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Der süße Hauch von Gefahr

Der süße Hauch von Gefahr

Titel: Der süße Hauch von Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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Manor kein schönes Haus war; es war nur einfach nicht ihr Haus.
    Nach dem Treffen mit Asher in dieser Nacht waren ihre Nerven gereizt, und sie wünschte sich verzweifelt, in ihrem vertrauten Schlafzimmer zu sein, umgeben von ihren Sachen; sie wollte durch die gemütlichen Zimmer wandern, die sie nach ihrem Geschmack eingerichtet hatte, und ihr inneres Gleichgewicht wiederfinden. Von dem Augenblick an, als Ormsby bei ihrem Vater vorgesprochen hatte und ihn von der Existenz von Thalias indiskreten und dummen Briefen unterrichtet hatte, hatte sie das Gefühl, als sei ihr Leben außer Kontrolle geraten. Juliana brauchte aber Kontrolle.
    Über so viel in ihrem Leben hatte sie keine Kontrolle gehabt. Sie war eine pflichtbewusste Tochter und hatte sich ohne Murren den Wünschen ihres liebevollen Vaters gebeugt, hatte sich nie gegen die herrschenden Gesetze der Gesellschaft aufgelehnt, die ihm die völlige Bestimmungsgewalt über ihre Zukunft gaben. Als es um ihre Heirat ging, war es ihr überhaupt nicht in den Sinn gekommen, nicht den Mann zu heiraten, den ihr Vater und die gute Gesellschaft für passend hielten. Es war ihr, dachte sie beinahe hysterisch, auch nicht der Gedanke gekommen, gar nicht zu heiraten. Eine Ehe war das, was man von einer jungen Dame ihres gesellschaftlichen Ranges erwartete, und die wenigen Alternativen, eine Anstellung als Gouvernante, das Dasein der unverheirateten Tante oder alten Jungfer, hatten ihr nicht zugesagt. Daher hatte sie kurz vor ihrem einundzwanzigsten Geburtstag geheiratet. Und zwar einen sehr netten, sehr achtbaren Mann mit einem bescheidenen Vermögen.
    Sie ging durch ihre früheren Zimmer auf Kirkwood und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob sie William Greeley eigentlich überhaupt geliebt hatte. Sie hatte ihn gemocht, sicher, und er war auch ein wirklich netter Mann gewesen, aber … Nein, sie hatte ihn nicht geliebt. Sie hatte seine Gesellschaft genossen und war damit zufrieden gewesen, seine Frau zu sein. Sie hatte die Herrschaft ihres Vaters gegen die ihres Ehemannes eingetauscht und hatte sich klaglos den neuen Umständen angepasst. Die Ehe verhalf ihr zu ein wenig mehr Freiheit – einer verheirateten Frau waren nicht so viele Beschränkungen auferlegt –, aber sie wäre nie auf die Idee gekommen, der Gesellschaft eine lange Nase zu drehen und sich gegen die ungeschriebenen Gesetze aufzulehnen. Sie hatte mit ihrem Ehemann auf dem Besitz seines Vaters in Hampshire gewohnt, sich Kinder gewünscht – wie William auch. Und sie hätte sicher auch welche bekommen, wenn William nicht an Schwindsucht gestorben wäre, knapp einen Monat vor ihrem dritten Hochzeitstag.
    So kam es, dass sie mit vierundzwanzig Witwe war – kein geringer Schock für sie. Ihre Welt war komplett auf den Kopf gestellt worden. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte es keinen Mann gegeben, den sie um Rat fragen musste, niemanden, der die Vorgaben machte, wie sie es bislang gewohnt gewesen war. Ein paar Monate hatte sie sich ziellos treiben lassen, wie ein Schiff ohne Ruder. Natürlich hatten ihr Vater und ihr Schwiegervater sie beraten, was sie tun sollte und wo sie leben sollte; sie hatte ihnen höflich zugehört, aber tief im Innern hatte sie gewusst, dass sie sie nicht zwingen konnten, ihren Rat anzunehmen.
    Ihre Schwiegereltern wollten, dass sie weiter in dem reizenden kleinen Haus wohnen blieb, das sie mit ihrem jüngsten Sohn geteilt hatte. Aber nach nur ein paar Monaten hatte Juliana festgestellt, dass sie sich mehr und mehr nach ihrer Heimat sehnte, der vertrauten Umgebung ihrer Kindheit. Einsam, voll Trauer über den Verlust ihres Ehemanns, hatte sie in der Nähe ihrer Schwester sein wollen. Sie wollte, merkte sie, wieder nach Kent ziehen. Der Heiratsvertrag sah eine großzügige Versorgung für sie vor, und so kam es, dass sie eines Morgens frisch und voller Tatendrang aufgewacht war, von dem Wissen erfüllt, dass sie genau das tun konnte, was sie wollte, ohne dass es ihr jemand verwehren konnte. Wenn sie näher bei ihrer Schwester leben wollte, so konnte sie das tun, und mit nur einem kleinen Stich des Bedauerns hatte sie sich von ihren Schwiegereltern verabschiedet, um nach Kent zurückzukehren und dort zu leben.
    Ihr Vater, der davon ausging, sie sei gekommen, um auf Kirkwood zu wohnen, war sehr erstaunt gewesen, als sie ein paar Wochen später erwähnt hatte, sie wolle das reizende kleine Landhaus für sich erwerben, das nur wenige Meilen entfernt zum Verkauf stand. Er riet ihr davon ab, denn

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