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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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einen Artikel. Für die Burschen hier drinnen geht es um Leben und Tod. Sie meinen, ein einziger Artikel genüge, und schon marschieren sie hier raus. Wir wissen natürlich beide, dass die Sache nicht ganz so einfach ist. Und dann gibt es richtig Probleme. Enttäuschung. Aufbegehren. Blanke Wut. Wir brauchen Routine, keine wilden Hoffnungen und Träume, einfach nur Tag für Tag dasselbe. Klingt natürlich nicht gerade spannend, aber ich glaube, niemand möchte in einem Gefängnis sein, wenn es gerade spannend wird.«
    »Also, tut mir leid, aber ich bin eigentlich nur gekommen, um ein paar Fakten zu überprüfen.«
    »Nach meiner Erfahrung, Mr. Cowart, gibt es keine Fakten, mit zwei Ausnahmen vielleicht – wir werden geboren und wir sterben. Aber egal. Ich bin nicht so knallhart wie ein paar von meinen Kollegen. Ich weiß ein bisschen Abwechslung durchaus zu schätzen – in Maßen. Hauptsache, Sie händigen ihm nichts aus, das würde es ihm nur unnötig schwermachen.«
    »Schwerer als Todestrakt?«
    »Wissen Sie, selbst im Todestrakt kann man seine Zeit so oder so verbringen. Wir können es einem Burschen richtig schwermachen oder es ihm erleichtern. Im Moment hat es Robert Earl ziemlich gut. Sicher, wir stellen seine Zelle jeden Tag auf den Kopf, und nach Ihrer kleinen Unterredung hier wird er wie jeder andere gefilzt, trotzdem genießt er jetzt Gefängnishof-Privilegien, er bekommt Bücher und so. Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber selbst hier im Knast können wir den Leuten eine Menge wegnehmen und ihnen das Leben um einiges ungemütlicher machen.«
    »Ich hab nichts für ihn dabei. Aber vielleicht hat er irgendwelche Unterlagen …«
    »Geht in Ordnung. Dass was rausgeschmuggelt wird, ist nicht unsere vorrangige Sorge …«
    Der Sergeant lachte. Es war ein schallendes Lachen, das gut zu seiner Art passte, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Rogers war offensichtlich der Typ, der gern Klartext redete, der aber auch eine harte Linie fahren konnte. »Sie müssen mir noch sagen, wie lange Sie bleiben.«
    »Keine Ahnung.«
    »Na ja, was soll’s, ich bin den ganzen Vormittag da, nehmen Sie sich also so viel Zeit, wie Sie wollen. Danach kann ich Sie auf einen kleinen Rundgang durch unsere Anstalt mitnehmen. Haben Sie je einen Old Sparky zu Gesicht bekommen?«
    »Einen elektrischen Stuhl? Nein.«
    »Ziemlich lehrreich.«
    Der Sergeant erhob sich. Er war kräftig gebaut, mit breitem Kreuz. Sein Auftreten ließ keinen Zweifel daran, dass er im Lauf seiner Dienstjahre schon einigen Ärger erlebt hatte und immer mehr oder weniger damit fertig geworden war.
    »Zeigt einem sozusagen, wo’s langgeht.«
    Cowart folgte ihm durch die Tür und fühlte sich im Rücken des Officers ziemlich klein und schmächtig.
    Er wurde durch eine Reihe verschlossener Türen und zuletzt durch einen Metalldetektor geschleust, an dem ein Mitarbeiter den Sergeant mit einem Lächeln begrüßte. Schließlich gelangten sie in eine Halle, in der mehrere Flügel des riesigen, sternförmig angelegten Anstaltskomplexes zusammenliefen. In diesem Moment wurde sich Cowart des Gefängnislärms bewusst, einer unablässigen Kakophonie aus lauten Rufen und metallischem Klirren, aus krachenden Türen, die nur kurz geöffnet wurden, um sofort wieder zuzufallen und verriegelt zu werden. Aus irgendeinem Radio ertönte Country-Musik. In einem Fernseher lief eine Soap; er hörte die Stimmen, dann die allgegenwärtige Musik der Werbepausen. Und ihm war plötzlich, als geriete er in einen Strudel, dabei waren außer dem Sergeant und zwei anderen Beamten in einer kleinen verglasten Kabine nur eine Handvoll Menschen in der Nähe. Er blickte in den Wachraum und bemerkte eine elektronische Anzeigetafel, auf der man sehen konnte, welche Türen offen und welche geschlossen waren. Darüber hinaus gewährte ein System aus Kameras in den Ecken unter der Decke und Fernsehmonitoren in flackernden grauen Bildern einen Überblick über jedes Zellengeschoss. Cowart bemerkte, dass der Boden aus gelbem Linoleum von der ständigen Menschenflut und der unermüdlichen Pflege blank gewetzt und gewienert war. Er sah einen Mann in einem blauen Overall, der mit einem schmutzigen grauen Mopp hingebungsvoll eine Ecke wischte, in der längst kein Stäubchen mehr zu finden sein konnte.
    »Das sind die Blöcke Q, R und S«, erklärte der Sergeant. »Todestrakt. Streng genommen müsste man wohl im Plural sprechen. Wir kämpfen sogar mit dem Problem, dass der Todestrakt überfüllt ist.

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