Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
Nachbarskind das Gesicht zerfetzt hatte, gaben sie sich höchst verwundert. Er hatte einmal eine Reportage darüber geschrieben, nachdem er in einem verdunkelten Krankenhauszimmer einem Jungen gegenübergesessen hatte, dessen Worte vor Schmerzen, unter dem Verband quer übers Gesicht und nach einer notdürftigen plastischen Chirurgie nur schwer zu verstehen waren. Cowarts Freund Hawkins hatte versucht, den Hundebesitzer wegen Überfalls mit tödlicher Waffe dranzukriegen, doch ohne Erfolg.
    Noch bevor sie das Grundstück betreten hatten, flog die Wohnwagentür auf, und ein Mann mittleren Alters trat heraus, legte die Hand über die Augen und starrte die beiden Fremden an. Er trug ein weißes T-Shirt und eine khakifarbene Hose, beides hatte offenbar seit Monaten keine Waschmaschine mehr gesehen. Rings um die Stirnglatze klebte dem Mann das ungekämmte, strähnige Haar am Schädel und im verkniffenen, geröteten, unrasierten Gesicht. Ohne den Hund zu beachten, der sich rührte und zwei, drei Mal mit dem Schwanz wedelte, kam der Besitzer auf sie zu.
    »Is’ was?«
    Tanny Brown zückte seine Marke. »Nur ein, zwei Fragen.«
    »Über diese alten Leute, denen sie die Kehle aufgeschlitzt haben?«
    »Ja.«
    »Da waren schon andere Polizisten da. Wusste von nichts.«
    »Ich würde Ihnen gerne ein Foto von jemandem zeigen und Sie fragen, ob Sie den schon mal hier in der Gegend gesehen haben. Irgendwann in den letzten Wochen oder überhaupt schon mal.«
    Der Mann nickte, während er vom Zaun etwa einen Meter Abstand hielt.
    Cowart reichte ihm das Foto von Ferguson. Der Mann starrte es an und schüttelte den Kopf.
    »Schauen Sie genauer hin. Sind Sie sicher?«
    Der Mann sah Cowart verärgert an. »Klar bin ich sicher. Ist der so was wie ein Verdächtiger?«
    »Nur jemand, den wir überprüfen«, sagte Brown. Er nahm das Bild wieder entgegen. »Hat sich nicht hier rumgetrieben oder ist vielleicht mit einem Leihwagen vorbeigekommen?«
    »Nein«, sagte der Mann. Dabei verzog er den Mund zu einem Anflug von Lächeln und zeigte braune Zähne mit einigen Lücken. »Hab keinen hier rumhängen sehen. Auch keinen, der sich hier umgesehen hat oder so. Keiner in einem Leihwagen. Und Sie sind der einzige Neger, den ich hier überhaupt jemals gesehen habe, da bin ich mir ganz sicher.«
    Der Mann spuckte, lachte sarkastisch und fügte hinzu: »Sind Sie sicher, dass Sie das nicht sind auf dem Foto? Neger!«
    Er dehnte die beiden Silben zu einem spöttischen Singsang, so dass es wie ein Schimpfwort klang.
    Dann machte er grinsend kehrt und pfiff dem Hund zu, der augenblicklich aufsprang, die Nackenhaare aufrichtete und die Zähne fletschte. Cowart trat unwillkürlich einen Schritt zurück, als ihm bewusst wurde, dass der Mann wahrscheinlich mehr Zeit, Mühe und Geld für das Gebiss des Hundes aufwendete als für das eigene. Als der Reporter noch einen Schritt rückwärts machte, merkte er, dass der Detective nicht vom Fleck gewichen war. Nach einer Weile, in der nur das tiefe Knurren des Hundes zu hören war, drehte Brown sich um und ging schweigend weiter. Cowart musste sich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten.
    Brown war auf dem Weg zu Cowarts Wagen. »Fahren wir«, sagte er.
    »Da sind noch ein paar Häuser.«
    »Fahren wir«, wiederholte Brown. Er blieb stehen und deutete mit einer knappen Handbewegung auf die schäbigen Wohnwagen und Eigenheime. »Der Bastard hatte recht.«
    »Womit?«
    »Ein Schwarzer, der am helllichten Tage hier entlangfährt, wäre wie ein Knallkörper, unübersehbar. Besonders wenn er jung ist. Falls Ferguson hier gewesen ist, dann heimlich nachts, im Schutz der Dunkelheit. Wäre durchaus möglich. Aber sehr riskant, wissen Sie.«
    »Was wäre daran riskant? Schließlich kann ihn keiner sehen.«
    Der Polizist lehnte sich seitlich an den Wagen. »Mann, Cowart, überlegen Sie mal. Sie haben eine Adresse und einen Auftrag. Einen Mordauftrag. Sie müssen in ein Haus, in dem Sie noch nie gewesen sind. Erst mal müssen Sie das Haus finden. Dann müssen Sie unbemerkt einbrechen und zwei Leute umbringen, die Sie nicht kennen, dann abhauen, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen oder Aufmerksamkeit zu erregen. Ziemlich riskante Sache. Da bleibt einiges dem Zufall überlassen. Nein, Sie werden sich gründlich vorbereiten. Sich erst mal ansehen, wo Sie hin müssen und womit Sie es zu tun haben. Und wie will er das machen, ohne gesehen zu werden? Keiner von den Leuten hier geht irgendwohin. Was sag ich, die meisten von denen

Weitere Kostenlose Bücher