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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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hierherkommen sollen.
    Wütend drehte er sich zu Cowart um.
    Der Bastard hätte seine Suppe allein auslöffeln sollen, dachte er.

    Auch Cowart starrte in die Nacht. Immer noch spiegelten sich die schwachen Straßenlaternen und die Neonreklamen in den Fenstern der Bars im regennassen Asphalt. In die Dunstschwaden darüber mischte sich hin und wieder ein Dampfstoß aus den vergitterten Schächten, als zürnten unterirdische Götter der Nacht.
    Tanny Browns hellwacher Blick suchte unentwegt sämtliche Winkel der Häuserschluchten ab. Cowart beobachtete die beiden Polizisten.
    Er hätte nicht mehr sagen können, wann genau ihm klargeworden war, dass diese Suche ins Leere ging. Vielleicht schon, als sie die Schnellstraße verließen und durch das Stadtzentrum manövrierten. Doch er behielt seine Gefühle für sich, denn er sah, wie sich Brown mit jeder Sekunde, die verging, auf einen Abgrund zubewegte. Und an der unberechenbaren Fahrweise von Shaeffer erkannte er, dass auch sie über Wilcox’ Verschwinden bestürzt war. Im Vergleich zu den anderen beiden machte ihn selbst die Situation weniger betroffen. Aber wenn er Wilcox auch nicht mochte und ihm nicht über den Weg traute, kroch es ihm doch bei der Vorstellung, dass ihn die Nacht verschlungen hatte, eiskalt den Rücken herunter.
    Aus dem Augenwinkel heraus erhaschte Shaeffer irgendetwas, das sich bewegte, und fuhr sofort an den Bordstein. »Was ist da los?«, fragte sie.
    Sie rissen die Köpfe herum und sahen zwei heruntergekommene, obdachlose Männer um eine Flasche kämpfen. Unter ihren Augen trat einer der beiden so brutal zu, dass der andere auf den Bürgersteig fiel. Der erste holte erneut aus und schwang das Bein wie ein Pendel mit aller Wucht seitlich in die Rippen des am Boden liegenden Gegners. Schließlich ließ er von ihm ab, schnappte sich die Flasche und klemmte sie sich an die Brust. Als er sich zum Gehen umwandte, blieb er plötzlich stehen, überlegte es sich offenbar anders, kehrte zurück und trat dem Mann mit aller Kraft gegen den Kopf. Erst jetzt machte sich der Angreifer aus dem Staub und verschwand im Schutz des Schattens.
    Ist ja nicht so, dachte Tanny Brown, als wären mir Armut, Vorurteile, Hass, Gewalt und Hoffnungslosigkeit nicht hinlänglich bekannt. Sein Blick wanderte die Straße entlang. Aber nicht in dieser Form. Diese innerstädtischen Slums erinnerten an die ausgebombten Ruinen einer fremden Nation, die gerade einen schrecklichen Krieg verloren hat. Er sehnte sich inbrünstig nach Escambia zurück. Egal, wie viel Dreck es da geben mag, dachte er, wenigstens hab ich lange genug darin gewühlt, um ihn zu kennen.
    »Du lieber Himmel«, sagte Cowart und riss den Polizisten aus seinen Gedanken. »Ist der tot?«
    Doch kaum hatte er die Frage ausgesprochen, sahen sie alle, wie der schwer zugerichtete Mann sich regte, aufstand und davonhumpelte.
    Shaeffer, die sich ebenfalls wünschte, woanders zu sein, legte den Gang wieder ein und fuhr zum dritten Mal an der Stelle vorbei, an der sie Wilcox aus den Augen verloren hatte.
    »Nichts«, sagte sie.
    »Also gut«, sagte Brown, »wir vergeuden nur unsere Zeit. Fahren wir zu Fergusons Wohnung.«
    Als sie vor dem Eingang hielten, lag das ganze Gebäude im Dunkeln, und auch die Bürgersteige waren menschenleer. Sie waren kaum zum Stehen gekommen, als Brown heraussprang und die Treppen zur Haustür hinauflief. Cowart hatte Mühe, mitzuhalten. Shaeffer bildete das Schlusslicht, rief den anderen jedoch zu: »Erster Stock, erste Tür.«
    »Was soll das werden?«, fragte Cowart.
    Er bekam keine Antwort.
    Die schnellen Schritte des schweren Detectives auf der Treppe klangen wie ein Kugelhagel. Vor Fergusons Wohnung hielt er kurz an, griff in seine Jacke und zog seine schwere Waffe. Dann stellte er sich seitlich neben die stahlverstärkte Tür und donnerte sechs-, siebenmal mit der Faust dagegen.
    »Aufmachen! Polizei!«
    Noch einmal hämmerte er dagegen, und diesmal so heftig, dass der Rahmen vibrierte. »Ferguson! Machen Sie auf!«
    Zur Antwort schlug ihnen Stille entgegen. Cowart bemerkte, dass Shaeffer keuchend neben ihm stand und ebenfalls mit der Waffe zielte. Er drückte sich mit dem Rücken an die Wand, auch wenn sie ihm wenig Schutz zu bieten hatte.
    Zum dritten Mal gingen Browns Fäuste auf die Wohnungstür nieder, so dass die Schläge durchs Treppenhaus hallten. »Polizei! Aufmachen, verdammt!«
    Nichts.
    Er drehte sich zu Shaeffer um. »Sind Sie sicher …«
    »Wir sind hier richtig«, sagte

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