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Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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kennengelernt hatte, hat Jan mich angerufen und mich darum gebeten, ein letztes Ding zu drehen. Ein Ding noch, dann wollte er mit seiner Verlobten für immer von hier verschwinden und ein neues Leben anfangen. Er hat es mir versprochen und ich habe ihm geglaubt.«
    »Eine Minute ist um!« Meine Stimme ist voller Verachtung und leider auch voll Panik. Ich höre ja selbst, wie die Uhr tickt. Wenn Ida wirklich alleine ist, dann hat sie schon seit gestern Morgen nichts gegessen und getrunken. »Und in dieser Minute hast du nichts gesagt, was mich zu Ida bringen würde!«
    »Ich wollte Schluss machen mit den krummen Dingern, das wusste Jan, aber er hat mich angefleht. Er hat gesagt, dass er eine zweite Chance verdient hat.«
    Ich lache höhnisch auf, jaja, oh ja. Er wollte Schluss machen, dabei hätte ich rechtzeitig mit ihm Schluss machen sollen!
    »›Nur dieses letztes Ding noch‹, hat Jan gesagt. Und das sollte eine Wohnung im Haus deines Bruder sein, die er knacken wollte. Ich sollte die Umgebung auskundschaften, mehr nicht.«
    »Eine Wohnung im Haus meines Bruder? Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Mir reicht es, gib das Handy her!«
    Diego ignoriert meinen Befehl. »Okay, die Wohnung deines Bruders«, gibt er zu. »Es tut mir leid, Lu! Deswegen habe ich dich auf der Rückfahrt von Italien angelogen. Ich brauchte ein paar Tage Zeit. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte.«
    »Zwei Minuten sind um, Undercoverbulle!«
    »Der Bruch war für gestern Abend geplant. Aber dann hast du mich morgens angerufen und mir von Ida erzählt und da hab ich Idiot kapiert, dass Jan mich die ganze Zeit angelogen hat. Er hatte etwas ganz anderes vor. Ich wollte dich warnen, aber ich war so unvorsichtig, von unserer Wohnung aus zu telefonieren.« Diego redet jetzt schneller und immer schneller. »Hast du dich nicht gewundert, warum ich so merkwürdig war? Jan hat mich belauscht, dann bewusstlos geschlagen und gefesselt. Und später, als du vom Spielplatz angerufen hast, lag ich auf dem Rücksitz von diesem Auto hier und Ida war schon im Kofferraum. Jan hat mir eine Knarre an den Kopf gehalten, als du angerufen hast, und gesagt, er wird erst Ida umbringen und dann mich, wenn ich ihm nicht die Zeit verschaffe, die er braucht. Und ich weiß, dass er kein Schwätzer ist.« Er klingt unglaublich bitter. »Glaub mir, bitte glaub mir, ich weiß es gut.«
    Für einen kurzen Moment erinnere ich mich an das Gespräch auf dem Spielplatz. Diego hat irgendwie gepresst geklungen. Und beim Telefonat gestern Morgen war tatsächlich jemand im Hintergrund gewesen.
    Nein! Ich tue es schon wieder! Und das nach all dem, was passiert ist! »Die Märchenstunde ist gleich vorbei«, zische ich. »Wenn du ein Opfer von Jan warst, wieso bist du dann jetzt auf freiem Fuß?«
    »Lu, ich habe mich befreien können, okay? Aber da war Jan schon tot. Die Details erzähle ich dir, wenn wir Ida haben.«
    »Selbst wenn das alles wahr ist, dann nenne mir einen Grund, warum du nicht gleich zur Polizei bist?«
    Er schaut mich finster an. »Das war auch mein erster Gedanke. Aber was wird dann wohl passieren? Sie werden mich sofort festnehmen. Zu Recht. Und damit vergeht Zeit. Sie werden mir kaum glauben, wenn ich sage, dass ich ihnen helfen will. Sie werden denken, die Orte, die ich ihnen nenne, sind falsche Fährten. Nicht einmal du glaubst mir, Lu. Und du bist der Mensch auf der Welt, der mir am nächsten ist.«
    Die Worte wollen in mein Herz sickern, aber ich lasse sie nicht herein. Stattdessen schaue ich auf meine Uhr. Drei Minuten sind verstrichen.
    Verdammt!
    Denken. Ich muss nachdenken. Mein Blick fällt auf den Kratzer in seinem müden, unrasierten Gesicht. Warum ist er so beharrlich? Was hat er davon?
    »Wohin warst du gerade unterwegs?«
    »Zu einem Versteck von Jan, das nur ich kenne und wo Ida sein könnte.«
    »Die Polizei hat viel mehr Möglichkeiten als wir.«
    Er wendet sein Gesicht ab, blickt zu Boden und ich sehe, wie er auf seiner Unterlippe herumkaut. Dann strafft er seine Schultern, nimmt das Handy und hält es mir hin. »In Ordnung. Wir machen es so, wie du sagst. Ruf die Polizei an. Ich werde ihnen alles erzählen, was ich weiß, und dann schauen wir, was sie damit anfangen. Ich verspreche es. Verrate mir nur eins, Lu. Wie kannst du im Ernst glauben, dass ich ein kleines Kind entführen würde?« Seine Stimme wird kratziger, leiser. »Du hast mit mir geschlafen, ich habe mein Innerstes für dich nach außen gedreht. Und ich dachte, es

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