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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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verdammt sicher sein können, dass er nicht später irgendwo herumlungert oder wiederkommt, um ein kleines Mädchen an der Straße aufzulesen?«
    Cowart sah, wie Ferguson sich vor Wut kaum halten konnte.
    »Und dann die Polizei, Bobby Earl. Die wird Sie immer im Visier behalten. Dann passiert irgendwann etwas – und wir beide wissen, dass etwas passieren wird, nicht wahr? –, also, jedes Mal, wenn etwas passiert, werden sie als Erstes bei Ihnen vorbeischauen. Wie oft halten Sie das wohl durch, ohne dass Ihnen auch nur der kleinste Fehler unterläuft? Dass Sie etwas vergessen, von jemandem gesehen werden – mehr gehört nicht dazu, oder irre ich mich? Denn wenn Sie nur diesen einen winzigen Fehler machen, haben Sie das ganze Land am Hals, und Sie werden so lange gehetzt, bis Sie wieder da landen, wo wir beide unsere erste Unterhaltung hatten. Und diesmal wird kein Reporter vom Miami Journal darauf erpicht sein, Ihnen noch einmal aus der Patsche zu helfen, nicht wahr?«
    Cowart beobachtete Ferguson und sah, wie sich die blanke Wut in seinem Gesicht geradezu flammend ausbreitete. Er sah, wie der Mann die Hand nach dem Jagdmesser ausstreckte, und merkte, wie er selbst vor Angst erstarrte.
    Ich bin ein toter Mann, dachte er.
    Er wollte sich umschauen, nach irgendeinem Gegenstand greifen, um sich zur Wehr zu setzen, doch er war von Ferguson wie gebannt. Ihn durchzuckte der Gedanke: Jetzt könnte ich ein Codewort brauchen, ein Wort, das Tanny Brown auf den Plan rief, doch er hatte keins.
    Ferguson erhob sich halb von seinem Stuhl, verharrte aber inmitten der Bewegung. Cowart merkte, wie er unwillkürlich einen Stoß Papiere packte. Dann setzte sich Ferguson wieder langsam hin.
    »Nein«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass Sie diese Story schreiben werden.«
    »Und wieso nicht?«
    Ferguson starrte auf den Tisch, auf den Kassettenrekorder, und eine Weile schien er vollkommen konzentriert zuzusehen, wie das Gerät die Stille aufnahm. Dann beugte er sich zu dem Gerät vor und sagte mit fester, klarer Stimme: »Weil kein Wort davon wahr sein würde.« Nachdem noch ein, zwei Sekunden verstrichen waren, drückte er mit dem Finger auf eine Taste und schaltete den Rekorder aus.
    »Und soll ich Ihnen sagen, wieso Sie die Story nicht schreiben werden? Aus folgendem Grund: Es gibt eine Menge triftiger Gründe, aber einer liegt auf der Hand: Sie haben keine Fakten. Sie haben keine Beweise. Sie klammern sich an eine irrwitzige Verbindung zwischen Ereignissen und Lügen, und ich seh jetzt schon vor mir, wie ein Redakteur sich Ihren Erguss ansieht und zu dem Schluss kommt, dass dafür in dem renommierten Blatt kein Platz ist. Und wissen Sie, was Ihnen noch fehlt? Sämtliche Zeitungsreportagen bestehen aus ›nach Aussage von‹ und ›polizeilichen Angaben zufolge‹ und ›Sprecher bestätigt‹ und den Erwähnungen von allen möglichen anderen Leuten, die Ihre Geschichte mit Berichten und Dokumenten bestätigen, das ist das Rückgrat Ihrer Reportage, das Übrige, die Einzelheiten, die Sie gehört oder gesehen haben, sind nur das Fleisch auf den Knochen, und selbst dafür haben Sie nicht genug gehört oder gesehen, das wichtig genug wäre, darüber zu schreiben. Das«, fuhr Ferguson nach einer Atempause fort, »ist der Grund, weshalb Sie mir keine Angst einjagen können, Mr. Cowart. Aber sagen Sie mir eins: Mache ich Ihnen Angst?«
    Cowart nickte.
    »Nun, freut mich zu hören. Glauben Sie, dass ich auch Ihrem Freund Tanny Brown Angst einjage?«
    »Ja und nein.«
    »Das ist eine etwas unbefriedigende Antwort für einen Mann, der sich Präzision auf die Fahnen schreibt. Was denn nun?«
    »Ich denke, er fürchtet, was Sie tun, aber ich glaube nicht, dass er Angst vor Ihnen hat.«
    Ferguson schüttelte den Kopf. »Eines würde mich interessieren. Wieso haben die Leute immer Angst vor dem, was ihnen passieren könnte? Persönlich Angst in einer bestimmten Situation, wie Sie in diesem Moment, in dem Sie nicht wissen, ob ich nach dem Messer greife und einfach zu Ihnen rüberkomme, um Sie von den Eiern bis zur Kehle aufzuschlitzen. Was meinen Sie? Glauben Sie, dass ich ein abgebrühter Mörder bin, der dazu fähig ist? Und dass ich Ihre blutigen sterblichen Überreste irgendwo deponiere, wo es so aussieht, als hätten Sie sich in dieses Viertel verirrt und wären ein paar von den Lokalgrößen in die Quere gekommen? Gibt hier nämlich den einen oder anderen, der es nicht allzu gerne sieht, wenn hier ein Weißer in der Gegend rumspaziert.

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