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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Ripper und Blaubart. Weiße Männer. Caligula und Vlad der Pfähler. Weiße Männer. Alles weiße Männer. Machen Sie mal eine Gefängnisführung mit, und Sie hören von Charlie Manson oder David Berkowitz, und Sie sehen weiße Männer, weil die nämlich diese seltsamen Triebe haben und ihnen erliegen. Soll nicht heißen, dass es nicht die eine oder andere Ausnahme gibt, die die Regel bestätigt. Zum Beispiel Wayne Williams in Atlanta; aber der Mann wirft so viele Fragen auf, nicht wahr? Es gab sogar einen Film im Fernsehen über den Kerl, in dem in Frage gestellt wurde, ob er tatsächlich derjenige war, der da unten in der schönen Stadt all die jungen Männer umgebracht hat. Erinnern Sie sich an den Fall? Nein, kleine Mädchen an der Straße aufzugabeln und sie irgendwo tot liegen zu lassen, ist eher untypisch für Schwarze. Auf unser Konto gehen eher impulsive Gewaltverbrechen – plötzliche, unkontrollierbare Ausbrüche, die in Messerstechereien oder Schießereien und jeder Menge Lärm enden. Urbane Verbrechen, mit Zeugen und Tatorten, die vor Indizien nur so strotzen, so dass keine Fragen offen bleiben, wenn die Cops uns erst mal hinter Schloss und Riegel haben. Vergewaltigung von Joggerinnen, Schusswechsel zwischen rivalisierenden Drogendealern oder der brutale Übergriff auf einen kleinen Verkäufer, Handgemenge, die aus dem Ruder laufen, das sind die typischen Delikte, die unsere weißen Landsleute dazu veranlassen, ihre Häuser mit aufwendigen Alarmanlagen zu schützen, und die der Strafjustiz die tägliche Quote an schwarzen Männern bescheren – aber Serienmörder? Nein. Und noch etwas, Mr. Cowart.«
    »Ja?«
    »So ist es der Justiz am liebsten. Das System sieht es nicht so gerne, wenn etwas nicht in die Statistik und in ihre Schubfächer passt.«
    Ferguson sah den Reporter an. »Und wie wollen Sie nun daraus einen Artikel basteln, Mr. Cowart? Über einen Fall, der das vertraute Schema sprengt? Sagen Sie’s mir: Tun sich Zeitungen nicht ein bisschen schwer damit, über so seltsame Dinge zu berichten? Über so unerwartete Wendungen? Oder sehen Sie Ihre Berufung eher darin, immer und immer wieder dieselben Geschichten wiederzukäuen, mit wechselndem Personal und leicht variierenden Worten?«
    Cowart antwortete nicht.
    »Und Sie glauben allen Ernstes, Sie könnten so etwas ohne Beweise schreiben?«
    »Joanie Shriver«, sagte Cowart.
    »Verabschieden Sie sich von ihr, Mr. Cowart, das ist lange vorbei, es wäre zu Ihrem Besten, das zu begreifen. Und das sollten Sie auch Ihrem Freund Tanny Brown begreiflich machen.«
    Cowart blieb hinter Fergusons Schreibtisch stehen. Er beugte sich darüber und hielt sich an der Kante fest. »Ich werde die Story schreiben, und das wissen Sie auch, nicht wahr?«
    Ferguson schwieg.
    »Ich werde alles in die Zeitung bringen. All die Unwahrheiten, die Lügen, jede Kleinigkeit. Sie können es endlos leugnen, aber wissen Sie was?«
    »Was?«
    »Es wird funktionieren. Ich bin dann erledigt. Tanny Brown ist erledigt, aber wissen Sie, was mit Ihnen passieren wird, Bobby Earl?«
    »Sagen Sie’s mir«, erwiderte er kalt.
    »Sie wandern nicht in den Knast, nein. Da liegen Sie richtig. Mangels Beweisen. Und eine ganze Reihe von Leuten wird Ihnen sogar glauben, wenn Sie beteuern, das sei alles ein abgekartetes Spiel. Sie werden Ihnen immer noch glauben, wenn Sie sagen, dass Sie unschuldig sind. Die meisten werden es mir in die Schuhe schieben und den Cops. Sie werden zum Märtyrer, zum Helden stilisiert, und Ihre Fans werden sich um Sie scharen, Bobby Earl, das verspreche ich Ihnen.«
    Ferguson starrte Cowart weiter an.
    »Aber wissen Sie, was dabei den Bach runtergeht? Anonymität.«
    Ferguson zuckte mit den Achseln, und Cowart fuhr fort. »Ich bitte Sie, Bobby Earl. Sie wissen, was Sie zu tun haben, wenn Sie eine alte Hauskatze haben, die gerne jagt? Die gerne Vögel und Mäuse erlegt und in Ihr schönes, sauberes Vorstadthaus schleppt? Sie hängen dieser Katze ein Glöckchen um, so dass sie, egal wie klug und heimtückisch sie es auch anstellt, nie wieder nahe genug an diesen armen kleinen Sperling herankommt, um ihm die Krallen in die Federn zu treiben.«
    Ferguson sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an und sagte nichts.
    »Und glauben Sie im Ernst, diese netten Kirchen laden Sie immer noch ein, bei ihnen zu sprechen, wenn auch nur der Schatten eines Zweifels hängenbleibt? Meinen Sie nicht auch, dass sie sich lieber einen anderen Sonntagsredner holen? Einen, bei dem sie sich

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