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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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wollen Sie von ihr?«
    »Ich möchte mit ihr über ihren Enkel sprechen.«
    Die Tür, zur Hälfte aus Fliegengitter, das sich vom modernden Holzrahmen löste, öffnete sich. Eine alte schwarze Frau, das graue Haar streng am Hinterkopf zusammengesteckt, trat heraus. Sie war zart gebaut, aber drahtig.
    »Sind Sie von der Polizei?«
    »Nein. Matthew Cowart ist mein Name. Vom Miami Journal. Ich bin Reporter.«
    »Wer schickt Sie?«
    »Niemand. Ich komme aus eigenem Antrieb. Sind Sie Mrs. Ferguson?«
    »Kann schon sein.«
    »Bitte, Mrs. Ferguson, ich möchte mit Ihnen über Robert Earl sprechen.«
    »Er ist ein guter Junge, und sie haben ihn mir weggenommen.«
    »Ja, ich weiß. Ich versuche zu helfen.«
    »Und wie? Sind Sie Anwalt? Anwälte haben dem Jungen schon genug angetan.«
    »Nein, Ma’am. Könnten wir uns vielleicht hinsetzen und ein paar Minuten reden? Ich versuche wirklich nur, Ihrem Enkel zu helfen. Er hat mich gebeten, herzukommen.«
    »Sie waren bei meinem Jungen?«
    »Ja.«
    »Wie behandeln sie ihn?«
    »Es schien ihm gutzugehen. Er ist frustriert, aber ansonsten geht es ihm gut.«
    »Bobby Earl war ein guter Junge. Ein wirklich guter Junge.«
    »Ich weiß. Bitte.«
    »Na schön, Mr. Reporter. Ich setz mich mit Ihnen hin und höre mir an, was Sie wissen wollen.«
    Die alte Frau deutete auf den Schaukelstuhl und ging mit mühsamen, vorsichtigen Schritten darauf zu, doch mit einer aufrechten Haltung, als wollte sie sagen, das Alter und die brüchigen Knochen seien nichts weiter als eine kleine Unannehmlichkeit. Sie setzte sich und bot Matthew Cowart an, sich – fast zu ihren Füßen – auf die oberste Stufe der Eingangstreppe niederzulassen.
    »Also, Ma’am. Ich möchte wissen, was vor fast drei Jahren an den entscheidenden drei Tagen passiert ist. Ich muss wissen, was Robert Earl an dem Tag gemacht hat, als das kleine Mädchen verschwand, an dem Tag danach und am dritten Tag, als er festgenommen wurde. Können Sie sich an diese drei Tage erinnern?«
    Sie schnaubte. »Mr. Reporter, ich mag alt sein, aber ich bin nicht verblödet. Vielleicht sehe ich nicht mehr so gut, aber mein Gedächtnis lässt mich nicht im Stich. Und wie in Gottes Namen sollte ich je diese drei Tage vergessen, nach allem, was seitdem passiert ist?«
    »Deswegen bin ich hier.«
    Sie blinzelte durch den Schatten der Veranda zu ihm hinunter. »Und Sie kommen auch wirklich, um Bobby Earl zu helfen?«
    »Ja, Ma’am, so gut ich kann.«
    »Und wie? Was können Sie für ihn tun, was dieser scharfzüngige Anwalt nicht kann?«
    »Darüber in der Zeitung schreiben.«
    »Die Zeitungen haben schon eine Menge über Bobby Earl geschrieben. Das meiste davon hat nur dazu beigetragen, ihn in den Todestrakt zu bringen. So sieht es aus.«
    »Ich glaube, in diesem Falle wäre es anders.«
    »Und wieso?«
    Darauf hatte er nicht auf Anhieb eine Antwort parat. Er überlegte kurz, dann sagte er: »Hören Sie, Mrs. Ferguson, Ma’am, ich kann es kaum schlimmer machen, als es ohnehin schon ist. Und wenn ich helfen soll, muss ich einfach ein paar Fragen klären.«
    Die alte Frau lächelte ihn an. »Das stimmt. Also gut, Mr. Reporter. Stellen Sie Ihre Fragen.«
    »An dem Tag, als das kleine Mädchen ermordet wurde …«
    »… war er hier bei mir. Den ganzen Tag. Ist kein Mal weg gewesen, außer am Morgen, zum Angeln. Barsche. Das weiß ich noch, weil wir sie zum Abendessen gebraten haben.«
    »Und Sie sind sich ganz sicher?«
    »Natürlich bin ich mir ganz sicher. Wie sollte er denn auch hier weg?«
    »Na ja, er hatte seinen Wagen.«
    »Und ich hätte gehört, wenn er den Motor gestartet hätte und losgefahren wäre. Ich bin nicht taub. Er ist an dem Tag nirgendwohin gegangen.«
    »Haben Sie das der Polizei gesagt?«
    »Sicher.«
    »Und?«
    »Die haben mir nicht geglaubt. Sie haben gesagt: ›Emma Mae, bist du dir auch ganz sicher, dass er nicht am Nachmittag mal kurz weg ist? Dass du ihn nicht mal für einen Moment aus den Augen verloren hast? Vielleicht hast du ja ein Nickerchen gehalten oder so.‹ Hatte ich aber nicht, und das hab ich ihnen auch gesagt. Dann haben die nur gemeint, ich würde mich täuschen, und sie waren sauer und sind gegangen. Hab danach nicht mehr viel von denen gehört und gesehen.«
    »Was war mit Robert Earls Anwalt?«
    »Hat dieselben verdammten Fragen gestellt. Hat dieselben verdammten Antworten erhalten und mir auch kein Wort geglaubt. Er meinte, ich hätte zu viel Grund zu lügen, den Jungen zu decken. Stimmt ja auch. Er ist der

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