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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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einer beliebigen Stelle auf. Bestimmte Abschnitte waren mit gelbem Marker hervorgehoben.
    »Sind das Ihre Unterstreichungen?«
    »Nein. Sagen Sie, was Sie von mir wollen.«
    Sie stellte das Buch wieder weg und ließ den Blick über die Papiere auf dem Schreibtisch schweifen. Auf einem Blatt fiel ihr eine Reihe Adressen ins Auge, einschließlich der von Matthew Cowart; einige Namen und Anschriften aus Pachoula und schließlich ein Anwalt in Tampa, der ihr nichts sagte. Sie nahm das Blatt und drehte sich zu Ferguson um.
    »Was ist das für eine Liste?«, fragte sie.
    Er schien mit der Antwort zu zögern. »Ich bin einigen Leuten Dankesbriefe schuldig. Leuten, die mir dabei geholfen haben, aus dem Gefängnis zu kommen.«
    Sie legte das Blatt wieder aus der Hand. Neben dem Schreibtisch entdeckte sie einen Stapel Zeitungen. Sie beugte sich darüber und blätterte darin. Er hatte Lokalteile und Titelseiten gesammelt; es waren Blätter aus New Jersey und aus Florida, darunter The Miami Journal, The Tampa Tribune, The St. Petersburg Times und andere. Sie zog eine Ausgabe des Newark Star-Ledger heraus und las eine Überschrift mit dem Wortlaut: FAMILIE SETZT FÜR VERMISSTE TOCHTER BELOHNUNG AUS.
    »Sie interessieren sich für solche Fälle, was?«, fragte sie.
    »Genauso wie Sie«, antwortete Ferguson. »Stimmt doch, Detective, oder? Wenn Sie eine Zeitung in die Finger bekommen, welche Artikel lesen Sie zuerst?«
    Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, wandte sie sich wieder dem Stapel zu und stellte fest, dass es sich ausschließlich um Meldungen und Artikel über Verbrechen handelte. Weitere Schlagzeilen und Überschriften sprangen ihr entgegen: POLIZEI PRÜFT INDIZIEN BEI ÜBERFALL und KEINE SPUR IN ENTFÜHRUNGSFALL.
    »Wo haben Sie diese Zeitungen her?«
    Er sah sie wütend an. »Ich bin immer mal wieder in Florida. Spreche in Kirchen, Bürgerrechtsvereinen – vor Leuten, die nachvollziehen können, wie leicht man als Unschuldiger in den Todestrakt kommt; vor Leuten, die es nicht allzu viel Phantasie kostet, sich vorzustellen, dass ein Schwarzer von den Cops schikaniert wird; die sich durchaus nicht wundern, wenn jeder dahergelaufene Cop von irgendeinem Feld-Wald-und-Wiesen-Morddezernat sich einen unbescholtenen Schwarzen vornimmt, sobald er in einem Fall nicht weiterweiß.«
    Er starrte sie weiter unversöhnlich an, und sie ließ die Zeitung, die sie in der Hand hielt, auf den Stapel fallen.
    »Ich studiere Kriminalwissenschaft. Medien und Verbrechen – mittwochs von 17:30 bis 19:30. Das ist ein Wahlfach. Kriminologie 307. Professor Morin. Dafür sammle ich die Zeitungen.«
    Noch einmal ließ sie den Blick über den Schreibtisch wandern.
    »Ich bekomme eine Eins«, fügte er hinzu und hatte zu seinem spöttischen Tonfall zurückgefunden. »Und jetzt will ich endlich wissen, was Sie von mir wollen«, wiederholte er mit Nachdruck.
    »Na schön«, antwortete sie. Unter seinem eindringlichen Blick war ihr unbehaglich. Sie wandte sich von seinem Schreibtisch ab und sah ihm ins Gesicht.
    »Wann waren Sie das letzte Mal in den Florida Keys? Den Upper Keys? Islamorada. Marathon. Key Largo. Wann sind Sie das letzte Mal da runtergefahren, um vor einem Bürgerrechtsverein zu sprechen?« Sie versuchte ihren Sarkasmus nicht zu verbergen.
    »Ich war noch nie in den Keys«, sagte er.
    »Ach nein?«
    »Noch nie.«
    »Wenn ich nun von jemandem das Gegenteil gehört hätte, würde das schon etwas besagen, nicht wahr?« Die Lüge kam ihr mühelos über die Lippen, perlte jedoch an ihm ab.
    »Das würde besagen, dass Sie jemand falsch unterrichtet hat.«
    »Kennen Sie eine Straße namens Tarpon Drive?«
    »Nein.«
    »Ein Haus, Nummer dreizehn. Schon mal da gewesen?«
    »Nein.«
    »Ihr Freund Cowart war da.«
    Er antwortete nicht.
    »Und wissen Sie, was er dort gefunden hat?«
    »Nein.«
    »Zwei Leichen.«
    »Sind Sie deshalb hergekommen?«
    »Nein«, log sie. »Ich bin gekommen, weil ich etwas nicht verstehe.«
    Seine Frage klang kalt und schroff: »Was verstehen Sie nicht, Detective?«
    »Sie, Blair Sullivan und Matthew Cowart.«
    Für einen Moment wurde es still.
    »Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen da weiterhelfen könnte«, sagte er.
    »Tatsächlich?« Ferguson, so stellte sie fest, besaß die Fähigkeit, einen nervös zu machen, indem er einfach nur schwieg. »Na schön. Erzählen Sie mir doch, womit Sie in den Tagen, bevor Ihr alter Kumpel Blair Sullivan gegrillt wurde, beschäftigt waren.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde stand ihm

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