Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
Meinen Sie, ich könnte es so deichseln, dass sich eine Gang einen Spaß draus macht, einen weißen Reporter zu zerlegen, der auf der Suche nach einer Adresse die Orientierung verloren hat?«
»Nein.«
»Sie trauen mir das nicht zu, obwohl ich darin so versiert bin?«
»Nein.«
»Wieso nicht?«, fragte Ferguson in schneidendem Ton, während sich seine Finger um den Griff des Messers schlossen.
»Blut«, platzte Cowart heraus. »Die Blutflecken. Die bekämen Sie nie ganz raus.«
»Gut. Fahren Sie fort.«
»Vielleicht hat mich jemand reinkommen sehen. Ein Zeuge.«
»Das ist gut, Mr. Cowart. Es gibt hier nämlich eine alte Vermieterin, die ein wachsames Auge auf solche Dinge hat. Die könnte Sie tatsächlich gesehen haben. Und vielleicht würde sich auch einer der Obdachlosen draußen an Sie erinnern. Auch das wäre möglich, nur dass die keine guten Zeugen abgeben. Weiter.«
»Vielleicht habe ich jemandem gesagt, wo ich hingehe.«
»Nein«, erwiderte Ferguson grinsend, »das besagt gar nichts, kein Beweis, dass Sie auch hier angekommen sind.«
»Abdrücke. Ich hab hier drinnen Abdrücke hinterlassen.«
»Den Kaffee abgelehnt, den ich Ihnen angeboten habe, da hätten Sie möglicherweise Speichelrückstände und Fingerabdrücke hinterlassen können. Was haben Sie noch angefasst? Den Schreibtisch. Diese Papiere. Das lässt sich leicht sauber wischen.«
»Aber Sie wären sich nie ganz sicher.«
Wieder lächelte Ferguson. »Das stimmt.«
»Andere Dinge. Haare. Hautpartikel. Ich könnte mich wehren. Sie könnten selbst eine Stichverletzung abbekommen, dann hätte ich Ihr Blut an mir, und das würde man finden.«
»Schon möglich. Wenigstens denken Sie jetzt logisch.«
Ferguson lehnte sich zurück. Er deutete auf das Messer. »Zu viele Variablen, da gebe ich Ihnen recht. Zu viele Gesichtspunkte zu berücksichtigen, das könnte Ihnen jeder Kriminologe im zweiten Semester sagen.« Ferguson starrte den Reporter weiter unverwandt an. »Aber ich glaube trotzdem nicht, dass Sie diesen Artikel schreiben werden, Mr. Cowart.«
»Genau das werde ich tun«, sagte Cowart leise, doch entschlossen.
»Wissen Sie was? Schon mal gehört, dass man einem Menschen auch auf andere Weise das Herz herausschneiden kann? Dazu braucht man nicht unbedingt ein großes Jagdmesser wie das hier …«
Ferguson nahm es noch einmal in die Hand und packte es diesmal an der Klinge. Er hielt es auf Fensterhöhe und drehte es so zur Seite, dass sich das erste fahle Morgengrauen darin fing. »Nein, nein. Keineswegs. Sie glauben vielleicht, das wäre die leichteste Methode, Ihnen das Herz herauszuschneiden, Mr. Cowart, ist es aber nicht.« Ferguson ließ das Messer nicht sinken. »Wer wohnt im Haus Wildflower Drive 1215, Mr. Cowart?«
Cowart wurde es siedend heiß.
»In diesem schönen Wohngebiet am Stadtrand von Tampa. Fährt jeden Tag mit dem gelben Schulbus. Spielt in dem Park ein paar Straßen entfernt. Hilft ihrer Mutter gerne beim Reintragen der Einkäufe und liebt es, auf ihren kleinen Bruder aufzupassen. Natürlich interessieren Sie sich nicht für dieses Neugeborene, und vermutlich auch nicht mehr allzu sehr für die Mutter. Bei der Scheidung schlagen die Gefühle oft in Hass um, also hab ich natürlich keine Ahnung, wie das bei Ihnen ist. Aber dieses kleine Mädchen? Das ist natürlich was ganz anderes.«
»Woher wissen Sie von …«
»Aus der Zeitung. Nachdem Sie diesen Preis bekommen haben«, sagte Ferguson mit einem süffisanten Lächeln. »Außerdem recherchiere ich ab und zu ganz gerne. War kein Kunststück, sie ausfindig zu machen.«
Die Angst hatte Cowart völlig überwältigt.
Ferguson ließ den Reporter keinen Moment aus den Augen. »Nein, nein, Sie werden diese Reportage nicht schreiben. Ich glaube nicht, dass Sie die nötigen Fakten haben. Ich glaube nicht, dass Sie die nötigen Beweise haben. Liegt doch auf der Hand.«
»Ich bring Sie um«, krächzte Cowart.
»Und weswegen?«
»Wenn Sie meiner Tochter auch nur nahe kommen …«
»Ja? Was dann?«
»Wie gesagt, dann bring ich Sie um.«
»Brächte Ihnen ja auch mächtig viel, Mr. Cowart. Hinterher? Was geschehen ist, können Sie nicht ungeschehen machen, oder? Es würde Sie immer noch verfolgen, nicht wahr? Der erste Gedanke, wenn Sie morgens aufwachen, und der letzte abends vor dem Einschlafen. Und es würde Sie in jedem Traum verfolgen, jede Minute, die Sie wach sind. Es würde Sie nie mehr loslassen, oder, Mr. Cowart?«
»Ich bring Sie um«, wiederholte
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