Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
Stimme ihres neuen Ehemannes meldete.
»Tom? Matt Cowart. Tut mir leid, euch zu stören, aber ich habe ein Problem, und …«
»Matt? Du liebe Zeit. Hast du mal auf die Uhr geguckt? Ich hab morgen früh einen Gerichtstermin. Was gibt es denn, das nicht ein paar Stunden warten kann?« Er hörte, wie seine Ex-Frau schlaftrunken etwas murmelte und zum Telefon kam. Er konnte nicht verstehen, was sie sagte, doch ihr Mann antwortete: »Ist dein Ex. Muss wohl irgendein Notfall sein.«
Nach einer kurzen Pause hörte er beide Stimmen durchs Telefon.
»Na schön, Matty, was ist los?«
Tom war in den Tonfall des Anwalts gewechselt – gereizt, autoritär. Bevor Cowart antworten konnte, fügte der Mann hinzu: »Oh, Mann, jetzt ist auch noch das Baby aufgewacht. Mist.«
Matthew Cowart bereute, dass er sich nicht zurechtgelegt hatte, was er sagen sollte. »Ich glaube, Becky ist in Gefahr«, platzte er heraus.
Eine Weile war es still in der Leitung, dann meldeten sich beide auf einmal.
»Was für eine Gefahr? Matty, was redest du da?« Es war seine Ex-Frau.
»Der Mann, über den ich geschrieben habe, der Häftling im Todestrakt. Er hat gedroht, Becky was anzutun, er weiß, wo ihr wohnt.«
Wieder trat kurzes Schweigen ein, dann fragte Tom: »Aber wieso? Du hast doch geschrieben, er wäre es nicht …«
»Möglicherweise habe ich mich geirrt.«
»Aber wieso Becky?«
»Er will mich daran hindern, dass ich was anderes über ihn schreibe.«
»Also, mal von vorn, Matt. Was genau hat der Kerl gesagt? Wie genau lautet seine Drohung?«
»Das weiß ich nicht. Sieh mal, so eindeutig war das nicht, es ist alles so …«
Er merkte selbst, wie wirr er sich ausdrückte.
»Matt, also hör mal, du klingelst uns mitten in der Nacht aus dem Bett und …«
Seine Ex-Frau fiel dem Anwalt ins Wort. »Matty, ist das ernst?«
»Sandy, ich wünschte, ich wüsste, wie ernst und wie real die Sache ist. Nur eins steht fest: Der Mann ist gefährlich, und ich weiß nicht mehr, wo er steckt, also musste ich handeln, deshalb rufe ich an.«
»Hör mal, Matt«, fiel der Anwalt ein, »ein bisschen konkreter bräuchten wir es schon. Ich muss doch wenigstens eine vage Vorstellung davon haben, was ich von der Sache zu halten habe.«
Matthew Cowart kam die Galle hoch. »Nein, das musst du nicht. Es genügt, wenn du weißt, dass Becky vielleicht in Gefahr ist. Dass da draußen ein gefährlicher Mann herumläuft, der weiß, wo ihr wohnt, und der mich treffen will, indem er dem Kind etwas antut. Geht das in deinen Schädel? Mehr brauchst du nicht zu wissen. Sandy, pack bitte ein paar Sachen zusammen und fahr mit Becky irgendwohin. Irgendwas Anonymes oder Neutrales. Vielleicht zu deiner Tante in Michigan. Sofort, Sandy, bitte. Nimm den ersten Flieger. Bleib so lange, bis ich die Sache hier geklärt habe, aber das schaffe ich nicht, wenn ich nicht weiß, dass Becky an einem sicheren Ort ist, außer Reichweite dieses Mannes. Geht weg, okay? Es ist das Risiko nicht wert.«
Noch einmal herrschte kurzes Schweigen, dann antwortete seine geschiedene Frau: »Also gut.«
Sofort mischte sich ihr Mann ein. »Sandy! Mein Gott, wir wissen doch gar nicht …«
»Wir wissen es früh genug«, erwiderte sie. »Matty, rufst du wieder an? Und erklärst du bitte Tom, was dahintersteckt? Sobald du kannst?«
»Ja.«
»Himmel«, sagte der neue Mann und fügte hinzu: »Matty, ich kann nur hoffen, dass das nicht einfach nur ein irres …« Er hielt mitten im Satz inne und fügte schließlich hinzu: »Eigentlich hoffe ich, dass das alles nur eine irre Übertreibung ist. Frag mich, wieso ich nicht einfach bei der Polizei anrufe oder vielleicht einen Privatdetektiv anheure …«
»Weil der Polizei zum Beispiel die Hände gebunden sind, solange es sich nur um eine Bedrohung handelt! Die können erst einschreiten, wenn etwas passiert ist! Sie wird nicht in Sicherheit sein, selbst wenn du die Nationalgarde antanzen lässt. Sie muss einfach an einen sicheren Ort, wo der Kerl sie nicht finden kann, das ist alles.«
»Was ist mit Becky?«, fragte seine Ex-Frau. »Das wird ihr schreckliche Angst einjagen.«
»Ich weiß«, räumte Cowart in ohnmächtiger Verzweiflung ein. »Aber die Alternativen sind um ein Vielfaches schlimmer.«
»Dieser Mann …«, fing der Anwalt an.
»Der Mann ist ein Mörder«, sagte Cowart mit zusammengebissenen Zähnen.
Sein Gesprächspartner am anderen Ende schwieg, dann stieß er einen Seufzer aus. »Also gut, sie nehmen den nächsten Flieger, okay?
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