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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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in schlichten grauen oder blauen Anzügen, die an dem asketisch dünnen Körper herabhingen, dazu von Nikotin und Druckerschwärze verfärbte Fingerspitzen – ein kantiger Mann, der mit seinem Lächeln geizte.
    Sein Vater war in der endlosen Informationsflut, dem täglichen Drama der Berichterstattung völlig aufgegangen. Es hatte ihn elektrisiert, Nachrichten zu sammeln und einen Bericht daraus zu machen, der den Leser ebenso in seinen Bann zog wie ihn selbst – wenn möglich unübersehbar auf der Titelseite. Hatte er dann eine Fehlentwicklung, ein Übel, ein Verbrechen auf dem Tisch, löste sich seine Strenge, und er setzte sich wie ein Tänzer, sobald die Musik aufspielt, mit einer sprunghaften, ungezähmten Begeisterung in Bewegung, bis er sich völlig verausgabt hatte. Bei solchen Gelegenheiten glich sein Vater einem Terrier, der zuschnappt und sich verbeißt.
    Bin ich wirklich so viel anders?, fragte er sich. Wenn er ehrlich war, nicht. Seine Ex-Frau hatte ihn immer als Romantiker bezeichnet, als wäre das ein Schimpfwort. Ein fahrender Ritter – er blickte auf und sah, wie ein Mann den Wartebereich betrat –, doch mit der Zähigkeit einer Bulldogge.
    »Sind Sie Cowart?«, fragte der Mann in nicht unfreundlichem Ton.
    Cowart stand auf. »Ja.«
    »Ich bin Bruce Wilcox.« Der Mann reichte ihm die Hand. »Kommen Sie, Lieutenant Brown ist noch nicht zurück. So lange können wir hier hinten miteinander reden.«
    Der Detective führte Cowart um eine Reihe von Schreibtischen herum in ein Eckzimmer, das nur durch Glaswände vom Großraumbüro getrennt war. An der Tür stand: Lt. T. A. Brown, Morddezernat. Wilcox schloss die Tür und setzte sich an einen großen grauen Schreibtisch, während er Cowart mit einer stummen Geste aufforderte, ihm gegenüber Platz zu nehmen. »Wir hatten heute Morgen einen Flugzeugabsturz«, sagte er, während er anfing, einige Dokumente vor sich auszubreiten. »Kleine Piper Club auf einem Übungsflug. Tanny musste zur Absturzstelle, um die Bergung des Schülers und des Piloten zu leiten. Die Jungs sind am Rand des Sumpfs runtergekommen. Erst muss man durch den ganzen Morast waten, um an den Flieger ranzukommen und die Kerle da rauszuziehen. Hab gehört, es hätte gebrannt. Hatten Sie es schon mal mit einer verkohlten Leiche zu tun? Gott, was für eine Sauerei, eine entsetzliche Sauerei.«
    Der Detective schüttelte den Kopf und war offensichtlich froh, dass ihm dieser Einsatz erspart geblieben war.
    Cowart sah sich den Mann genauer an. Er war schätzungsweise Ende zwanzig, klein und gedrungen, mit glatt zurückgekämmtem, langem schwarzem Haar und einer lässigen Art. Wilcox hatte seine Sportjacke – mit einem schrillen roten Karomuster – ausgezogen und über die Lehne seines Sessels gehängt. Er schaukelte auf seinem Sitz, als hätte er am liebsten die Füße auf den Tisch gelegt. Der Mann hatte breite Schultern und kräftige Arme, die eher zu einem deutlich größeren Mann zu passen schienen.
    »Jedenfalls«, fuhr der Detective fort, »gehört die Bergung von Leichen zu den unangenehmen Seiten des Berufs. Gewöhnlich trifft es mich …« Er hielt einen Arm hoch und ließ seinen Bizeps spielen. »An der Highschool war ich Wrestler, und ich bin nicht groß, kann mich also durch Spalten zwängen, wo die meisten anderen passen müssen. In Miami haben sie für so was wahrscheinlich Techniker und Bergungstrupps. Hier oben müssen wir die Knochenarbeit selber machen. Alle Toten fallen in unseren Zuständigkeitsbereich. Erst stellen wir fest, ob es Mord war oder nicht. Wenn man ein abgestürztes, noch glimmendes Flugzeug vor sich hat, ist das nicht weiter schwer. Dann bringen wir sie zum Leichenschauhaus.«
    »Und Sie haben gut zu tun?«, fragte Cowart.
    »Der Tod hat immer Konjunktur«, erwiderte der Detective lachend. »Keine Entlassungen, keine Kurzzeitarbeit. Solide Festanstellung. Es sollte eine eigene Gewerkschaft nur für Ermittler im Morddezernat geben. Irgendjemand stirbt immer.«
    »Und wie steht’s mit Mord? Hier oben …«
    »Na ja, Ihnen ist zweifellos bekannt, dass wir die ganze Golfküste entlang ein Drogenproblem haben. Klingt ein bisschen zu harmlos. Wenn Sie mich fragen, ist es eher eine ständige Sturmwarnung. Jedenfalls schafft auch das ein paar zusätzliche Arbeitsplätze.«
    »Das ist neu.«
    »Stimmt. Erst seit ein paar Jahren.«
    »Und vor dem Drogenhandel?«
    »Häusliche Auseinandersetzungen. Autounfälle mit Todesfolge. Ab und zu greifen ein paar Jungs von der

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