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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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und endgültig verschwinden lassen, wenn es tatsächlich Indizien für ein Verbrechen wären, ganz zu schweigen von vorsätzlichem Mord? Wofür halten Sie mich, Mr. Cowart? Glauben Sie, ich hätte im Todestrakt nichts gelernt? Oder in all den Lehrveranstaltungen in Kriminologie? Für wie dämlich halten Sie mich eigentlich?«
    »Nein«, erwiderte Cowart. »Ich halte Sie überhaupt nicht für dämlich.« Er sah Ferguson scharf in die Augen. »Und ich glaube, Sie haben eine Menge gelernt.«
    Ein paar Sekunden lang herrschte Stille.
    »Woher wusste Sullivan von diesem Abort?«
    Ferguson zuckte die Achseln. »Er hat mir mal, vor unserer kleinen Meinungsverschiedenheit, erzählt, wie er eine Frau mit einer Strumpfhose erdrosselt und die Strumpfhose im WC runtergespült hat. Meinte, wenn die erst mal in der Kanalisation sei, würde sie keiner mehr finden. Da hat er mich gefragt, was wir bei uns zu Hause hätten, und ich hab gesagt, dieses uralte Häuschen im Hof, und wir würden da alles Mögliche reinschmeißen. Wahrscheinlich hat er zwei und zwei zusammengezählt und Ihnen eine kleine Story aufgetischt, Mr. Cowart. Bei der Sie nur verbissen genug suchen mussten, um fündig zu werden. Wer suchet, der findet, stimmt’s, Mr. Cowart? So läuft das doch, selbst wenn das, was Sie entdecken, in Wahrheit nichts damit zu tun hat.«
    »Ich finde eher Ihre Version ziemlich weit hergeholt.«
    Wieder war Ferguson für eine Sekunde geladen, im nächsten Moment jedoch entspannt und gelassen. »Ihre dagegen trägt deutlich die Handschrift von Blair Sullivan, oder etwa nicht? Der Mann hat sich einfach alles so zurechtgebogen, dass etwas für ihn dabei raussprang, oder irre ich mich?«
    »Nein, da stimme ich Ihnen zu«, antwortete der Reporter.
    Ferguson deutete auf den Kassettenrekorder auf dem Tisch und den Notizblock in Cowarts Hand.
    »Wittern Sie hinter der Sache eine Story, Mr. Cowart?«
    »Ja.«
    »Aber das ist alles Schnee von gestern.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher.«
    »Sie versuchen, Sachen wieder aufzuwärmen, die kalter Kaffee sind. Sie haben offenbar mit Tanny Brown gesprochen. Der Mann gibt wohl nie auf, was?«
    Cowart lächelte. »Nein«, antwortete er. »Das sehe ich genauso.«
    »Bluthund«, sagte Ferguson bitter, doch dann verflog der wütende Unterton, und er fügte gleichmütig hinzu: »Aber der kann mir nichts mehr anhaben.«
    Bei dieser Bemerkung fühlte sich Cowart ratlos. Er versuchte, sich vorzustellen, was Tanny Brown wohl gefragt hätte, welche Frage durch diesen harten Panzer der gespielten Unschuld dringen würde, und zum ersten Mal konnte er nachvollziehen, wieso Brown damals beim Verhör seinem Partner erlaubt hatte, schlagkräftigere Argumente ins Spiel zu bringen, wenn er damit ein Geständnis aus dem abgebrühten Kerl herausbekam.
    »Sie sind doch ab und zu noch mal in den Süden gekommen, Bobby Earl, um in Gemeindezentren zu sprechen, oder? Haben Sie da immer dasselbe erzählt? Oder haben Sie es je nach Publikum ein bisschen variiert?«
    »Ich wandle es immer ein bisschen ab, je nachdem, was für Leute vor mir sitzen. Aber im Wesentlichen ist es dieselbe Botschaft.«
    »Und der Tenor?«
    »Der bleibt gleich.«
    »Was sagen Sie denn so?«
    »Ich erkläre den Leuten, wie Jesus in das Dunkel dieser Zelle im Todestrakt gekommen ist, wie er Licht gebracht hat. Ich erzähle ihnen, wie der Glaube einem durch die gefährlichsten Zeiten hilft, wie selbst der schlimmste Sünder von diesem Licht berührt werden und im Wort Gottes Trost finden kann. Ich sage ihnen, dass letztlich immer die Wahrheit siegt und gleich einem glänzenden Schwert das Böse zerschlägt, so dass man den Weg in die Freiheit findet. Und dazu sagen sie Amen, weil das eine Botschaft ist, die Herz und Seele berührt, finden Sie nicht?«
    »Doch, ich denke schon. Gehen Sie hier in Newark regelmäßig in die Kirche?«
    »Nein, hier in Jersey bin ich nur Student.«
    Cowart nickte. »Und wie oft haben Sie diese Ansprache schon gehalten?«
    »Acht, neun Mal.«
    »Haben Sie die Namen der Kirchen, Gemeindezentren oder dergleichen im Kopf?«
    »Für Ihren Artikel?«
    »Nennen Sie mir die Namen.«
    Ferguson starrte Cowart an, hob dann die Hände, als wollte er sagen, was soll’s. Er ratterte die kurze Liste der Gotteshäuser – Baptisten-, Pfingst- und Unitarierkirchen – herunter und endete mit den Namen von zwei, drei Gemeindezentren. Die Namen der entsprechenden Städte folgten ebenso schnell, und Cowart hatte Mühe, sich alle zu notieren.

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