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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Spricht Bände, oder? Der Stuhl ist da drüben. Auf den ersten Blick sieht das hier kaum anders aus als im normalen Strafvollzug, aber das Bild trügt. Da liegen wirklich Welten dazwischen.«
    Cowart starrte die schmalen, hohen Flure entlang. Die Zellen befanden sich links, drei Stockwerke übereinander, mit je einer Treppe an den beiden Enden. Den Zellen gegenüber befand sich eine Wand mit drei Reihen schmutziger Fenster, die wenige Zentimeter geöffnet waren, um Luft hereinzulassen. Zwischen dem Metallgittersteg vor der jeweiligen Zellenreihe und den Fenstern war leerer Raum. Ihm wurde klar, dass die Männer in ihrem kleinen, verschlossenen Raum auf dem Rücken liegen und zwischen den Gittern hindurch aus den Fenstern gegenüber in den Himmel blicken konnten – es waren vielleicht gerade mal zehn Meter Entfernung, aber gefühlte tausend Meilen. Er schauderte bei dem Gedanken.
    »Da drüben ist Robert Earl«, sagte der Sergeant.
    Cowart fuhr herum und folgte dem Finger des Sergeants zu einem kleinen Gitterkäfig in einer entlegenen Ecke des Hauptbereichs. In diesem Käfig saßen vier Männer auf einer Eisenbank und starrten zu ihm herüber. Drei Männer trugen blaue Overalls, einer leuchtendes Orange. Er war hinter den anderen Männern fast verborgen.
    »Niemand wünscht sich, Orange zu tragen«, sagte Rogers leise. »Das heißt, die Uhr tickt.«
    Cowart wollte den Käfig ansteuern, spürte jedoch den Griff des Sergeants auf der Schulter. Er spürte die Kraft in dessen Fingerspitzen.
    »Falsche Richtung. Zum Besucherraum geht’s da lang. Wenn jemand zu Besuch kommt, filzen wir die Männer und listen alles auf, was sie haben – Papiere, juristische Literatur, was auch immer. Dann kommen sie da drüben in die Isolationszelle. Wir bringen ihn gleich zu Ihnen. Wenn dann alles gesagt und getan ist, geht die ganze Chose von vorne los. Braucht eine Ewigkeit, aber schließlich geht es um die Sicherheit. Wir legen Wert auf Sicherheit.«
    Cowart nickte und wurde in einen Besucherraum geführt. Es handelte sich um einen schlichten, weißen Raum, der mit einem Stahltisch und zwei alten, zerkratzten Stühlen ausgestattet war. An einer Wand hing ein Spiegel. Auf dem Tisch stand ein Aschenbecher, sonst nichts.
    Er zeigte auf den Spiegel. »Einwegspiegel?«, fragte er.
    »Aber sicher«, erwiderte der Sergeant. »Haben Sie ein Problem damit?«
    »Nein, nein. Sagen Sie, sind Sie sicher, dass das hier die Präsidentensuite ist?« Mit einem Grinsen drehte er sich zu Rogers um. »Wir verweichlichten Stadtjungs sind ein bisschen mehr Komfort gewohnt.«
    Sergeant Rogers lachte. »Hatte fast so was geahnt. Tut mir leid, aber das ist sie.«
    »Geht schon klar«, sagte Cowart. »Danke.«
    Er setzte sich und wartete auf Ferguson.

    Sein erster Eindruck von dem Gefangenen war der eines jungen Mannes etwa Mitte zwanzig, knapp unter eins achtzig groß, mit jungenhaft zartem Körperbau. Der feste Handschlag zeugte jedoch von einer drahtigen Kraft, die sein Erscheinungsbild nicht auf den ersten Blick verriet. Robert Earl Ferguson hatte die Ärmel hochgekrempelt, so dass seine durchtrainierten Muskeln zu sehen waren, ansonsten erinnerte er mit seinen schmalen Hüften und Schultern und dem lässigen, anmutigen Gang an einen Langstreckenläufer. Er hatte kurzes Haar und dunkle Haut, dazu wache, scharf beobachtende Augen. Matthew Cowart hatte das Gefühl, dass sein Gegenüber ihn binnen Sekunden taxiert und eingeordnet hatte.
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte der Häftling.
    »Nicht der Rede wert.«
    »Noch nicht«, erwiderte Ferguson zuversichtlich. Er hatte einen Stapel juristischer Schriften dabei, die er vor Cowart auf dem Tisch ausbreitete. Der Häftling warf Sergeant Rogers einen Blick zu, den dieser mit einem stummen Nicken quittierte, bevor er sich umdrehte, zur Tür hinausging und sie laut vernehmlich hinter sich zuschlug.
    Cowart setzte sich hin, holte seinen Notizblock heraus und stellte das Aufnahmegerät in die Mitte des Tischs. »Was dagegen?«, fragte er.
    »Nein«, erwiderte Ferguson, »liegt nahe.«
    »Wieso haben Sie mir geschrieben?«, fragte Cowart. »Nur so aus Neugier. Wie sind Sie überhaupt an meinen Namen gekommen?«
    Der Gefangene lächelte und kippelte ein wenig mit seinem Stuhl. Für diesen ersten entscheidenden Moment wirkte er seltsam entspannt.
    »Letztes Jahr hat Ihnen die Anwaltskammer für eine Reportage über die Todesstrafe einen Preis verliehen. Ihr Name stand in Tallahassee in der Zeitung. Ein

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