Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
liegen die Dinge nicht. Er hat gelogen. Ich habe versucht …«
»Und daher dachten Sie, was der kann, das kann ich schon lange?«
»Nein, verdammt, begreifen Sie doch …« Cowart wandte sich zu Tanny Brown um.
»Ich sollte Sie auf der Stelle verhaften«, sagte sie bitter. »Und könnten Sie darüber bitte selbst aus Ihrer Zelle schreiben, Mr. Cowart? REPORTER IN SENSATIONELLEM MORDFALL DER VERTUSCHUNG BESCHULDIGT. So etwa würde doch die Schlagzeile lauten, nicht wahr? Käme das auf die Titelseite, mit Ihrem gottverdammten Foto? Wäre das ausnahmsweise einmal die Wahrheit?«
Sie starrten einander eine Weile unversöhnlich an, bis Cowart ein Gedanke kam. »Klar doch, die Wahrheit. Nur dass es nicht die Wahrheit war, hab ich recht, Detective?«
»Was?«
»Was ich gerade gesagt habe. Sullivan hat mir gegenüber behauptet, Ferguson habe das alte Paar auf dem Gewissen, aber ich wusste nicht, ob ich ihm glauben durfte oder nicht. Er hat mir eine Menge erzählt, einiges davon war gelogen. Ich hätte es Ihnen sagen können, dann hätte ich es gleichzeitig in der Zeitung bringen müssen – ich hätte gar keine andere Wahl gehabt, Detective. Dabei haben Sie gerade selbst gesagt, Ferguson hätte ein Alibi, womit die Sache also nicht stimmt. Das mit den alten Leuten war er nicht, egal, was Sullivan dazu sagt, oder?«
Shaeffer überlegte.
»Ach, kommen Sie, Detective, stimmt’s?«
Sie musste ihm recht geben, ob sie wollte oder nicht, und so nickte sie stumm.
»Sieht jedenfalls nicht danach aus. Das Alibi ist hieb- und stichfest. Ich bin zur Rutgers gefahren und habe mit drei Professoren gesprochen. In der Woche war er jeden Tag da, hat bei keiner einzigen Veranstaltung gefehlt. Außerdem hat mein Partner inzwischen Informationen, die in eine andere Richtung deuten.«
»Was für Informationen?«
»Vergessen Sie’s.«
Jeder im Raum versuchte, sich Klarheit darüber zu verschaffen, was er gerade gehört hatte, und so herrschte für eine Weile Schweigen. Tanny Brown wog seine Worte ab.
»Aber«, fing er an, »da ist noch mehr im Spiel, nicht wahr? Wenn Ferguson nicht mehr Ihr Verdächtiger ist und Ihnen keine Hinweise geben kann, die Sie bei Ihren Ermittlungen voranbringen können, müssten Sie jetzt längst im Flieger Richtung Süden sitzen. Sie würden Ihre Zeit nicht mehr hier im Motel verplempern, sondern wären auf dem Weg zu Ihrem Partner. Fergusons Stundenplan und seine Anwesenheit hätten Sie genauso gut telefonisch überprüfen können, doch Sie sind extra persönlich hingegangen, um mit diesen Leuten zu sprechen. Wieso, Detective? Und als Sie die Tür aufmachten, hatten Sie eine Neunmillimeter in der Hand, und gepackt hatten Sie auch noch nicht.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich sag Ihnen, wieso«, fuhr Brown fort. »Weil Sie wissen, dass mit dem Burschen etwas nicht stimmt, Sie können nur nicht sagen, was.«
Shaeffer sah ihn an und nickte.
»Also«, sagte Brown, »aus demselben Grund sind wir hier.«
Das erste trübe Dämmerlicht zog herauf, so dass über der Stadt die grauen Wolken umrisshaft zu erkennen waren, die einen weiteren Regentag ankündigten. Shaeffer und Wilcox fuhren am nördlichen Ende der Straße vor Fergusons Wohnung an den Bürgersteig heran, Brown parkte am südlichen Ende. Cowart überprüfte sein Aufnahmegerät, griff nach seinem Notizbuch und tastete in seiner Brusttasche nach den Kugelschreibern. Schließlich drehte er sich zu dem Polizisten um.
Im Motelzimmer hatte Shaeffer sie alle angesehen und schroff gefragt: »Und? Was haben Sie vor?«
»Der Plan«, hatte Cowart leise gesagt, »sieht so aus: Wir jagen ihm ein bisschen Angst ein, so dass er aus der Deckung kommt, stören ihn auf, um ihn dann gezielter verfolgen zu können, geben ihm zu verstehen, dass er sich nicht ganz so in Sicherheit wiegen kann, wie er glaubt. Wir jagen ihm Angst ein«, wiederholte er und lächelte süßsäuerlich. »Angst vor mir.«
Im Wagen, kurz bevor er ausstieg, versuchte er, einen Witz zu machen. »Im Kino würden Sie mich jetzt verkabeln. Wir hätten ein Codewort, das ich nur zu sagen bräuchte, und schon würden Sie mir zu Hilfe eilen.«
»Würden Sie so ein Ding tragen?«
»Nein.«
»Dachte ich mir. Dann brauchen wir auch kein Codewort.«
Cowart lächelte, wenn auch nur, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte.
»Nervös?«, fragte Brown.
»Seh ich so aus?«, erwiderte Cowart. »Sagen Sie lieber nichts.«
»Er wird nichts tun.«
»Sicher.«
»Kann er gar nicht.«
Cowart
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