Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
Bauarbeiter wie die, an denen wir eben vorbeigekommen sind, donnerstags Zahltag haben.«
»Er braucht solche Lektionen?«
»Wer braucht die nicht? Das gehört zu den Dingen, die er in diesem Beruf lernen muss.«
»Und sein aufbrausendes Temperament?«
»Das muss er in den Griff bekommen. Aber der erste Eindruck täuscht; er ist ein scharfer Beobachter und ein kluger Kopf. Sie würden staunen, wie gut er mit Beweisen und mit Menschen umgehen kann. Es kommt nicht oft vor, dass es so mit ihm durchgeht.«
»Er hätte sich bei Ferguson im Griff haben sollen.«
»Ich glaube, Ihnen ist noch nicht ganz klar, wie das, was mit dem kleinen Mädchen passiert ist, uns allen zugesetzt hat.«
»Das tut nichts zur Sache, das wissen Sie so gut wie ich.«
»Nein, Sie wollen das nur nicht hören.«
Der Vorwurf des Detectives brachte Cowart zum Schweigen. Doch nach einer Weile nahm er den Faden wieder auf. »Sie wissen, was passiert, wenn ich schreibe, dass er Ferguson geschlagen hat?«
»Ich weiß, womit Sie rechnen.«
»Der Prozess wird neu aufgerollt.«
»Mag sein. Ziemlich wahrscheinlich sogar.«
»Sie hören sich wie jemand an, der etwas weiß, aber schweigt.«
»Nein, Mr. Cowart, ich höre mich wie jemand an, der das Rechtssystem kennt.«
»Nun, das Rechtssystem besagt, dass man aus einem Angeklagten kein Geständnis rausprügeln darf.«
»Und das haben wir getan? Ich glaube, ich sagte Ihnen bereits, dass Wilcox Ferguson ein, zwei Mal geohrfeigt hat. Geohrfeigt. Mit der flachen Hand. Kaum mehr als eine nachdrückliche Geste, damit er ihm gut zuhört. Glauben Sie, einem Mörder ein Geständnis aus der Nase zu ziehen, wäre ein Zuckerschlecken? Du liebe Güte. Und nebenbei: Er hat sich mit seinem Geständnis vierundzwanzig Stunden Zeit gelassen. Wo sehen Sie da den Kausalzusammenhang?«
»Fergusons Version klingt anders.«
»Wahrscheinlich behauptet er, wir hätten ihn die ganze Zeit gefoltert.«
»Ja.«
»Fortwährende körperliche Misshandlung gepaart mit Nahrungs-, Flüssigkeits- und Schlafentzug, dazu noch die Angst. Uralte Masche, überaus erfolgreich. Das hat er behauptet?«
»Mehr oder weniger, ja. War es nicht so?«
Tanny Brown lächelte und schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. So war es ganz und gar nicht. Meinen Sie, mit der Taktik hätten wir aus diesem mundfaulen Arschloch kein besseres Geständnis rausbekommen? Wir hätten rausgefunden, wie er Joanie überredet hat, zu ihm in den Wagen zu steigen, und wo er seine Kleider versteckt hat und all den anderen Mist, zu dem er die Klappe gehalten hat.«
Cowart merkte, wie seine Überzeugung ins Wanken geriet. Was der Polizist sagte, war nicht von der Hand zu weisen.
Brown schwieg einen Moment, dann fügte er hinzu: »Ein offizielles Dementi – das würde sich gut in Ihrem Artikel machen, nicht wahr? Tu ich doch gern für Sie.«
»Besten Dank.«
»Aber Sie schreiben ihn, egal was ich sage, oder?«
»Ja.«
»Na ja, ich kann nachvollziehen, dass es Ihnen besser ins Konzept passt, ihm zu glauben.«
»Das hab ich nicht gesagt.«
»Nicht? Was macht seine Version plausibler als meine?«
»Darüber habe ich mir noch kein Urteil gebildet.«
»Von wegen.« Brown fuhr auf seinem Sitz herum und sah Cowart wütend an. »Die klassische Ausrede des Reporters, nicht wahr? ›Ich weiß gar nicht, was Sie wollen, ich lege dem Leser alle Aussagen vor, damit er selbst entscheiden kann, welcher er glaubt …‹ Die alte Leier, oder?«
Cowart antwortete mit einem unbestimmten Nicken.
Der Detective nickte ebenfalls und wandte sich wieder zum Fenster.
Auf der weiteren langsamen Fahrt versank Cowart in Schweigen. Er sah, dass er die Kreuzung hinter sich ließ, die Blair Sullivan beschrieben hatte. Er suchte die Wegstrecke vor ihnen nach den Weiden ab.
»Wonach suchen Sie?«, fragte Brown.
»Nach Weiden und einem Regenrohr, das unterhalb der Straße verläuft.«
Der Detective überlegte, dann antwortete er: »Einfach die Straße lang, nicht so schnell, ich zeig’s Ihnen.«
Er deutete auf eine Stelle weiter vorn, und Matthew Cowart sah die Bäume und einen schmalen Streifen am Straßenrand. Er fuhr heran und stieg aus.
»Also«, sagte der Detective. »Wir haben die Weiden gefunden. Und wonach suchen wir jetzt?«
»Wenn ich das so genau wüsste.«
»Mr. Cowart, muss man Ihnen jedes Wort aus der Nase ziehen?«
»Etwas unter dem Regenrohr. Ich soll unter dem Rohr nachsehen.«
»Wer hat Ihnen aufgetragen, unter dem Rohr zu suchen, und wonach?«
Der
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