Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
sind Rentner, die draußen sitzen, egal, wie heiß die Sonne vom Himmel knallt, und die andere Hälfte hat höchstens mal für fünf oder zehn Minuten einen Job gehabt. Sie haben nichts anderes zu tun, als in die Gegend zu glotzen.«
Cowart schüttelte den Kopf. »Kommt alle Nase lang vor«, entgegnete er.
»Was?«
»Ich meine nur, so was kommt vor. Nehmen wir mal an, Sullivan hätte ihm einen Grundriss gezeichnet. Und ihm alles erklärt, was er wissen musste.«
Brown schwieg. »Nicht auszuschließen«, sagte er. »Aber ich würde mal vermuten, dass Ferguson, nachdem er drei Jahre im Trakt gesessen hat, sich hütet, irgendeinen Fehler zu begehen, der ihn dahin zurückbringt, wo er hergekommen ist.«
Das leuchtete Cowart ein. Doch so leicht war er nicht zu überzeugen. »Wieso sollte er erst letzte Woche hergekommen sein? Vielleicht war er schon letztes Jahr hier. Nicht lange nach seiner Entlassung. Sobald der Trubel vorbei ist, sobald sein Gesicht ein paar Wochen lang aus den Zeitungen und den Nachrichten verschwunden ist. Kommt her – ein Bild der Unschuld – und sieht sich in der Gegend um. Er weiß, dass es um ein altes Ehepaar geht. Dass sich kein Mensch darum scheren wird. Prägt sich die Umgebung und das Haus ein, in dem er es tun muss. Vielleicht klopft er sogar an, versucht, ihnen irgendeine Enzyklopädie oder ein Zeitungsabo zu verkaufen, so dass er lange genug im Haus ist, um sich umzusehen, bevor sie ihn an die Luft setzen. Dann geht er wieder. Es ist völlig egal, wer ihn sieht, weil er weiß, dass sie es, wenn er wiederkommt, längst vergessen haben.«
Brown nickte und warf Cowart einen Blick von der Seite zu. »Nicht schlecht für einen Reporter«, sagte er. »Schon möglich. Werd drüber nachdenken.« Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem zarten Grinsen, bevor er hinzufügte: »Aber das ist natürlich das Gegenteil von dem, was Sie rauskriegen wollen, nicht wahr? Sie wollen rausfinden, dass er es nicht gewesen sein kann, stimmt’s? Und nicht, wie er es angestellt haben könnte.«
Cowart setzte zu einer Antwort an, überlegte es sich aber anders.
»Und da kommt mir noch ein Gedanke«, fuhr Brown fort. »Der wird Ihnen gefallen, denn das würde eher für seine Unschuld sprechen. Nehmen wir rein hypothetisch an, Blair Sullivan steckt, wie er behauptet, hinter diesem Doppelmord, nur nicht mit Hilfe von Bobby Earl. Sondern von jemand ganz anderem. Und er hätte sicherstellen wollen, dass niemand unter den richtigen Stein guckt und den Abschaum findet, mit dem er seine Abmachung getroffen hat. Was könnte es Besseres geben, um sein Geheimnis zu wahren, als Ihnen zu erzählen, Ihr Unschuldslamm sei der Mörder? Er wusste, dass früher oder später jemand mit dem Foto von Bobby Earl hier die Straße entlangkommen würde, und wenn Bobby Earl erneut Schlagzeilen machte, gäbe das dem eigentlichen Täter genügend Vorsprung, um die Tat zu vertuschen. Es würde genügend Verwirrung stiften.«
Der Detective überlegte einen Moment. »Sie wissen, Cowart, wie wichtig es ist, den Täter schnell zu finden und genug gegen ihn in der Hand zu haben, damit es für eine Anklage reicht, nicht wahr? Bevor die Zeit drüber hingeht und die Spuren so verwischt, dass am Ende nichts mehr übrig bleibt?«
»Ich weiß, dass es wichtig ist, zügig zu handeln. Aber in Pachoula haben Sie genau das getan, und Sie wissen ja selbst, wie es ausgegangen ist.«
Zur Antwort warf ihm Brown einen finsteren Blick zu.
Cowart merkte, wie ihm der Schweiß aus den Achseln trat und an den Rippen kitzelte. »Alles ist möglich«, antwortete er.
»Richtig.«
Brown straffte die Schultern und strich sich mit der Hand über die Stirn, als versuchte er, die Gedanken zu verscheuchen, die ihm im Kopf herumkreisten. Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich will den Tatort sehen«, sagte er. Er starrte die Straße entlang und machte sich mit zügigen Schritten auf den Weg, als hoffte er, möglichst schnell der Hitze zu entkommen.
Als sie vor der Nummer dreizehn ankamen, zögerte der Polizist einen Moment und drehte sich zu Cowart um.
»Zumindest das hier war von Vorteil für ihn.«
»Was?«
»Na, sehen Sie sich das Haus doch an, Cowart. Ideal, um darin jemanden zu ermorden.«
Er machte eine ausladende Handbewegung. »Von der Straße zurückgesetzt. Keine Nachbarn in unmittelbarer Nähe. Und es steht in einem Winkel, dass es von keiner Seite aus einzusehen ist, es sei denn, man steht unmittelbar an der Eingangsseite. Und zwar dicht
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