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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Florida haben sie diese orangefarbenen Umrisse des Bundesstaates auf weißem Grund. Ich konnte nur sehen, dass dieses Nummernschild dunkler war und von woanders.«
    »Wann hat die Polizei Ihnen Robert Earl Fergusons Wagen gezeigt?«
    »Die haben mir nur ein Foto gezeigt, ein paar Tage später.«
    »Den Wagen selbst haben Sie nie gesehen?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Außer an dem Tag, als sie verschwand.«
    »Beschreiben Sie das Bild.«
    »Es waren mehrere, wie mit einer Sofortbildkamera aufgenommen.«
    »Welche Ansicht?«
    »Verzeihung?«
    »Aus welchem Blickwinkel haben sie das Fahrzeug aufgenommen?«
    »Ach so. Also, von der Seite.«
    »Aber Sie haben das Auto von hinten gesehen.«
    »Das stimmt. Aber es hatte die richtige Farbe. Und die Form war gleich. Und …«
    »Und was?«
    »Nichts.«
    »Als das Auto losfuhr, müssen Sie die Bremslichter gesehen haben. Als der Fahrer den Gang einlegte, müssen sie aufgeleuchtet haben. Können Sie sich vielleicht erinnern, welche Form sie hatten?«
    »Keine Ahnung. Das haben die mich auch nicht gefragt.«
    »Was haben sie denn gefragt?«
    »Eigentlich nicht viel. Weder auf dem Präsidium noch später im Prozess. Ich war so nervös, als ich da in den Zeugenstand musste, dabei war es in wenigen Sekunden vorbei.«
    »Und im Kreuzverhör?«
    »Er hat mich nur gefragt, ob ich mir mit der Farbe sicher sei, so wie Sie eben. Und ich hab gesagt, es sei zwar nicht auszuschließen, dass ich mich irre, aber ich glaubte das nicht. Damit schien er sehr zufrieden zu sein, und das war’s dann auch schon.«
    Cowart blickte noch einmal zu der Stelle an der Straße, wo es passiert war, und wandte sich der jungen Zeugin wieder zu. Tief in Gedanken, schien sie ihn nicht wahrzunehmen, sondern starrte in die Ferne.
    »Glauben Sie, er war’s?«
    Sie holte Luft und überlegte einen Moment. »Er wurde verurteilt.«
    »Aber was glauben Sie?«
    Noch einmal atmete sie tief durch. »Die Frage, wieso sie einfach in den Wagen eingestiegen ist, hat mir seitdem keine Ruhe gelassen. Schien keine Sekunde zu zögern. Wenn sie ihn nicht gekannt hat, also, dann begreife ich nicht, wieso sie das getan hat. Wir versuchen, den Kindern beizubringen, auf ihre Sicherheit zu achten und ihren Verstand zu gebrauchen, Mr. Cowart. Wir verwenden eigens Unterrichtsstunden darauf. Zum Beispiel nie einem Fremden zu vertrauen – selbst hier in Pachoula, so seltsam das für Sie klingen mag. So wie ich lebt hier eine ganze Reihe von Leuten, die aus der Großstadt hergekommen sind. Und nicht wenige, die hier wohnen, sind Berufspendler, die in Pensacola oder in Mobile arbeiten, denn das hier ist ein sicherer, freundlicher Ort. Trotzdem bringen wir den Schülern die Grundregeln bei, wie sie sich schützen können. Und sie lernen schnell. Deshalb habe ich das nie verstanden. Es ist mir bis heute ein Rätsel, wieso sie ohne zu zögern in diesen Wagen gestiegen ist.«
    Er nickte. »Genau das wüsste ich auch gern«, sagte er.
    Sie fuhr ärgerlich herum. »Dann würde ich an Ihrer Stelle Robert Earl Ferguson danach fragen.«
    Er antwortete nicht, und ihre Wut war schon wieder verflogen. »Tut mir leid, Sie so anzuschnauzen. Wir machen uns alle Vorwürfe. Jeder hier an der Schule. Sie können sich nicht vorstellen, wie das damals war, mit den anderen Kindern. Sie hatten Angst, zur Schule zu kommen. Wenn sie hier waren, standen sie zu sehr unter Schock, um zuzuhören. Daheim konnten sie nachts nicht schlafen und wenn doch, wurden sie mit den Alpträumen nicht fertig. Eltern und Lehrer sahen sich mit Wutanfällen, Bettnässen, Tränenausbrüchen konfrontiert. Die Schüler mit Disziplinproblemen wurden schlimmer. Aber auch die normalen, zuverlässigen Kinder hatten Probleme. Wir hatten Lehrerkonferenzen, Elternabende; von der Uni kamen Psychologen, um ihnen zu helfen. Es war entsetzlich. Es wird für immer entsetzlich bleiben.«
    Sie sah sich an der Stelle, an der sie standen, um. »Ich weiß nicht, aber es war so, als wäre hier an dem Tag etwas zerbrochen, und letztlich weiß keiner, ob es je wieder zu kitten ist.«
    Für einen Moment verstummten sie. Schließlich fragte die Lehrerin: »Habe ich Ihnen irgendwie helfen können?«
    »Natürlich. Darf ich Ihnen noch eine letzte Frage stellen?«, erwiderte er und fügte hinzu: »Möglicherweise muss ich noch einmal auf Sie zurückkommen, nachdem ich mit einigen anderen gesprochen habe, die mit dem Fall zu tun hatten. Zum Beispiel den Polizisten.«
    »Kein Problem«, sagte sie. »Sie wissen

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