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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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keine Vorurteile im Spiel waren …«
    »In der Jury saßen nur Weiße. Sie konnten keinen einzigen geeigneten Schwarzen finden?«
    »Hab ich versucht. Hab ich wirklich versucht. Aber die Anklage hat von ihrem Recht auf Ablehnung ohne Angabe von Gründen Gebrauch gemacht und jeden Einzelnen vom Tisch gefegt.«
    »Haben Sie keinen Einspruch erhoben?«
    »Nicht stattgegeben. Zu Protokoll gegeben. Vielleicht hilft das ja beim Wiederaufnahmeverfahren.«
    »Macht Ihnen das nicht zu schaffen?«
    »Inwiefern?«
    »Na ja, was Sie da sagen, läuft darauf hinaus, dass Ferguson keinen fairen Prozess bekommen hat, dass er möglicherweise unschuldig ist. Und er sitzt, während wir uns hier unterhalten, in der Todeszelle.«
    Der Anwalt zuckte mit den Achseln. »Sicher, der Prozess, klar. Aber unschuldig? Wie gesagt, seine eigenen Worte. Dieses verdammte Geständnis.«
    »Aber gerade eben sagten Sie doch, dass das Ihrer Vermutung nach aus ihm rausgeprügelt wurde.«
    »Ja, das glaube ich auch. Aber …«
    »Aber was?«
    »Ich bin ein altmodischer Typ. Ich möchte zumindest glauben, dass nichts auf der Welt einen dazu bringen kann, etwas zuzugeben, was man nicht getan hat. Das macht mir zu schaffen.«
    »Aber Ihnen ist schon klar«, erwiderte Cowart unterkühlt, »dass es in unserer Rechtsgeschichte natürlich erzwungene und manipulierte Geständnisse in Hülle und Fülle gibt, nicht wahr?«
    »Wohl wahr.«
    »Hunderte. Tausende.«
    »Auch das ist wahr.«
    Der Anwalt wandte das gerötete Gesicht ab. »Würde mich zumindest nicht wundern. Andererseits, jetzt, da Black den Fall übernommen hat und da Sie hier sind und vielleicht das eine oder andere schreiben werden, das den Richter von damals wachrütteln könnte und das der Gouverneur zur Kenntnis nehmen muss, na ja, diesmal könnte es besser laufen.«
    »Sie meinen, es klappt?«
    »Soll vorkommen. Selbst Gerechtigkeit. Braucht nur seine Zeit.«
    »Jedenfalls sieht es so aus, als hätte er beim ersten Mal kaum eine Chance gehabt.«
    »Sie wollen wissen, wie ich das sehe?«
    »Ja.«
    »Nein, Sir, er hatte keine Chance.«
    Vor allem mit dir als Verteidiger, dachte Cowart. Mehr auf dein Ansehen in Pachoula bedacht als darauf, jemanden vor der Todesstrafe zu bewahren.
    Der Anwalt lehnte sich zurück und schwenkte nervös seinen Drink, so dass die Eiswürfel im Bourbon klirrten.

    Die Stadt versank in der Nacht wie in undurchsichtigem schwarzen Wasser. Auf seinem Weg durch die Straßen nutzte Cowart das Licht der wenigen Laternen oder der Schaufenster, die noch erleuchtet waren, um sich zu orientieren. Doch diese lichten Momente waren rar, und es schien, als verliere sich Pachoula, sobald die Sonne untergegangen war, ganz in der Dunkelheit. Cowart spürte die frische Landluft, die Stille. Alles, was er hörte, waren seine eigenen Schritte.
    An diesem Abend fand er keinen Schlaf. Die Hintergrundgeräusche des Motels – eine laute, betrunkene Stimme, ein knarrendes Bett nebenan, eine Tür, die zuschlug, das Klappern und Klicken der Getränkeautomaten –, dies alles störte ihn immer wieder bei dem Versuch, seine neuen Eindrücke und Erkenntnisse zu sortieren. Erst nach Mitternacht holte der Schlaf ihn endlich ein, ohne ihm Ruhe zu geben.
    In seinen Träumen fuhr er mit dem Wagen durch die grell erleuchteten Straßen des nächtlichen Miami. Das Licht von brennenden Gebäuden flackerte zu den Fenstern herein und warf seine Schatten über die Kühlerhaube. Er fuhr langsam, um Glassplittern und Geröll auf der Fahrbahn auszuweichen, während er sich bewusst war, dass er der Speerspitze des Aufruhrs näher kam, dass es aber nun mal sein Beruf war, vor Ort zu sein, das Geschehen zu beobachten und darüber zu berichten. Hinter der nächsten Ecke wartete der Mob, der tanzend und plündernd durch das flackernde Licht des Feuers auf ihn zukam. Er sah und hörte, dass die Leute etwas riefen, und es kam ihm so vor, als grölten sie seinen Namen. Plötzlich hörte er auf dem Sitz neben sich einen schrillen Entsetzensschrei. Als er sich umdrehte, sah er, dass es das kleine ermordete Mädchen war. Bevor er das Kind fragen konnte, was es hier zu suchen hatte, war sein Fahrzeug umringt. Dutzende Hände griffen nach ihm, sie brachten den Wagen zum Schaukeln wie in einem Sturm auf hoher See, während sie ihn hinter dem Lenkrad hervorzerrten. In der Menge erkannte er das Gesicht von Robert Earl Ferguson, er sah, wie sie das Mädchen aus dem Auto zogen, doch als Cowart wie wild nach ihr griff, um sie zu

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