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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Reporter schüttelte den Kopf »Gedulden Sie sich. Werfen wir erst mal einen Blick darauf.«
    Der Polizist schnaubte verächtlich, folgte ihm aber.
    Matthew Cowart ging zur Böschung und starrte auf die Öffnung des schiefergrauen, rostigen Rohrs, das in dichtes Gestrüpp und bemoostes Geröll hineinragte und vom unvermeidlichen Müll umgeben war: Bierdosen, leere Limo- und Cola-Flaschen, zur Unkenntlichkeit verdreckte Papierverpackungen, ein alter, erdverklumpter Turnschuh und eine stinkende, halb leer gegessene Brathähnchen-Packung aus Styropor. Aus der Leitung tropfte schmutziges Wasser. Er zögerte einen Moment, dann kletterte er ins feuchte, dornige Gestrüpp, in dem er mit den Kleidern hängenblieb, während er mit den Füßen im Schlamm versank. Der Detective folgte ihm auf dem Fuß, ohne im mindesten darauf zu achten, dass er sich den Anzug zerriss und beschmutzte.
    »Sagen Sie«, fragte der Reporter, »ist das Ding immer so oder …«
    »Nein. Bei starken Regenfällen steht das hier alles unter Wasser, eine einzige Brühe. Dann braucht es ein, zwei Tage, um wieder zu trocknen. Immer wieder.«
    Cowart zog sich die Handschuhe an. »Halten Sie bitte die Taschenlampe«, sagte er.
    Vorsichtig ging er auf die Knie, und der Polizist, der sich neben ihn hockte, hielt die Taschenlampe unter die Rohröffnung, während Cowart anfing, Dreck und Geröll wegzukratzen.
    »Mr. Cowart, wissen Sie eigentlich, was Sie da tun?«
    Ohne zu antworten, entfernte der Reporter weitere Schichten.
    »Wenn Sie mir freundlicherweise …«
    Er sah etwas im Lichtstrahl und grub noch eifriger weiter. Der Detective merkte, dass Cowart etwas entdeckt haben musste, und versuchte, mehr zu erkennen. Matthew Cowart scharrte nasses Laub und Erde zur Seite. Zum Vorschein kam ein Griff. Er packte zu und zog fest daran. Einen Moment stieß er auf Widerstand, als sei die Erde nicht bereit, ihm den Gegenstand kampflos zu überlassen, doch dann löste er sich aus der Verkrustung. Triumphierend stand Cowart auf. »Eindrucksvolles Messer«, sagte er gedehnt.
    Der Detective starrte Cowarts Fund an.
    »Eindrucksvolle Mordwaffe, nehme ich an.«
    Die zehn Zentimeter lange Klinge und der Griff des Messers waren verrostet und verschmiert. Es war fast schwarz, und für eine Schrecksekunde fürchtete Cowart, die Waffe könnte ihm in der Hand zerbröseln.
    Tanny Brown sah Matthew Cowart mit einem stummen, eindringlichen Blick an, bevor er ein Tuch aus der Tasche zog, das Messer an der Spitze packte und es behutsam einwickelte. »Das nehm ich an mich«, sagte er entschieden und verstaute das Beweisstück in seiner Anzugtasche. »Nicht mehr viel dran an dem Ding«, sagte er enttäuscht. »Wir schicken es natürlich ins Labor, aber allzu viel verspreche ich mir nicht davon.« Er starrte auf das Rohr, dann in den Himmel. »Treten Sie bitte zurück«, sagte er schließlich. »Und fassen Sie nichts mehr an. Falls es hier noch irgendwas für die Spurensuche zu holen gibt, möchte ich nicht, dass es beeinträchtigt wird. Wenn diese Stelle mit einer Straftat in Verbindung steht, möchte ich, dass sie so gut wie möglich erhalten bleibt.«
    »Sie wissen, womit sie in Verbindung steht«, erwiderte Cowart.
    Brown trat einen Moment zur Seite und schüttelte den Kopf. »Sie Mistkerl«, sagte er ohne Nachdruck und kletterte wieder die Böschung zu Cowarts Wagen hinauf. Mit geballter Faust und angespannter Miene stand er eine Weile am Straßenrand. Plötzlich trat er so heftig gegen die Autotür, dass das Scheppern durch den heißen Dunst des Vormittags hallte.

    Cowart saß allein im Polizeirevier und wartete. Durch das Fenster sah er, wie der Abend über die Häuser hereinbrach und die Dunkelheit aus schattigen Winkeln und unter den Baumkronen hervorkroch, um die Herrschaft zu übernehmen. Es war ein schneller, winterlicher Wechsel und nicht der gleitende Rückzug eines langen Sommertages.
    Er war über Stunden auf eine harte Geduldsprobe gestellt worden. Zunächst hatte er zugesehen, wie ein Team von Kriminaltechnikern das Rohr sorgfältig nach weiteren Beweismitteln absuchte, wie sie all ihre Proben von Rückständen und Schmutz sowie einige undefinierbare Abfälle in Plastiktüten verstauten und etikettierten. Auch wenn er wusste, dass sie nichts finden würden, hatte er während der ganzen Suchaktion geduldig gewartet.
    Am Spätnachmittag waren er und Tanny Brown zum Revier zurückgefahren, wo er warten sollte, bis die Laboruntersuchungen des Messers abgeschlossen waren

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