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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Fotograf deutete mit der Leica auf die Schar der Reporter und Kameraleute.
    »Nein, im Gegenteil. Es ist Wahljahr, was Besseres als diesen Rummel kann er sich gar nicht wünschen.«
    »Allerdings nur, wenn er das Richtige tut.«
    »Wenn er tut, was die Leute von ihm erwarten.«
    »Ich bezweifle, dass das eine mit dem anderen übereinstimmt.«
    Cowart nickte. »Ich auch. Aber man weiß nie. Wetten, dass er in diesem Moment in seinem Amtszimmer sitzt und jeden kleinen Lokalpolitiker zwischen hier und der Grenze nach Alabama anruft, um rauszukriegen, was er machen soll?«
    Der Fotograf lachte. »Die ihrerseits wahrscheinlich jeden kleinen Bezirksangestellten anrufen, um zu entscheiden, was sie ihm raten sollen. Was meinst du, Matty? Glaubst du, er lässt ihn frei?«
    »Keine Ahnung.«
    In einiger Entfernung sah er eine Gruppe junger Leute in Jeans, die sich um einen kleinen schwarzen Mann im Anzug scharten. »Mach einen Schnappschuss von denen«, bat er den Fotografen. »Das sind Aktivisten zur Abschaffung der Todesstrafe, die ein bisschen Krach schlagen wollen.«
    »Wo steckt der Ku-Klux-Klan?«
    »Irgendwo unters Volk gemischt. Die sind nicht mehr so organisiert. Wahrscheinlich kommen sie zu spät. Oder sie haben das Gericht nicht gefunden.«
    »Oder das Datum verwechselt. Wahrscheinlich waren sie gestern da und sind nach einer Weile gelangweilt und verwirrt wieder abgezogen.«
    Die beiden Männer lachten.
    »Also dann, auf in die Höhle des Löwen«, sagte Cowart.
    Der Fotograf blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. »Und da sind auch schon die Löwen mit ausgefahrenen Krallen.«
    Cowart folgte der unauffälligen Geste und sah Tanny Brown und Bruce Wilcox, die im toten Winkel der Kameraleute an einer Wand lehnten.
    Er zögerte einen Moment. »Dann sehen wir doch mal, was uns in der Höhle des Löwen erwartet.« Mit zügigen Schritten ging er auf die beiden Männer zu.
    Bruce Wilcox fuhr herum und wandte Cowart den Rücken zu, Tanny Brown dagegen stieß sich von der Wand ab und grüßte ihn und den Fotografen mit einem kurzen Nicken. »Muss man Ihnen lassen, Mr. Cowart. Sie haben einigen Staub aufgewirbelt.«
    »Kann passieren, Lieutenant.«
    »Und? Zufrieden?«
    »Ich mach nur meine Arbeit. So wie Sie. So wie Wilcox.«
    Browns Blick wanderte an Cowart vorbei zu dem Fotografen. »He, Freund, das nächste Mal versuchen Sie gefälligst, mein Profil von rechts zu treffen. Macht mich zehn Jahre jünger, und meine Kinder sehen es bedeutend lieber. Die finden, dass ich für so was allmählich zu alt bin, ich meine, wer braucht schon diesen ganzen Ärger?«
    Brown lächelte, wandte für den Fotografen ein wenig den Kopf und legte den Finger an die Wange.
    »Sehen Sie?«, sagte er. »Viel besser als dieser heimliche Schnappschuss, den Sie gemacht haben, auf dem ich so bärbeißig aussehe.«
    »Tut mir leid.«
    Der Polizist zuckte die Achseln. »Berufsrisiko, nehme ich an.«
    »Wieso haben Sie nie zurückgerufen?«, fragte Cowart.
    »Es war alles gesagt.«
    Cowart schüttelte den Kopf. »Auch über Blair Sullivan?«
    »Der war es nicht«, antwortete Brown.
    »Wie können Sie sich da so sicher sein?«
    »Kann ich nicht, im Moment jedenfalls noch nicht. Nur so ein Gefühl.«
    »Sie irren«, sagte Cowart ruhig. »Motiv. Gelegenheit. Einschlägig bekannt. Sie wissen über den Mann Bescheid. Und Sie können sich nicht vorstellen, dass er dieses Verbrechen begangen hat? Und das Messer unterm Rohr?«
    Der Lieutenant zuckte wieder die Achseln. »Natürlich kann ich mir vorstellen, dass er es gewesen ist, keine Frage. Aber das heißt doch nichts.«
    »Wieder einmal Ihr untrüglicher Instinkt, Lieutenant?«
    Tanny Brown lachte. »Ich werde mit Ihnen keine substanziellen Fragen des Falls diskutieren«, sagte er und verfiel in den geübten Ton eines Mannes, der schon hunderte Male vor hunderten Richtern ausgesagt hat. »Sehen wir erst mal, was da drinnen abläuft.« Er zeigte auf den Gerichtssaal. »Danach können wir vielleicht reden.«
    Bei diesen Worten wirbelte Detective Wilcox herum und starrte seinen Vorgesetzten fassungslos an. »Danach reden Sie vielleicht! Danach! Ich glaub’s einfach nicht, dass Sie den Wichser auch nur begrüßen, nachdem er uns derart reingeritten hat, dass wir wie die letzten …«
    Der Lieutenant brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Ersparen Sie uns, wie wir dastehen, ich kann’s nicht mehr hören.« Er drehte sich zu Cowart um. »Melden Sie sich, wenn dieser ganze Zirkus vorbei ist, dann

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