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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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schon mal so jemandem begegnet? Bestimmt nicht, dafür sind Sie, schätze ich, ein bisschen zu jung und unerfahren.«
    Er registrierte jede ihrer Bewegungen, als sie nervös die Stellung wechselte. »Und dann gibt es im Trakt ein paar Burschen, die einen solchen Hass auf Polizisten haben, dass sie einen gratis und mit Freuden umlegen würden. Mit Genuss. Besonders, wenn sie es auskosten können, Sie wissen schon, es ein bisschen in die Länge ziehen.«
    Die letzten Worte sprach er zum Spott in einem singenden Tonfall. »Eine Polizistin umzulegen, also, das wäre für solche Typen ein besonderer Leckerbissen, meinen Sie nicht, Detective? Delikat, etwas für den Gourmet.«
    Sie antwortete nicht, sondern ließ den Sarkasmus wie kaltes Wasser an sich abperlen.
    »Oder nehmen wir Mr. Cowart. Schätze, für eine gute Story würde der seine eigene Großmutter verkaufen, was meinen Sie?«
    Sie merkte, wie allmählich die blanke Wut in ihr hochstieg. »Und wie steht es mit Ihnen, Mr. Ferguson? Was würden Sie verlangen, um jemanden zu töten?«
    Sein Lächeln verflog. »Ich habe nie jemanden getötet, und ich werde es niemals tun.«
    »Danach hatte ich nicht gefragt, Mr. Ferguson. Mich interessierte, was Sie dafür verlangen würden.«
    »Käme drauf an«, erwiderte er in eisigem, sachlichem Ton.
    »Worauf?«, hakte sie nach.
    »Darauf, wen ich umbringen sollte.« Er starrte sie an. »Gilt das nicht für jeden, Detective? Manche Morde würden schon ein Vermögen kosten, nehme ich an, andere keinen Cent.«
    »Was würden Sie tun, ohne einen Cent dafür zu nehmen, Mr. Ferguson?«
    Wieder grinste er sie an. »Kann ich nicht sagen, hab nie drüber nachgedacht.«
    »Tatsächlich? Den beiden Detectives in Escambia haben Sie was anderes gesagt. Und die Geschworenen sahen das offenbar auch ein bisschen anders.«
    Im Bruchteil einer Sekunde wich das selbstgefällige Grinsen unbändiger Wut, die er nur mühsam im Zaum halten konnte. Leise und in bitterem Ton antwortete er: »Das haben sie aus mir herausgeprügelt, das wissen Sie so gut wie ich. Der Richter hat das Geständnis verworfen. Ich hab diesem kleinen Mädchen nie etwas getan. Das war Sullivan, er hat sie getötet.«
    »Und um welchen Preis?«
    »In dem Fall«, sagte Ferguson kalt, »wohl zu seinem Vergnügen.«
    »Was ist mit Sullivan und seiner Familie? Was wäre der Tod der Mutter und des Stiefvaters dem Mann wohl wert?«
    »Blair Sullivan? Vermute mal, er hätte seine Seele dafür verkauft, die beiden mitzunehmen.«
    Ferguson beugte sich vor und senkte die Stimme. »Wissen Sie, was er mal zu mir gesagt hat, bevor ich kapierte, dass er das Mädchen umgebracht hatte, für das ich saß? Er faselte ständig von Krebs. Wie ein Arzt, er wusste eine ganze Menge über die Krankheit. Er fing einfach an, über deformierte Zellen, über DNA-Schäden zu dozieren, darüber, wie diese winzig kleine Entartung einen langsam, aber sicher von innen zersetzt, bis die Metastasen einem die Lunge, den Darm, die Bauchspeicheldrüse und das Gehirn oder sonst was zerfressen, bis man einfach innerlich verfault. Wenn er mit seinem Vortrag dann fertig war, lehnte er sich zurück und meinte, es gäbe keine bessere Beschreibung für ihn. Wie finden Sie das, Detective?«
    Ferguson lehnte sich scheinbar entspannt zurück, doch Shaeffer entging nicht, wie unter seinem weiten Sweatshirt die Muskeln zuckten. Statt zu antworten, wanderte sie wieder durch die Wohnung. Unter ihren Füßen schien der Boden ein wenig zu schwanken.
    »Hat er mit Ihnen über den Tod gesprochen?«
    Ferguson beugte sich wieder vor. »Im Todestrakt ist das ein geläufiges Thema.«
    »Und was haben Sie daraus gelernt?«
    »Ich habe gelernt, dass kein anderes Phänomen so weit verbreitet ist. Sie finden es überall, wohin Sie sich auch wenden. Die meisten glauben, es wäre etwas Besonderes zu sterben, dabei ist es völlig normal, stimmt’s, Detective?«
    »Nicht jeder Tod ist völlig normal.«
    »Und für die besonderen Fälle interessieren Sie sich.«
    »Stimmt.«
    Sie sah, dass er sich noch ein wenig weiter nach vorn neigte, als sei er auf ihre nächste Frage gespannt.
    »Mögen Sie Turnschuhe?«, fragte sie unvermittelt. Für einen Moment hatte sie das Gefühl, als hätte sie jemand anderen sprechen gehört.
    Er schien ein wenig aus dem Konzept zu kommen. »Sicher. Ich trage nichts anderes. Wie jeder hier in der Gegend.«
    »Die Schuhe, die Sie da anhaben, was sind das für welche?«
    »Die sind von Nike.«
    »Sehen neu

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