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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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die Verblüffung ins Gesicht geschrieben. Dann antwortete er: »Ich war hier. Hab studiert, meine Seminare besucht. Mein Stundenplan hängt da drüben an der Wand.«
    »Haben Sie unmittelbar, bevor Sullivan auf den Stuhl kam, einen Ihrer kleinen Ausflüge gemacht?«
    »Nein.«
    Er zeigte auf die Wand. Sie drehte sich um und sah einen Plan, der mit Tesafilm an die verblasste Wand geklebt war. Sie ging hinüber und schrieb sich die Zeiten, Seminare und Dozenten auf, darunter Professor Morins Kurs »Medien und Verbrechen«.
    »Können Sie das beweisen?«
    »Muss ich?«
    »Schon möglich.«
    »Schon möglich, dass ich es beweisen kann.«
    Von ferne drang eine Sirene in den stillen, kleinen Raum.
    »Und er war übrigens zu keinem Zeitpunkt mein Kumpel«, stellte Ferguson klar. »Vielmehr hat er mich gehasst. Beruhte auf Gegenseitigkeit.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Was wissen Sie über den Doppelmord an seinem Stiefvater und seiner Mutter?«
    »Ist das Ihr Fall?«
    »Beantworten Sie die Frage.«
    »Nichts.« Er lächelte, dann fügte er hinzu: »Nein, aus der Zeitung und dem Fernsehen natürlich schon. Ich weiß, dass sie ein paar Tage vor seiner Hinrichtung getötet wurden und dass er Mr. Cowart erzählt hat, er hätte ihre Ermordung in Auftrag gegeben. Stand in jeder Zeitung, sogar in der New York Times, Detective. Aber das war’s auch schon.«
    Ferguson schien sich zu entspannen, das Wortgefecht zu genießen.
    »Verraten Sie mir, wie er diesen Mord organisieren konnte«, forderte sie ihn auf. »Sie sind der Todestrakt-Experte.«
    »Da will ich Ihnen nicht widersprechen.« Ferguson schwieg einen Moment, um zu überlegen. »Da gibt es verschiedene Möglichkeiten …« Er sah sie mit einem abstoßenden Grinsen an. »Als Erstes würde ich mir die Besucherliste vornehmen. Jeder Besucher im Trakt wird registriert. Jeder Anwalt, jeder Reporter, jeder Freund, jedes Familienmitglied. Ich würde die Liste bis zu dem Tag zurückverfolgen, als er in den Trakt überstellt wurde. Der hat ’ne ganze Menge Besuch gehabt, wissen Sie. Seelenklempner, Filmproduzenten, Spezialisten vom FBI. Und zum Schluss natürlich Mr. Cowart …« Fergusons Tonfall wirkte an dieser Stelle ein wenig erregt. »Und mit den Wachleuten würde ich unbedingt reden. Wissen Sie, wie man drauf sein muss, um im Todestrakt Wachmann zu werden? Ein bisschen Killerinstinkt gehört schon dazu, denn als Schließer gehören sie natürlich zu denen, die eines Tages so ein armes Schwein auf den Stuhl schnallen. Die Vorstellung muss einen Reiz für sie haben.« Er hob die Hand. »Klar, sie sagen einem, dass es nun mal zu ihren Pflichten gehört, dass es nichts Persönliches ist, genau wie in jedem anderen Teil der Haftanstalt, aber das stimmt nicht. Für die Blöcke Q, R und S muss man sich freiwillig melden. Und man muss das, was da vielleicht auf einen zukommt, mögen.«
    Er sah mit hellwachen Augen zu ihr auf. »Und wenn man nichts Besonderes daran findet, jemanden an einen Stuhl zu schnallen, um ihm den Hintern zu braten, dann findet man es vielleicht auch nicht so schlimm, jemanden an einen Stuhl zu fesseln und ihm die Gurgel aufzuschlitzen.«
    »Ich habe nicht erwähnt, dass ihnen die Gurgel aufgeschlitzt wurde.«
    »Aber es stand in sämtlichen Zeitungen.«
    »Wer?«, fragte sie. »Nennen Sie ein, zwei Namen.«
    »Sie bitten mich, Ihnen zu helfen?«
    »Namen. Mit wem würden Sie im Todestrakt reden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Aber es gab solche Leute, das konnte man spüren. Im Trakt sind die Mörder unter sich. Man brauchte nicht allzu lange, um zu merken, dass ein paar von den Wachmännern eigentlich auf die andere Seite gehörten.«
    Er grinste sie weiter an. »Wieso fahren Sie nicht hin und überzeugen sich selbst?«, fragte er. »Eine clevere Ermittlerin wie Sie bekommt vermutlich schnell raus, wer bestechlich ist und wer nicht.«
    »Im Todestrakt sind die Mörder unter sich«, griff sie seine Bemerkung auf. »Und wie passten Sie da ins Bild, Mr. Ferguson?«
    »Ich passte nicht ins Bild, ich war ein Außenseiter.«
    »Wie hoch war wohl der Preis?«
    Er zuckte die Achseln. »Schwer zu sagen. Hoch? Oder auch nicht? Fragt sich auch, in welcher Währung, Detective, denn die richtige Person kann aus allen möglichen Gründen das Falsche tun.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, zum Beispiel Blair Sullivan. Der würde Sie wahrscheinlich ohne jeden Grund töten, einfach nur so zum Spaß, ein geringer Preis, finden Sie nicht, Detective? Sind Sie

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