Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
aus.«
»Hab ich auch erst seit letzter Woche.«
»Haben Sie noch ein Paar im Schrank?«
»Klar.«
Mit wenigen Schritten war sie an ihm vorbei in seinem Schlafzimmer. »Bleiben Sie, wo Sie sind«, sagte sie und spürte, wie sich sein Blick in ihren Rücken bohrte.
Im Schrank fand sie ein Paar Basketballschuhe. Shaeffer hob sie auf. Verdammt!, dachte sie. Es waren Schuhe der Marke Converse. Sie waren so alt und verschlissen, dass sie jeden Moment an den Spitzen reißen konnten. Dennoch drehte sie das Paar um und sah sich die Sohlen an. Im Ballenbereich war das Profil abgelaufen. Sie schüttelte den Kopf. Das hätte man gesehen. Und das Trittmuster der Sohlen entsprach nicht den Reeboks, die der Mörder bei seinem Besuch im Tarpon Drive Nummer dreizehn getragen hatte. Sie stellte die Schuhe zurück und wandte sich wieder Ferguson zu.
Er sah sie an. »Demnach haben Sie einen Schuhabdruck am Tatort gesichert, richtig?«
Sie schwieg.
»Und da fällt Ihnen ganz spontan ein, dass Sie mal in meinem Schrank nachschauen sollten.« Er starrte sie an. »Was haben Sie noch?« Nach kurzer Überlegung beantwortete er seine Frage selbst. »Nicht viel, hab ich recht? Aber wieso kommen Sie dann hierher?«
»Wie gesagt, Matthew Cowart, Blair Sullivan und Sie.«
Zuerst sagte er gar nichts. Sie sah, wie es fieberhaft in ihm arbeitete. Schließlich konstatierte er in mühsam beherrschtem Ton: »So läuft das also von jetzt an, ja? Ein Lahmarsch bei der Polizei in Florida braucht einen Täter für einen Mord, und da komme ich gerade gelegen. Schon mal verurteilt, folglich genau der richtige Kandidat für jeden Fall, den ihr da unten nicht auf Anhieb lösen könnt.«
»Ich habe nicht behauptet, dass Sie als Tatverdächtiger in Frage kommen.«
»Sie wollten nur mal meine Schuhe sehen.«
»Reine Routinesache, Mr. Ferguson. Ich überprüfe die Sportschuhe bei jedem. Sogar bei Mr. Cowart.«
Ferguson schnaubte verächtlich. »Klar doch. Was trägt er denn so, der Mr. Cowart?«
Auch diese Lüge ging ihr glatt über die Lippen. »Reeboks.«
»Verstehe, muss sich auch gerade neue gekauft haben, denn als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, trug er Converse, genau wie meine alten Schuhe.«
Sie antwortete nicht.
»Sie sehen sich also bei allen möglichen Leuten die Sportschuhe an, aber ich entspreche perfekt Ihrem Täterprofil, nicht wahr, Detective? Brächte Ihnen ein paar Schlagzeilen ein, eine Beförderung vermutlich. Wer wollte da Ihre Motive hinterfragen?«
Sie drehte den Spieß um. »Tun Sie das? Wieso entsprechen Sie perfekt dem Täterprofil?«
»Alter Hut, war schon immer so, wird immer so sein. Wenn nicht ich, dann jemand wie ich: jung und schwarz. Das macht mich automatisch tatverdächtig.«
Sie schüttelte den Kopf.
In einer Anwandlung von Zorn sprang er auf. »Nein? Als sie in Pachoula auf die Schnelle jemanden brauchten, bei wem sind sie da vorgefahren? Und jetzt springen Sie in den nächsten Flieger, um mich zu befragen, nur weil ich Blair Sullivan kannte. Aber ich war’s nicht, verflucht! Der Mann hat mich um ein Haar das Leben gekostet. Cops wie Sie haben mir drei Jahre im Todestrakt eingebrockt. Ich dachte, ich wäre ein toter Mann, nur weil ich so perfekt Ihrem Täterprofil entsprach. Scheren Sie sich zum Teufel, Detective. Ich halte für niemanden mehr als Sündenbock her. Ich mag schwarz sein, aber ich bin kein Mörder. Meine Hautfarbe macht mich noch lange nicht zum Mörder.«
Ferguson sackte auf die Couch zurück. »Sie wollten wissen, wieso ich hierhergezogen bin, ja? Weil die Leute hier verstehen, was es heißt, als Schwarzer entweder das Opfer oder der Tatverdächtige zu sein. Eins von beidem. Und ich bin beides gewesen. Also passe ich hierher. Deshalb wohne ich in dieser Gegend. Deshalb gefällt es mir hier, obwohl ich woandershin könnte. Geht das in Ihren Kopf? Wage ich zu bezweifeln. Weil Sie weiß sind und weil Sie es nie am eigenen Leib erfahren werden.«
Er stand erneut auf und starrte zum Fenster hinaus. »Sie werden nie begreifen, wie sich jemand hier zu Hause fühlen kann.« Dann drehte er sich zu ihr um. »Noch weitere Fragen, Detective?«
Die geballte Wut, die ihr von einer Sekunde zur anderen entgegenschlug, hatte sie aus der Fassung gebracht. Sie schüttelte den Kopf.
»Gut«, sagte er ruhig und zeigte mit dem Finger auf den Ausgang. »Da ist die Tür.«
»Möglicherweise habe ich noch weitere Fragen an Sie«, sagte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht, Detective.
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