Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
dass ich Ihnen die Überraschung versaue?«
»Nehmen wir mal an, ich finde dieses Etwas, was dann?«
»Dann haben Sie eine richtig faszinierende Frage, die Sie Ihren Lesern stellen können, Cowart.«
»Was für eine Frage?«
»Woher weiß Blair Sullivan, wie dieser Gegenstand an diesen Ort gekommen ist?«
»Ich …«
»Auf die Frage läuft es doch letztlich immer hinaus: Woher weiß er dieses oder jenes? Sie werden es selbst rausfinden müssen, Cowart, weil Sie und ich uns nicht noch einmal unterhalten werden. Jedenfalls nicht, bevor mir der Tod unmittelbar im Nacken sitzt.«
Im selben Moment stand Blair Sullivan auf und brüllte: »Sergeant! Ich bin fertig mit dem Scheißkerl! Schaffen Sie ihn mir aus den Augen, bevor ich ihm den Kopf abbeiße!«
Grinsend rasselte er mit den Ketten, während seine Stimme noch von den Wänden hallte und eilige Schritte sich dem Käfig näherten.
6
Das Regenrohr
E in leichter Südwind strich durch die morgendliche schwüle Luft, jagte grauweiße Wolken über den strahlend blauen Himmel und milderte die zunehmende Hitze, als Cowart den Parkplatz des Hotels überquerte. Er hatte einen Beutel mit Gärtnerhandschuhen und eine Taschenlampe dabei, die er am Abend zuvor in einem Baumarkt erstanden hatte. Während er in zügigem Tempo zu seinem Wagen ging, war er in Gedanken in die Gespräche mit den beiden Todeskandidaten vertieft und versuchte fieberhaft, ein Puzzleteil zu finden, das ihm weitere Klarheit und einen handgreiflichen Beweis verschaffte. Den Detective sah er erst, als er fast über ihn stolperte.
Tanny Brown lehnte an Cowarts Wagen und blickte ihm entgegen, die Hand zum Schutz vor der blendenden Sonne über die Augen gelegt.
»Sie scheinen es eilig zu haben«, sagte der Detective zum Gruß.
Cowart blieb abrupt stehen. »Sie scheinen über gut unterrichtete Quellen zu verfügen. Ich bin erst gestern Abend angekommen.«
Tanny Brown nickte. »Das nehme ich als Kompliment. In einem Städtchen wie Pachoula entgeht einem nicht viel.«
»Sind Sie sich da so sicher?«
Der Detective ließ sich nicht provozieren. »Vielleicht sollte ich es doch nicht als Kompliment nehmen«, sagte er gedehnt und fügte hinzu: »Wie lange wollen Sie bleiben?«
Cowart antwortete ausweichend: »Das klingt wie eine Unterhaltung in einem schlechten Film.«
Der Polizist runzelte die Stirn. »Sagen wir mal so: Ich habe gestern Abend erfahren, dass Sie sich in diesem Motel ein Zimmer genommen haben. Offensichtlich beschäftigen Sie immer noch offene Fragen, sonst wären Sie nicht hier.«
»Stimmt.«
»Was für Fragen?«
Cowart blieb ihm eine Antwort schuldig und beobachtete nur, wie der Detective die Stellung wechselte. Selbst am helllichten Tage besaß der Polizist die Gabe, sein Gegenüber ohne große Worte in die Enge zu treiben. Cowart entging nicht, dass der Mann dennoch ein wenig nervös und defensiv schien.
»Ich dachte, Sie hätten über Mr. Ferguson und uns schon ein Urteil gefällt.«
»Da haben Sie falsch gedacht.«
Der Detective lächelte und schüttelte langsam den Kopf, um ihm klarzumachen, dass er ihm die Lüge nicht abnahm. »Sie sind ein harter Brocken, nicht wahr, Mr. Cowart?«
Die Bemerkung klang weder ärgerlich noch aggressiv, sondern fast nachsichtig, als versuchte er, den Journalisten zu verstehen.
»Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, Lieutenant.«
»Ich will darauf hinaus, dass Sie, wenn Sie sich eine Theorie in den Kopf gesetzt haben, stur daran festhalten, egal, was kommt.«
»Falls Sie damit sagen wollen, dass ich ernsthaft an der Schuld von Robert Earl Ferguson zweifle, dann in der Tat, das will ich nicht leugnen.«
»Kann ich Sie was fragen, Mr. Cowart?«
»Nur zu.«
Der Detective holte tief Luft, dann beugte er sich vor und sprach fast im Flüsterton. »Sie haben ihn getroffen. Sie haben mit ihm geredet. Sie waren auf Tuchfühlung mit dem Mann, haben ihn sozusagen gerochen. Gespürt. Wofür halten Sie ihn?«
»Kann ich noch nicht sagen.«
»Sie machen mir nicht weis, dass Sie keine Gänsehaut hatten, dass Ihnen bei der Unterredung mit Mr. Ferguson nicht ein bisschen Schweiß unter den Achseln stand. Finden Sie das normal, wenn Sie mit einem Unschuldigen reden?«
»Das sind Eindrücke, Empfindungen, keine Fakten.«
»Da gebe ich Ihnen recht. Aber seit wann geht es in Ihrem Metier nur um Fakten? Also, wofür halten Sie den Mann?«
»Ich weiß es nicht.«
»Ach, kommen Sie.«
In diesem Moment erinnerte sich Cowart wieder an die
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