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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Schweigen, dann traten die beiden Beamten wieder in den Flur.
    »Na schön«, sagte der Ältere schließlich. »Wir warten hier.« Und an Ferguson gewandt: »Ich kann mir Gesichter hervorragend merken, Arschloch«, flüsterte er. »Und deins hab ich gerade abgespeichert.«
    Ferguson schnaubte verächtlich. »Gleichfalls«, sagte er.
    Er wollte gerade die Tür zumachen, doch der Jüngere ging blitzschnell mit dem gestreckten Arm dazwischen und sagte: »Die bleibt auf, okay? Dann gibt’s keinen Ärger.«
    Ferguson ließ die Tür los. »Wenn Sie das glücklich macht.« Dann drehte er sich um. Als er Shaeffer ins Zimmer folgte, sagte er: »Ich kenne diese Sorte. Der gleiche Schlag wie die Hälfte der Wachleute im Todestrakt. Glauben, sie müssten knallhart sein, dabei haben sie keinen Schimmer, was wirklich hart ist.«
    »Und? Was ist wirklich hart, Mr. Ferguson?«
    »Zum Beispiel, ein bestimmtes Datum und eine Uhrzeit zu kennen. Zu wissen, dass man vollkommen gesund ist, aber die Gesellschaft einem eine tödliche Krankheit untergejubelt hat. Zu wissen, dass man mit jedem Atemzug dem letzten ein bisschen näher kommt, das ist hart.«
    Mitten im kleinen Wohnzimmer blieb er stehen. »Aber was ist mit Ihnen, Detective? Sind Sie auch knallhart?«
    »Wenn’s sein muss«, erwiderte sie.
    Er lachte nicht, sondern starrte sie mit einer Mischung aus Spott und Misstrauen an. »Nehmen Sie Platz«, sagte er, während er sich selbst auf die Kante einer abgewetzten Couch setzte.
    »Danke«, sagte sie, blieb jedoch stehen. Ohne Ferguson aus den Augen zu lassen, schlenderte sie langsam durch das Zimmer und registrierte jede Kleinigkeit. Den Trick hatte sie in ihrer Ausbildung gelernt: auf den Beinen bleiben, während die Zielperson sitzt. Das schafft Unbehagen und lässt denjenigen, der die Fragen stellt, mächtiger erscheinen. Er verfolgte jede ihrer Bewegungen.
    »Suchen Sie was?«
    »Nein.«
    »Dann sagen Sie, was Sie von mir wollen.«
    Sie trat an ein Fenster und spähte hinaus. Sie sah den roten Wagen des Zuhälters und stellte fest, dass die Straße in beiden Richtungen wie ausgestorben war.
    »Nicht gerade ein spektakulärer Blick«, bemerkte sie. »Wieso sucht man sich diese Wohngegend aus, besonders, wenn man was Besseres haben kann?«
    Er antwortete nicht.
    »Nutten an jeder Straßenecke, ein Crack-Dealer ein paar Häuser weiter. Was haben wir sonst noch? Diebe. Straßengangs. Junkies …« Sie durchbohrte ihn mit ihrem Blick. »Mörder. Und Sie.«
    »Ganz recht.«
    »Was sind Sie, Mr. Ferguson?«
    »Ich bin Student.«
    »Kennen Sie in der Nachbarschaft noch andere Studenten?«
    »Bis jetzt ist mir noch keiner begegnet.«
    »Also noch mal: Wieso leben Sie hier?«
    »Weil es mir passt.«
    »Sie passen hierher?«
    »Das hab ich nicht gesagt.«
    »Wieso dann?«
    »Es ist sicher.« Er lachte leise. »Der sicherste Ort der Welt.«
    »Das beantwortet meine Frage nicht.«
    Er zuckte die Achseln. »Man kehrt sich nach innen, man wohnt nicht irgendwo da draußen, sondern innen. Das ist die erste Lektion im Todestrakt. Die erste von vielen. Oder meinen Sie, man vergisst das, was man gelernt hat, sobald man draußen ist? Und jetzt sagen Sie endlich, was Sie wollen.«
    Statt zu antworten, wanderte sie weiter hin und her. Sie warf einen Blick ins Schlafzimmer, das mit einem schmalen Einzelbett und einer verschrammten, braunen Holzkommode eingerichtet war. In einem schmalen Wandschrank an der Rückseite hing seine spärliche Garderobe. Die Küche war mit einem kleinen Kühlschrank, einem Herd und einem Waschbecken ausgestattet.
    Als sie ins Wohnzimmer zurückkam, bemerkte sie in der Ecke einen kleinen Tisch mit einer Reiseschreibmaschine und verstreuten Blättern. Neben dem Schreibtisch stand ein Bücherregal aus Betonsteinen mit billigen, unbehandelten Kiefernbrettern.
    Sie ging darauf zu und inspizierte die Bücher im Regal, unter denen sie auf Anhieb einige Titel auf den Einbänden wiedererkannte: eine Abhandlung über Gerichtsmedizin von einem ehemaligen Forensiker in New York, ein Werk über die Identifikationstechniken des FBI, von Regierungsseite herausgegeben, ein Buch über Medien und Kriminalität von einem Professor an der Columbia University. Sie hatte alle diese Bücher im Zuge ihrer eigenen Kurse an der Polizeiakademie gelesen. Ferguson hatte noch eine Menge andere im Regal, alle über Kriminalistik und Ermittlungsverfahren, alle stark abgenutzt, offensichtlich gebraucht gekauft. Sie holte eins aus dem Regal und schlug es an

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