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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Luftfeuchtigkeit angenehm über die Stirn.
    Es hatte ihn keine großen Überredungskünste gekostet, sich von Will Martin und den anderen Kollegen der Chefredaktion freistellen zu lassen, nachdem er ihnen die Gründe für seine geplanten Nachforschungen zur Verurteilung Robert Earl Fergusons dargelegt hatte. Das skeptische Schnauben von Martin hatte er geflissentlich ignoriert.
    »Hast du Pitts und Lee vergessen?«, hatte Cowart gekontert.
    Freddie Pitts und Wilbert Lee waren des Mordes an einem Tankwart in Nordflorida für schuldig befunden und zum Tode verurteilt worden. Beide Männer hatten das Verbrechen gestanden, obwohl sie unschuldig gewesen waren. Erst dank jahrelanger Berichterstattung durch einen der berühmtesten Reporter der Zeitung waren die beiden freigekommen. Ihm hatte es den Pulitzer-Preis eingebracht. In der Nachrichtenredaktion war dies grundsätzlich die erste Geschichte, die ein neuer Mitarbeiter zu hören bekam.
    »Das kannst du nicht vergleichen.«
    »Inwiefern?«
    »Das war 1963. Hätte ebenso gut 1863 sein können. Seitdem hat sich einiges geändert.«
    »Ach ja? Und was ist mit diesem Kerl in Texas, den dieser Dokumentarfilmemacher aus dem Todestrakt bekommen hat?«
    »Das war was anderes.«
    »Inwiefern?«
    Martin hatte gelacht. »Gute Frage. Geh schon. Mit meinem Segen. Finde die Antworten auf deine Fragen. Und vergiss nicht: Wenn du damit fertig bist, noch mal Reporter zu spielen, kannst du jederzeit wieder in den Elfenbeinturm heimkehren.« Damit scheuchte er Cowart hinaus.
    Die Lokalredaktion war unterrichtet und hatte ihre Hilfe zugesagt, falls er sie brauchte. Einen Anflug von Eifersucht darüber, dass die Sache ihm in den Schoß gefallen war, konnte er kaum überhören. Ihm wurde bewusst, welche Vorteile er gegenüber den Leuten vom Lokalteil besaß: Er konnte allein arbeiten, die Redaktion dagegen hätte ein Team auf die Geschichte angesetzt. Wie viele andere Blätter und Fernsehsender verfügte das Journal über ein eigenes Team für investigative Aufgaben – Spotlight- oder I-Team genannt. Sie hätten sich mit dem Feingefühl eines Überfallkommandos auf die Geschichte gestürzt. Und im Unterschied zu den gewöhnlichen Reportern hatte er keinen Abgabetermin, keinen stellvertretenden Chefredakteur, der ihm im Nacken saß und ihn jeden Tag fragte, wo der Artikel blieb. Er konnte herausfinden, was er wollte, seine Ergebnisse aufbereiten, wie er wollte, und sie niederschreiben, wie er wollte. Oder die Segel streichen, falls er feststellte, dass an der Sache nichts dran war.
    Mit diesem Gedanken wappnete er sich nun gegen die Enttäuschung für den Fall, dass er mit leeren Händen aus dem Gefängnis käme, doch als er wieder in den Wagen stieg und weiterfuhr, beschleunigte sich mit jedem Meter sein Puls. An der Zufahrt wies eine Reihe von Warnschildern den Besucher darauf hin, dass er mit Betreten der Anstalt stillschweigend einer Durchsuchung nach mitgeführten Schusswaffen und Drogen zustimme und dass ein entsprechender Verstoß mit einer Haftstrafe geahndet werde. Er gelangte durch ein Tor, an dem ein Wachmann in grauer Uniform seine Ausweispapiere mit einer Liste abglich, um ihn nach einer Weile mürrisch durchzuwinken. Vom Parkplatz gelangte er in das Verwaltungsgebäude.
    Dort herrschte bei einer Sekretärin, die seinen Antrag auf Besuchserlaubnis nicht mehr finden konnte, zunächst einmal Ratlosigkeit. Er wartete geduldig an ihrem Schreibtisch, während sie in ihren Papieren kramte und sich unermüdlich entschuldigte, bis sie endlich fündig wurde. Danach wartete er in einem angrenzenden Büro, bis ein Wachmann ihn zu dem Raum geleitete, in dem er Robert Earl Ferguson treffen sollte.
    Nach ein paar Minuten betrat ein älterer Mann mit angegrautem, militärisch kurz geschorenem Haar und soldatischer Körperhaltung den Raum. Er hatte eine große, knorrige Hand, die er Cowart kraftvoll entgegenstreckte. »Sergeant Rogers. Ich bin heute der diensthabende Officer im Trakt.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Es gibt ein paar Formalitäten, Mr. Cowart, ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus.«
    »Was heißt das?«
    »Ich muss Sie abtasten, Ihre Aktentasche durchsuchen und Ihr Aufnahmegerät unter die Lupe nehmen. Außerdem muss ich Sie bitten, mir eine Erklärung für den Fall einer Geiselnahme zu unterschreiben …«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Nur eine Bescheinigung Ihrerseits, dass Sie das Staatsgefängnis auf eigenen Wunsch betreten haben und dass Sie für den Fall,

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