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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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bescheiden ausgerüstet, Welten entfernt von dem Standard, den Sie in Miami gewohnt sind. Die haben nur die Hauptgruppe bestimmt. Null positiv. Die haben sie im Sperma in der Toten gefunden. Robert Earl hat Null positiv. Und dasselbe gilt natürlich für ein paar Tausend weitere Männer in dem Bezirk. Aber der Prozessanwalt hat sich nicht mal die Mühe gemacht, die Gerichtsmediziner dazu ins Kreuzverhör zu nehmen.«
    »Und der Wagen?«
    »Grüner Ford aus einem anderen Bundesstaat? Niemand hat den Fahrer identifiziert, und niemand hat eindeutig gesagt, die Kleine sei in Robert Earls Auto gestiegen. So was kann man nicht mal als Indizienbeweis bezeichnen, das ist purer Zufall. Vor Gericht ein Witz!«
    »Bei dem Prozess haben Sie ihn nicht vertreten?«
    »Nein, das Ruhmesblatt kann sich jemand anders anheften.«
    »Haben Sie die Kompetenz der Verteidigung in Zweifel gezogen?«
    »Noch nicht, aber das haben wir natürlich vor. Das hätte ein Jurastudent im dritten Jahr besser hinbekommen. Was sage ich, jeder Highschool-Absolvent. Bei dem Gedanken steigt mir immer wieder die Galle hoch. Mir juckt es in den Fingern, diesen Schriftsatz zu formulieren. Aber ich will nicht gleich mein ganzes Pulver am Anfang verschießen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Mr. Cowart«, sagte der Anwalt gedehnt, »haben Sie eine Ahnung, wie das bei Berufungsverfahren zu Todesurteilen läuft? Nur der stete Tropfen höhlt den Stein, und es darf auch nur ein Tröpfchen sein, wenn Sie verstehen, was ich meine. Auf diese Weise können Sie die Geschichte über Jahre in die Länge ziehen. Bis die Leute sich an das ursprüngliche Geschehen nicht mehr so genau erinnern können. Man lässt die Zeit für sich arbeiten. Man legt nicht gleich die Trümpfe auf den Tisch, sonst kann es leicht passieren, dass der Junge ratzfatz gebrutzelt wird.«
    »Das kann ich nachvollziehen«, sagte Cowart. »Aber nehmen wir mal an, der Kerl, der da einsitzt, wäre der Falsche?«
    »Hat Robert Earl Ihnen gesagt, er wär’s nicht gewesen?«
    »Ja.«
    »Mir auch.«
    »Und, Mr. Black? Glauben Sie ihm?«
    »Hm, vielleicht. Vielleicht höre ich das aber auch von Leuten, denen der Bundesstaat Florida gerade seine Gastfreundschaft erweist, ein bisschen zu oft, genauer gesagt, in den meisten Fällen. Aber wissen Sie was, Mr. Cowart? Ich leiste mir nicht den Luxus, mich auf die Schuld oder Unschuld meiner Klienten festzulegen. Ob es mir passt oder nicht, ich muss mich mit der Tatsache begnügen, dass sie von einem Gericht verurteilt wurden, und meine bescheidenen Dienste darauf beschränkt sind, das von einem anderen Gericht rückgängig machen zu lassen. Falls es mir dabei vergönnt ist, ein Unrecht aufzuheben, also, dann bin ich ziemlich zuversichtlich, dass mich, wenn ich das Zeitliche segne, die Engel mit Fanfarengeschmetter empfangen. Kann umgekehrt natürlich auch passieren, dass ich Recht in Unrecht verwandle, und in dem Fall ist das Risiko vergleichsweise hoch, an dem anderen Ort zu landen, wo einen diese Kerle mit kurzen, spitzen Schwänzen und Mistgabeln begrüßen. So ist das nun mal im Rechtswesen, Sir. Aber Sie arbeiten bei einer Zeitung. Zeitungen interessieren sich natürlich viel mehr als ich für das, was die öffentliche Meinung unter Recht und Unrecht versteht oder unter Wahrheit oder Schuld und Sühne. Eine Zeitung hat selbstverständlich auch viel mehr Einfluss auf den Richter, der ein neues Verfahren anordnen kann, oder den Gouverneur oder den Begnadigungsausschuss, wenn Sie verstehen, was ich meine. Vielleicht könnten Sie eine Kleinigkeit für Robert Earl tun?«
    »Schon möglich.«
    »Wie wär’s, wenn Sie dem Mann einen Besuch abstatten würden? Der hat was auf dem Kasten. Gepflegte Ausdrucksweise.« Black lachte. »Um einiges gepflegter als ich. Wahrscheinlich so schlau, dass er glatt selbst Anwalt sein könnte. Dieser tauben Nuss von Verteidiger, die ihn im Prozess vertreten hat, kann er allemal das Wasser reichen.«
    »Sagen Sie mir, was Sie über seinen Verteidiger wissen.«
    »Alter Knacker, schon seit gefühlten ein-, zweihundert Jahren am Gericht. Ist ’ne kleine Welt da oben in Pachoula, jeder kennt jeden. Wenn die sich im Distriktgericht treffen, herrscht Partystimmung – ein Mordsspaß sozusagen. Ich erfreue mich nicht allzu großer Beliebtheit.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Natürlich hatten sie auch für Robert Earl nicht allzu viel übrig. Geht aufs College und kommt mit einem großen Auto heim. Wahrscheinlich war es den Leuten eine

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