Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
irgendetwas gesehen, das mir mit absoluter Sicherheit beweist, dass es Ferguson war?« Er schüttelte den Kopf. »Lediglich, dass der Täter sich die Zeit genommen hat, Kleidungsstücke ordentlich zu falten, und sich bestens in der Handhabung eines Messers auskannte. Und ich kenne einen Mann, der Messer liebt, nicht wahr?«

    Mit den Upper Keys verließen sie Monroe County und kehrten nach Dade zurück. Cowart hatte das Gefühl, wieder auf vertrautem Terrain zu sein. Auf dem Weg nach Miami kamen sie an einem riesigen Schild vorbei, das den Weg zum Shark Valley und zum Everglades National Park wies, und sie fuhren weiter, bis Brown vorschlug, irgendwo eine Kleinigkeit zu essen. Einige Fastfood-Lokale lehnte der Lieutenant ab, und so kamen sie schließlich in die Gegend von Perrine-Homestead. Dort verließen sie den Highway und folgten einer Reihe von Straßen, die mit Bodenwellen und Schlaglöchern übersät waren. Cowart betrachtete die Häuser, an denen sie vorbeikamen: kleine, quadratische, einstöckige Häuschen aus Betonstein mit Jalousiefenstern und Flachdächern, aus denen riesige Fernsehantennen ragten. In den Vorgärten kämpfte die spärliche Fingerhirse auf nacktem, trockenem Boden ums Überleben, und hinter vielen Maschendrahtzäunen lagen ringsum aufgebockte Autos Fahrzeugteile herum. Die wenigen Kinder, die er draußen spielen sah, waren schwarz.
    »Schon mal in diesem Teil Ihres Landes gewesen, Cowart?«
    »Sicher«, erwiderte der Reporter.
    »Und über Verbrechen berichtet?«
    »Ja.«
    »Sie kommen sicher nicht hier raus, nur um Geschichten über Jugendliche zu schreiben, die sich ein Studienstipendium erarbeitet haben, oder über Eltern, die zwei Jobs schmeißen, um ihren Kindern eine Perspektive zu bieten?«
    »Doch, tun wir.«
    »Aber bestimmt nicht oft?«
    »Nein, eher selten.«
    Der Polizist ließ den Blick über das Städtchen schweifen. »Wissen Sie, in Florida gibt es mindestens hundert, wenn nicht sogar tausend solcher Gemeinden.«
    »Was für welche?«
    »Städte in der Grauzone zwischen Armut und Stabilität. Städte, in denen nicht einmal so etwas wie eine untere Mittelschicht lebt. Schwarze Gemeinden, die zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben haben und einfach nur dumpf vor sich hin brüten. Alle diese Eigenheime hängen von zwei Einkommen ab, nur dass die Einkommen ziemlich bescheiden sind: der Mann bei der Müllabfuhr, die Frau häusliche Krankenpflegerin. Das hier ist die unterste Stufe ihres American Dream. Eigenheim. Schule vor Ort. Sie fühlen sich hier zu Hause. Sie fühlen sich durchaus nicht zu Höherem berufen. Allenfalls wünschen sie sich, ein kleines bisschen voranzukommen. Sie haben einen schwarzen Bürgermeister. Einen schwarzen Stadtrat. Wahrscheinlich ist der Polizeichef Schwarzer, wie die Dutzend Leute, die unter ihm arbeiten.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich bekomme Angebote. Karrierestufen. Leitung des Morddezernats bei der Bezirkspolizei. Auf bundesstaatlicher Ebene kennt mich nicht gerade jeder, aber ich bin auch kein Unbekannter, wenn Sie verstehen, was ich meine. Folglich komme ich ein bisschen herum. Besonders in solche Kaffs wie Perrine.«
    Sie fuhren noch eine Weile durchs Wohngebiet. In Cowarts Augen wirkte die Gegend unwirtlich und öde. In Südflorida wächst im Prinzip alles. Lässt man ein Stück Boden brachliegen, wuchern darauf im Handumdrehen Lianen und Farn und anderes Grün. Hier dagegen nicht. Die Erde schien so staubtrocken, dass man sich in einen anderen Landstrich, nach Arizona oder New Mexico, versetzt fühlte – in die Nähe der Wüste und nicht des Sumpfs. Brown fuhr auf eine breite Durchgangsstraße und hielt schließlich an. Sie standen vor einem kleinen Einkaufszentrum. Am einen Ende lag ein riesiger Supermarkt, am anderen ein riesiger Spielzeug-Discounter, dazwischen zwei Dutzend kleinere Geschäfte sowie ein Restaurant.
    »Da«, sagte Brown. »Wenigstens wird das Essen dort frisch gekocht und nicht von der Firmenzentrale eingeflogen.«
    »Dann sind Sie nicht zum ersten Mal hier?«
    »Doch. Ich war nur schon an unzähligen ähnlichen Orten. Nach einer Weile kennen Sie das Schema.« Er lächelte. »Nicht vergessen, darum geht es schließlich bei der Polizei.«
    Cowart starrte auf den Spielzeugladen am Ende der Mall.
    »Ich war mal hier. Ein Mann hatte eine Frau und ein Kind entführt, die aus dem Laden da kamen. Zufällig die beiden erwischt, als sie zur Tür herauskamen. Ist mit ihnen einen halben Tag lang durch die Gegend gefahren

Weitere Kostenlose Bücher