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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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mit allzu vielen von Scotch und Ginger Ale beflügelten zweifelhaften Angeboten zurückzuweisen. Sie zapfte das Bier aus einem Hahn und behielt Cowart die ganze Zeit im Auge, während sie instinktiv wusste, wann die Krone über den Rand des Glases quillen würde.
    »Sie sind nicht aus der Gegend, oder?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nicht verraten«, sagte sie. »Mal seh’n, ob ich’s rauskrieg. Sagen Sie einfach nur: Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen.«
    Er lachte und sprach den Satz nach.
    Sie lächelte und wirkte ein wenig zugänglicher.
    »Nicht aus Mobile oder Montgomery, so viel steht schon mal fest. Nicht mal aus Tallahassee oder New Orleans. Bleiben nur noch zwei Möglichkeiten: entweder Miami oder Atlanta; falls es Atlanta ist, stammen Sie nicht ursprünglich daher, sondern von irgendwo anders, was weiß ich, aus New York, und Sie haben da nur vorübergehend Ihre Zelte aufgeschlagen.«
    »Nicht schlecht«, erwiderte er. »Miami.«
    Sie nahm ihn genauer unter die Lupe. »Mal seh’n«, sagte sie. »Ziemlich guter Anzug, aber sehr konservativ, wie ihn vielleicht ein Anwalt tragen würde …« Sie beugte sich über die Bar und rieb mit Daumen und Zeigefinger an seinem Revers. »Schön. Nicht wie die üblichen Polyester-Typen, die den Viehzüchtern Vitaminergänzungsmittel verkaufen. Aber das Haar ist über den Ohren ein bisschen zu lang, und ich kann die ersten grauen Strähnen erkennen. Sie sind also ein bisschen zu alt – warten Sie, um die fünfunddreißig? –, um den Laufburschen zu machen. Wenn Sie tatsächlich ein Anwalt in diesem Alter wären, hätten Sie ganz bestimmt einen pausbackigen Assistenten frisch von der Uni, den Sie hierherschicken würden, statt selbst zu kommen. Polizei kommt auch nicht in Frage, danach sehen Sie einfach nicht aus, und Grundstücksmakler oder Geschäftsmann streiche ich ebenfalls von der Liste. Sie sehen nicht wie diese Vertreter hier aus. Also, was bringt dann einen Kerl wie Sie aus Miami hier rauf? Bleibt nur noch eins, ich schätze also mal, Sie sind Reporter.«
    Er lachte. »Ins Schwarze getroffen, und siebenunddreißig.«
    Sie drehte sich um, zapfte ein weiteres Bier, das sie einem anderen Gast hinstellte, und wandte sich wieder Cowart zu. »Sind Sie auf der Durchreise? Kann mir nicht denken, was für eine Geschichte Sie hier zu finden hoffen. Hier passiert doch nichts, falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten.«
    Cowart war sich unschlüssig, ob er den Mund halten sollte oder nicht. Dann zuckte er mit den Achseln und dachte: Wenn sie nach zwei Minuten rausgefunden hat, was ich bin, macht es auch die Runde, wenn ich mit den Cops und den Anwälten geredet habe.
    »Eine Geschichte, bei der es um Mord geht«, sagte er.
    Sie nickte. »Was sonst. Jetzt haben Sie mich neugierig gemacht. Was für ein Mord? Kann mich nicht mal erinnern, wann wir hier den letzten Mord hatten. In Mobile oder Pensacola mag das anders aussehen. Hat es mit diesen Drogendealern zu tun? Herrje, offenbar wird die ganze Golfküste rauf und runter Kokain eingeschmuggelt, tonnenweise, jede Nacht. Manchmal kommen hier auch ein paar Leute rein, die Spanisch sprechen. Gestern Abend waren drei Kerle hier, alle in scharfen Klamotten und mit diesen kleinen Piepsern am Gürtel. Die sind hier reinmarschiert, als gehörte ihnen der Laden, und haben noch vor dem Mittagessen eine Flasche Champagner bestellt. Dafür musste ich extra den Laufburschen ins Spirituosengeschäft rüberschicken. Nicht schwer zu erraten, was die gefeiert haben.«
    »Nein, bei mir geht es nicht um Drogen«, sagte Cowart. »Seit wann leben Sie hier?«
    »Seit ein paar Jahren. Bin mit meinem Mann nach Pensacola gekommen, er war Pilot. Fliegt immer noch, ist aber nicht mehr mein Mann, und ich sitze hier fest.«
    »Erinnern Sie sich an einen Fall, vor ungefähr drei Jahren, ein kleines Mädchen namens Joanie Shriver?«
    »Die Kleine, die sie im Sumpf, im Miller’s Swamp, gefunden haben?«
    »Genau.«
    »Klar, erinnere ich mich daran. Ist nämlich passiert, kurz nachdem mein gottverdammter Ehemann und ich hergekommen waren. Praktisch meine erste Woche hier in der Bar.« Sie lachte auf. »Und ich dachte, der Job wäre immer so spannend. Alle Welt interessierte sich für das kleine Mädchen. Es wimmelte von Nachrichtenreportern und Fernsehteams aus Tallahassee. Die kamen sogar aus Atlanta angereist. So hab ich Ihren Job rausgefunden. Die hingen alle ziemlich oft hier rum. Wo sollten sie in dem Kaff auch sonst hin? War ein

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