Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
diese Haltung: Du kannst mich mal. Wiederholte nur ständig: ›Ich war’s nicht.‹ Was bleibt mir also übrig? Ich hab darum gekämpft, dass er wenigstens Geschworene bekommt, die nicht voreingenommen sind. Und dann auf in den Gerichtssaal. Was hab ich mir den Mund fusselig geredet und auf berechtigte Zweifel plädiert. Wir haben verloren. Und das war’s dann.«
    »Wieso haben Sie seine Großmutter nicht in den Zeugenstand gerufen, um ihm ein Alibi zu geben?«
    »Der hätte doch kein Mensch geglaubt. Haben Sie die kleine alte Schreckschraube besucht? Für die ist ihr lieber kleiner Enkel doch ohne Fehl und Tadel. Könnte keiner Fliege was zuleide tun. Natürlich ist sie die Einzige, die das glaubt. Wenn die in den Zeugenstand getreten wäre und angefangen hätte, Märchen aufzutischen, hätte das doch alles nur noch schlimmer gemacht. Viel schlimmer sogar.«
    »Ich kann nicht erkennen, wie es noch schlimmer hätte kommen können.«
    »Wissen Sie, hinterher ist man immer klüger, das wissen Sie so gut wie ich.«
    »Und wenn sie nun die Wahrheit gesagt hätte?«
    »Schon möglich. Es war eine Ermessensentscheidung.«
    »Was ist mit dem Wagen?«
    »Diese verdammte Lehrerin hat ja eingeräumt, es hätte auch eine andere Farbe sein können. So ein Mist. Das hat sie auch im Zeugenstand gesagt. Weiß der Himmel, wieso die Geschworenen ihr nicht geglaubt haben.«
    »Wussten Sie, dass die Polizisten ihr zuerst erzählt haben, Ferguson hätte gestanden, und ihr erst danach ein Foto von seinem Wagen gezeigt haben?«
    »Was Sie nicht sagen. Nein. Ich habe sie unter Eid befragt, aber sie hat nichts davon erwähnt.«
    »Mir hat sie es gesagt.«
    »Das ist ja interessant.«
    Der Anwalt goss sich noch einen Drink ein und kippte ihn halb hinunter.
    »Was ist mit der Blutprobe?«
    »Null positiv. Trifft, schätze ich mal, auf die halbe männliche Bevölkerung in diesem County zu. Dazu hab ich die Kriminaltechniker ins Kreuzverhör genommen. Hab sie gefragt, wieso sie keine genauere Bestimmung vorgenommen haben oder genetisches Screening oder sonst irgendwas von diesem neumodischen Kram. Natürlich wusste ich, wieso sie das nicht für nötig gehalten hatten: Sie hatten eine Übereinstimmung und dachten gar nicht dran, irgendwas zu tun, um sich die zu versauen. Na ja, so schien eben alles zusammenzupassen. Und da saß Robert Earl im Gerichtssaal, rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Ein Bild des Jammers, der Inbegriff von Schuldgefühlen. Das war nicht gerade hilfreich.«
    »Und das Geständnis?«
    »Hätte auf keinen Fall zugelassen werden dürfen. Ich zweifle keinen Moment, dass sie das aus ihm rausgeprügelt haben, da bin ich mir hundertprozentig sicher. Aber damit hatten sie alles, was sie brauchten, verstehen Sie? Finden Sie mal einen Geschworenen, der den Worten des Angeklagten selbst widerspricht. Jedes Mal, wenn sie ihn gefragt haben: ›Hast du dies getan, hast du das getan?‹, fällt ihm immer nur dasselbe ein: ›Ja, Sir.‹ ›Ja, Sir.‹ Alle diese ›Ja, Sir‹. Was sollte ich dagegen machen? Ich hab’s versucht, Sir, ich hab’s wirklich versucht. Ich habe auf berechtigte Zweifel plädiert. Ich habe auf Mangel an schlüssigen Beweisen plädiert. Ich hab diese Geschworenen gefragt: Wo ist die Mordwaffe? Etwas, das eindeutig auf Bobby Earl hinweist? Ich hab ihnen gesagt: Es ist unmöglich, jemanden zu töten, ohne dass das die geringsten Spuren an einem hinterlässt. Aber bei ihm wurde nichts gefunden. Ich hab alle Register gezogen, kein Argument ausgelassen, das können Sie mir wirklich glauben. Es hat nur einfach nichts gebracht. Die ganze Zeit hab ich in die Gesichter da auf der Geschworenenbank geblickt und gewusst, dass ich sagen konnte, was ich wollte, denen ging das völlig am Arsch vorbei. Die hatten dieses verdammte Geständnis gehört, und das war’s. Seine eigenen Worte: ›Ja, Sir.‹ ›Ja, Sir.‹ Damit hat er sich auf den Old Sparky gesetzt, als wär’s der Stuhl am Esstisch. Was mit dem kleinen Mädchen passiert ist, hat die Leute hier mächtig entsetzt, und irgendwie wollten sie es wohl hinter sich bringen, einen Schlussstrich ziehen, und zwar so schnell wie möglich, um zu einem normalen Leben zurückzukehren. Außerdem hätten Sie in dieser Stadt keine zwei Menschen finden können, die über den Jungen was Nettes zu sagen gehabt hätten. Irgendwas hatte der Bursche an sich, der war so von oben herab. Nein, den mochte wirklich keiner. Nicht mal die Schwarzen. Ich behaupte ja gar nicht, dass da

Weitere Kostenlose Bücher