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Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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könnte. Wie kann nur irgendjemand auf der Welt das glauben? Was mich zu der Frage bringt, ob ich mich in Diego ebenso getäuscht habe, wie die Polizei sich in mir irrt. Allerdings wäre es bei denen irgendwie verzeihbar, denn weder die Rolfs noch der Hinze kennen mich oder haben mein Bett und meine Gedanken geteilt. Aber Diego und ich…
    Mal angenommen, er hätte mir eben wirklich die Wahrheit gesagt, nur mal angenommen. Wäre es dann richtig, sich zu stellen? Hat er nicht recht damit, dass dann viel zu viel Zeit verloren geht? Oder sollten wir nicht lieber sofort weiterfahren und Ida finden. Schließlich ist das einzige Ergebnis, das die Polizei bis jetzt vorweisen kann, ein Toter. Sonst gar nichts.
    Diego wirkt erschöpft, sitzt aber immer noch geduldig abwartend vor mir. »Wir machen es genau so, wie du willst. Ruf die Polizei, wenn du denkst, es ist das Richtige.«
    Ich betrachte das Handy und dann geschieht etwas Merkwürdiges. Vielleicht liegt es daran, dass ich völlig übermüdet und hungrig und vollgepumpt bin mit Schmerzmitteln.
    Ich sehe auf einmal wie in einem schneller gedrehten Film alles, was ich mit Diego erlebt habe, vom ersten Moment bis gerade eben, und mir wird klar, dass ich ihm trotz allem, was passiert ist, glauben will. Und ich will mir und meinen Gefühlen glauben.
    Ich will an uns glauben.
    An die Liebe.
    »Lass uns weiterfahren«, sage ich, »und fahr, so schnell es geht!«

Die Bambusprinzessin wird von der schrecklichen Yamauba geweckt
    Wann immer sie aufwachte, wusste sie sich in Sicherheit, obwohl es dunkel um sie herum war und so heiß und eng. Und die Luft roch wie in dem Schrank mit den alten Papa-Schuhen. In ihrem Kopf war das Licht des Mondes und sickerte überallhin und verscheuchte alle Schmerzen, denn eine Bambusprinzessin leidet keinen Durst, keinen Hunger, keine Schmerzen.
    Doch dann wurde sie von grauenhaftem Getöse geweckt. Entsetzt quetschte sie sich so weit von dem Lärm weg, wie es nur ging. Aber sie war so müde und so schwer und ihre Arme und Beine waren auch zu Licht geworden, denn sie fühlte sie nicht mehr. Splitter fielen ihr ins Gesicht. Große und kleine Holzsplitter. Sie schloss die Augen. Der Oni versuchte, die Kiste einzuschlagen, in die er sie gesperrt hatte, er kam, um sie doch noch zu fressen! Aber da würde er sich gleich ärgern, denn er konnte sie nicht fressen, und wenn er noch so wütend war!
    Das Krachen klang in ihren Ohren wie Donnerschläge und ihr kleines Herz begann nun doch wieder, schneller zu schlagen. Obwohl es auch sehr müde war, denn es wurde mit jeder Stunde mühsamer, das dickflüssige Blut durch ihre zarten Adern zu pumpen. Und jetzt war dieser schmächtige Kinderkörper schon fast achtzehn Stunden ohne Wasser.
    Der Oni sollte ruhig zu ihr kommen, dachte Ida, denn sie war die Bambusprinzessin und sie saß in dem Stamm eines besonders prächtigen Bambus und sie war wunderschön und kein Oni der Welt konnte ihr etwas anhaben. Gleich würde ein lieber Papa sie entdecken und als seine Tochter mit nach Hause nehmen und dort würde sie viele Jahre unerkannt als seine Tochter leben, obwohl sie eine Mondnymphe war und kein Mensch.
    Das Donnern hörte für einen Moment auf und eine Stimme erklang, die nicht dem Oni gehörte. Es war eine Frauenstimme, sie öffnete die Augen, aber was sie da vor sich sah, war noch viel schlimmer. Eine urururualte Frau mit irrem Blick und filzigen weißen Haaren!
    Sofort schloss Ida ihre Augen wieder. Denn das war eine Yamauba, eine teuflische alte Waldgeisterhexe, viel mächtiger noch als der Oni.
    Sie schnaufte und versuchte, sich zu beruhigen. Sie musste keine Angst haben. Auch die Yamauba konnte ihr nichts tun. Gar nichts, denn sie war aus Licht, aus Mondlicht. Sie blinzelte und spähte durch einen winzigen Spalt in ihren Augenlidern.
    Die Yamauba sah schrecklich aus, wie sie da wütete. Sie riss die Holzsplitter mit bloßen Händen heraus und sprach dabei merkwürdiges Zeug, Worte, die Ida noch nie gehört hatte.
    Und jetzt beugte sich die Hexe über das Loch, griff nach ihr und hob sie heraus. Sie war stark, die Yamauba.
    Idas Herz schlug bis zum Hals und das Letzte, was sie dachte, war: Ich bin die Bambusprinzessin, niemand kann mir etwas tun. Niemand .
    Dann verlor sie das Bewusstsein.

Lu am Freitag, dem 8. Juni 2012, 7:30 Uhr
    Ich hoffe, dass ich die richtige Entscheidung für Ida getroffen habe, und kann es kaum erwarten voranzukommen. »Wohin fahren wir?«
    Diego drückt aufs Gaspedal. »In eine

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