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Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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ihn, irgendetwas zwischen Nase und Mund stimmt nicht und ich komme einfach nicht darauf, was es sein könnte. Aber die Beamten drängeln, behaupten, damit könnten sie schon gut arbeiten. Jede Minute sei kostbar und es sei schon viel zu viel Zeit verschwendet worden, bei einer Kindesentführung zähle jede Sekunde.
    Meine Schuld.
    Nicht darüber nachdenken, sondern handeln. Mittlerweile hat die Rolfs Kontakt mit dem Bankchef aufgenommen und sie reicht mir den Hörer weiter. Bruno von Talberg, der ziemlich gestresst klingt, erklärt mir, worin das Problem liegt. »Wir tun wirklich alles für Herrn Schrader und seine Tochter. Aber es ist ein Problem, in so kurzer Zeit an derart viele gebrauchte kleine Scheine zu kommen. Wir haben fünfundsiebzig Prozent weniger Filialen mit Barmasse als zum Beispiel die Sparkassen, weil wir vorwiegend auf Online-Banking setzen. Ich fürchte, wir schaffen das nicht.«
    »Das werde ich der kleinen Tochter von Schrader gern erklären, wenn sie dann noch lebt!«, gifte ich ihn an. Ich habe solche Angst um Ida und meine Hilflosigkeit macht mich unglaublich wütend.
    In diesem Augenblick klingelt mein Handy und es wird in dem großen Raum, der eben noch vor Geschäftigkeit nur so gesummt hat, schlagartig still. »Ich rufe Sie gleich zurück«, flüstere ich, bevor ich das Gespräch annehme.
    »Hallo?«
    Wieder diese blecherne Computerstimme. »Marie-Lu, ich sage dir jetzt…«
    »Wo ist Ida? Lebt sie? Geht es ihr gut?«, unterbreche ich ihn, ermutigt von Frau Rolfs, die mir mit Gesten bedeutet, dass ich Zeit schinden soll.
    »Halt den Mund oder das Kind stirbt.«
    »Ich weiß nicht, ob wir das Geld rechtzeitig zusammenkriegen…«
    »Dann stirbt das Kind.« Das Gespräch ist weg.
    Die Männer an der Fangschaltung schütteln ihre Köpfe, sie erklären der Rolfs, dass sie bis jetzt nur rausfinden konnten, dass der Täter über eine russische Internetverbindung telefoniert hat.
    Ich rufe wieder die Bank an, doch Christians Chef hat immer noch keine guten Neuigkeiten für uns. Sie haben nicht mal ein Viertel des Geldes zusammen.
    Ich überlege, was Yukiko tun würde, und da fällt mir die Karateregel Nummer zwanzig ein. Denke immer nach und versuche dich ständig in Neuem. »Wir könnten einen Aufruf durch die Presse starten«, schlage ich vor, »Leute bringen ihre gebrauchten Scheine zum Umtausch gegen neue Scheine zur Money-Bank.«
    Alle starren mich an, als wäre ich verrückt geworden. Okay, offensichtlich ist das keine gute Idee. Denk nach. Lu, denk nach! Der Gedanke an Karate bringt mich zu der Frage, warum Yukiko glaubt, dass die japanische Mafia hinter alldem steckt. So eine hysterische Aussage passt eigentlich nicht zu meiner Schwägerin, auch wenn sie noch so sehr in Sorge um ihr Kind ist.
    Ich lasse meinen Blick auf der Suche nach den roten Ampelhaaren von Kriminaldirektorin Rolfs durch den Raum gleiten. Sie telefoniert wild gestikulierend – wie es überhaupt hier zugeht wie in einer riesigen Telefonzentrale. Andrea wäre entsetzt. Nichts ist mehr so, wie es heute Morgen war. Während ich die hektisch arbeitenden Beamten um mich herum beobachte, werde ich ganz ruhig und mir wird immer klarer, dass ich unbedingt mit Yukiko reden muss. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr. Sie war im Unterschied zu Christian nicht böse auf mich. Warum nicht? Das kann doch nicht nur an ihrer Selbstbeherrschung liegen! Weshalb denkt sie an die japanische Mafia und Christian nicht? Vielleicht ist da etwas im Busch, von dem mein Bruder gar nichts weiß? Heute Morgen bei der Abreise hatte ich den Eindruck, dass etwas meiner Schwägerin große Sorgen gemacht hat. Schließlich hat sie sich viel emotionaler als sonst von Ida verabschiedet.
    Ich komme mir zwar vor wie eine Verräterin, so, als ob ich Yukiko etwas anhängen wollen würde, aber dann denke ich an Ida und rede mit Simone Rolfs darüber. Sie sagt lange nichts, sondern mustert mich nur skeptisch. Schließlich lässt sie die Leitung zur Lufthansamaschine noch einmal aktivieren.
    Es klingelt an der Aufzugtür. Der alte Schubert fragt, ob mein Bruder Sebastian und Frau Reimann nach oben dürfen, und ich könnte vor Erleichterung schon wieder heulen. Endlich ein bekanntes Gesicht. Endlich jemand, der mich versteht. Ich war noch nie so froh, einen Bruder zu haben!
    Andrea Reimann und Basti steigen gemeinsam aus dem Aufzug. Die Haushälterin kann nicht mal einen Blick mit mir tauschen. Sie wird sofort von Frau Rolfs in die Küche geführt, wo sie sich mit

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