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Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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mir eine Skypeleitung zu dem Phantomzeichner her.« Sie wendet sich zu Kriminalhauptkommissar Hinze. »Manfred, du sorgst dafür, dass die Kollegen von der organisierten Kriminalität sich die Bilder anschauen. Friese und sein Komplize sind mit Sicherheit schon mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Und wir müssen genau wissen, wie sie ticken. Wir brauchen ab sofort eine Überwachung von Lus Handy mit ständiger Funkortung. Außerdem sollen die Kollegen von der organisierten Kriminalität noch nach Hinweisen suchen, ob die Money-Bank irgendwelche Kontakte zur Yakuza unterhält. Haben Ihre Männer schon was über die Haushälterin?«
    Hinze zückt sein Notizbuch und rattert die wenigen Fakten herunter. Seine Männer haben nichts Besonders gefunden. Sie war nie verheiratet, hat aber einen vierundzwanzigjährigen Sohn, der es in nur sieben Jahren Bundeswehr zum Oberstleutnant gebracht hat, vor zwei Jahren in Afghanistan verwundet und mit Orden überhäuft aus der Bundeswehr entlassen wurde. Seither lebt er bei seiner Mutter. Sie ist noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, es gibt nicht mal einen Eintrag wegen Falschparkens und keinerlei Einträge in der Schufa.
    Ich wusste nicht, dass Andrea einen Sohn hat. Sebastian kennt sie besser. Doch mir bleibt keine Zeit, länger darüber nachzudenken, denn die Rolfs gibt weitere Anweisungen. »Ich rufe gleich persönlich bei der Bank an und bespreche das mit dem Geld. Manfred, du holst dann das Geld in der Bank. Wir brauchen eine Schutzweste für Frau Schrader und einen Sender.«
    »Du willst das Mädchen die Übergabe doch machen lassen?« Hinze schüttelt den Kopf. »Simone, du bist der Chef, aber entschuldige, wenn ich das sage, ich halte das für viel zu gefährlich. Wenn die Kleine es irgendwie vermasselt, dann riskieren wir das Leben der Geisel.«
    Geisel? Die reden von Ida. »Diese Geisel ist ein drei Jahre altes Mädchen. Ihr Name ist Ida-Kim und sie ist nicht nur die Geisel«, erkläre ich, als ob das irgendwas an der Sache ändern würde, und werde noch lauter. »Es geht um Ida!«
    Die ganze Sondereinheit starrt mich an, peinliche Stille breitet sich aus und sie vermeiden es, mich anzuschauen, ziemlich sicher, weil sie denken, dass ich schließlich diejenige bin, die dafür gesorgt hat, dass diese Sondereinheit hier ist und überhaupt jemand von einer Geisel reden muss.
    »Ida-Kim, also.« Kriminaldirektorin Rolfs bricht mit einem leichten Seufzen die Stille. »Wir alle verstehen, was das für Sie bedeutet, aber es wäre gut, wenn Sie uns unsere Arbeit machen lassen würden. Manfred, dein Einwand ist berechtigt, doch ich schätze mal, der Entführer weiß genau, warum er möchte, dass Marie-Luise Schrader das Geld übergibt. Offensichtlich kennt er sie, das heißt, wir können ihm niemand anderen unterschieben. Falls er sich meldet, werden wir natürlich versuchen, ihm das auszureden. Falls. Und falls er mit sich reden lässt. Ansonsten geht es jetzt nur noch darum, die Gei…«, sie verbessert sich sofort, »Ida-Kim so schnell wie möglich zu befreien. Und dann möchte ich, dass ihr die Presse informiert, Bilder von Ida-Kim und die Phantombilder der Männer müssen veröffentlich werden, und zwar das ganze Programm, Print, online, Fernsehen. Aber bitte macht deutlich, dass wir die beiden nur als Zeugen suchen, ich will nicht hinterher noch eine Klage am Hals haben. Ist jedem klar, was zu tun ist?«
    Knappes Nicken, dann stürmen alle an ihre Geräte, einige Beamte verlassen die Wohnung und in wenigen Sekunden sitze ich vor dem Computer, auf dessen Bildschirm jetzt der krausbärtige Phantomzeichner erscheint, und strenge mich an, ihm den Mann, auf den ich reingefallen bin, noch einmal genau zu beschreiben.
    Ich werde ihn nie mehr Diego nennen. In Diego war ich verliebt, aber diesen Diego gibt es gar nicht, das war alles nur ein einziger Fake.
    Es ist gar nicht so einfach, jemanden detailliert zu schildern, sogar, wenn man so viel Zeit mit ihm verbracht hat wie ich. Wie nah sind seine Augen beieinander, welche Art von Schwung haben seine Augenbrauen, sind sie voll oder eher dünn? Brechen sie in der Mitte ab oder gehen sie bis ans Ende? Wie ist der Nasensattel, wie die Jochbögen? Erstaunlicherweise gelingt es mir viel besser, ein Porträt von Patrick zu entwerfen, und ich frage mich, ob das vielleicht ein Symbol dafür ist, wie blind ich offensichtlich die ganze Zeit über war. Bis zum Schluss bin ich mit seinem Bild unzufrieden, finde, es zeigt nicht wirklich

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