war, gönnte er sich ein Frühstück aus knusprigen Scones, frisch aus dem Ofen, Rührei und halbrohem Lendenbraten, alles hinuntergespült mit einem Krug Ale.
Danach zog er sich in sein Arbeitszimmer zurück, schaute einige Papiere durch, die sein Verwalter für ihn auf seinem Schreibtisch hinterlegt hatte, damit er sie ansah, aber in Gedanken war er noch bei dem vorigen Abend.
Er hegte keinerlei Zweifel, dass er Thalias Briefe innerhalb des zeitlichen Rahmens, den Juliana ihm genannt hatte, finden und zurückbringen konnte. Wobei das Aufspüren der Briefe der schwierigere Part bei der Sache war, aber im Verlauf seiner alles andere als respektablen Karriere hatte er herausgefunden, dass die meisten Leute in ihrem Tun vorhersehbar waren, umso mehr, wenn es darum ging, wichtige Dinge zu verstecken. Er hatte ein paar Menschen kennengelernt, die nicht dem gewöhnlichen Verhaltensmuster folgten und ihm daher einige unangenehme Überraschungen beschert hatten, aber diese Leute waren die Ausnahme, nicht die Regel.
Nachdem der Marquis London verlassen hatte, vermutete er mit nahezu völliger Sicherheit, dass Thalias drei Briefe irgendwo in seinem prunkvollen Heim auf dem Land versteckt waren. Der Ort, an dem der Marquis sie am wahrscheinlichsten aufbewahrte, war der Tresor in seinem Arbeitszimmer. Wie viele andere Leute, die Asher namentlich benennen konnte, dachte Ormsby, sein Tresor sei hinter einem großen Landschaftsgemälde geschickt verborgen. In Ormsbys Fall war das Gemälde von Gainsborough und hing gegenüber des gewaltigen Marmorkamins an der Wand. Asher schüttelte den Kopf. Die erste Stelle, an der ein erfahrener Dieb nachschauen würde. Er musste grinsen. Er hatte Ormsbys Safe schon vor Jahren entdeckt und gründlich untersucht, als ihm zum ersten Mal die Idee gekommen war, die Ormsby-Diamanten zu stehlen. Dieses Wissen würde sich nun als wertvoll erweisen. In das Haus einzubrechen war keine sonderliche Herausforderung; der Raum befand sich auf der Ostseite des weitläufigen Herrenhauses und ging auf einen kleinen Garten hinaus. Von dem Arbeitszimmer führten französische Fenster nach draußen, durch die er sich mühelos Zutritt verschaffen konnte. Besonders gefiel ihm, dass Ormsby nicht damit rechnen würde, dass ein Dieb so dreist wäre, bei ihm einzubrechen, wo doch alle Welt wusste, dass er in seinem Haus weilte.
Asher ignorierte die Gefahren keineswegs, und er war auch nicht übertrieben zuversichtlich. Er vertraute auf sein Geschick, das er bei zahllosen Gelegenheiten wie diesen verfeinert und vervollkommnet hatte; dennoch war er sich bewusst, dass die kleinste Fehlkalkulation oder der geringste Missgriff die Katastrophe über ihn hereinbrechen lassen konnte. Seine Lippen verzogen sich. Es würde ihn ins Gefängnis bringen und Schande über ihn und seine Verwandten. Seiner Großmutter sowie der restlichen Familie wäre es unmöglich, weiterhin ihr Gesicht in der Öffentlichkeit zu zeigen. Nein, erwischt zu werden war nicht Teil seines Plans.
Er stand auf und ging zum Fenster, schaute hinaus. In Ormsbys Haus einzudringen und den Tresor zu öffnen war eine leichte Übung für einen Mann mit seinen Fähigkeiten. Es könnte schwieriger werden, wenn Ormsby sich in den vergangenen paar Jahren irgendwann einen neuen Safe besorgt
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