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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Absurd. Auf der Kommode fiel sein Blick auf zwei Gipsfigürchen, Hüttensänger, mit aufgerissenen Schnäbeln. Ihr habt gesehen, was passiert ist, fragte er in Gedanken die stummen Zeugen. Wer ist hier reingekommen? Dann schüttelte er über den ganzen Irrsinn den Kopf. Dennoch wanderte sein Blick weiter durch das Zimmer. Ein Zimmer mit wenig Komfort, dachte er. Wer hat euch umgebracht?, fragte er stumm die Toten. Schließlich kehrte er in die Küche zurück, wo Cowart immer noch wie angewurzelt dastand und auf den blutverschmierten Boden starrte. Er drehte sich um.
    »Neue Erkenntnisse?«, fragte Cowart.
    »Ja.«
    »Was denn?«, fragte Cowart neugierig und erstaunt.
    »Ich habe erkannt, dass ich irgendwo im Verborgenen sterben möchte, so dass niemand hinkommt und in meinen Sachen kramt«, erwiderte Tanny Brown.
    Cowarts Blick fiel auf eine Kreidenotiz auf dem Linoleum. Sie lautete: Nachtzeug.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Brown.
    »Die alte Frau war nackt. Ihre Kleider waren hier fein säuberlich zusammengefaltet, als sei sie dabei, sie in einer Kommode zu verstauen, statt sich umbringen zu lassen.«
    Brown zuckte zusammen. »Säuberlich zusammengefaltet?«
    Cowart nickte.
    Der Polizist sah den Reporter scharf an. »Sie erinnern sich, wo wir Joanie Shriver gefunden haben?«
    »Ja.« Cowart rief sich die Lichtung am Rand des Sumpfs ins Gedächtnis. Ihm war bewusst, dass Brown ihm eine Frage gestellt hatte, erinnerte sich jedoch nicht mehr, wie sie lautete. Im Geist lief er durch die Lichtung; sah im Geist das Blut an der Stelle, an der das kleine Mädchen getötet worden war, sah, wie die Sonnenstrahlen durch die dichten Baumkronen und die Lianen drangen. Er lief bis an den Rand des schwarzen, stillen Sumpfs und starrte zwischen den verschlungenen Wurzeln hindurch bis in die Wassertiefe, in der Joanie Shrivers Leiche gelegen hatte, und von dort zu der Stelle, zu der die Sucher sie getragen hatten, bis ihm endlich wieder einfiel, was sie am Rand des Tatorts gefunden hatten: ihre Kleider.
    Ordentlich gefaltet.
    Auf dieses Detail hatte er in seinem ursprünglichen Artikel besonderes Augenmerk gelegt – eine bittere Ironie, die dem Leser diesen Moment umso lebhafter vor Augen führte: Der Mörder eines kleinen Mädchens, der einen ausgeprägten Ordnungssinn an den Tag legte, musste umso beängstigender und realer zugleich erscheinen.
    Er erwiderte den Blick des Ermittlers. »Das spricht Bände.«
    Einen Moment lang überließ sich Brown der Woge blanker Wut, die in ihm aufstieg, dann kämpfte er dagegen an und verbannte sie aus seinem Bewusstsein.
    »Schon möglich«, sagte er, als er sich wieder im Griff hatte. »Ich würde es mir wünschen.«
    Cowart deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf das ganze Haus. »Ist Ihnen noch irgendetwas aufgefallen, das darauf hindeutet …«
    »Nein, nichts. Vielleicht das eine oder andere, dem wir entnehmen können, um was für Menschen es sich bei den Opfern gehandelt hat, aber nichts, was uns etwas über den Mörder sagt. Außer diesem kleinen Detail.«
    Er blickte zu Cowart hinüber, bevor er fortfuhr. »Auch wenn Sie wahrscheinlich immer noch glauben wollen, dass das reiner Zufall ist.«
    Dann ging er zu den Blutflecken auf dem Boden hinüber und verließ das Haus, ohne sich noch einmal umzuschauen, da die strahlende Sonne, die durch die Fenster hineinschien, nichts Neues mehr zutage fördern würde.
    Schweigsam kehrten die beiden Männer vom Tatort zu ihrem Wagen zurück.
    »Haben Sie sich ein Urteil gebildet?«, fragte Cowart.
    »Ja.«
    »Und? Darf ich es erfahren?«
    Der Polizist zögerte mit seiner Antwort. »Wissen Sie, Cowart, manchmal kommen Sie an einen Tatort, und Sie können die Emotionen in dem Zimmer, in dem der Mord stattgefunden hat, mit Händen greifen. Wut, Hass, Panik, Angst, was auch immer, alles liegt noch in der Luft, wie Gerüche. Aber da drinnen? Womit haben wir es da zu tun? Mit jemandem, der einen Auftrag erledigt, so wie Sie und ich oder der Postbote, der dazukam, als Sie die verdammten Leichen fanden. Eins steht fest: Wer auch immer da reingegangen ist und diese alten Leute umgebracht hat, verstand was vom Töten. Er hatte keine Angst. Da waren keine Emotionen im Spiel. Der wollte nichts weiter als einen Job erledigen. Und genau das hat er getan, nicht wahr?«
    Cowart nickte.
    Brown ging bei ihrer Rückkehr zur Fahrerseite und öffnete die Tür. Doch bevor er einstieg, sah er über das Dach hinweg Cowart an.
    »Aber habe ich da drinnen

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