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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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ihm?«
    »Wenn er sich jetzt nicht dranmacht, Berufungsgesuche einzureichen, wird der Gouverneur den Hinrichtungsbefehl für ihn unterschreiben, sobald der Oberste Gerichtshof Florida seine Verurteilung bestätigt. Und das ist so gut wie sicher.«
    »Und wann?«
    »Keine Ahnung. Das Gericht verkündet seine Entscheidungen zu mehreren Terminen, bis Neujahr. In dem ganzen Stapel von Entscheidungen macht das dann eine magere Zeile aus: In der Sache Bundesstaat Florida gegen Blair Sullivan ergeht folgendes Urteil: Die richterliche Entscheidung und der Urteilsspruch des erstinstanzlichen Gerichts werden bestätigt. Ziemlich unblutige Angelegenheit, bis der Vollstreckungsbefehl des Gouverneurs im Gefängnis eintrifft. Zunächst mal gibt es nur einen Wust von Papierkram und Unterschriften und amtlichen Stempeln, bis im Todestrakt jemand tatsächlich den Auftrag bekommt, Sullivan an die Kabel zu hängen.«
    »Ich glaube, die Welt wird es verschmerzen«, sagte Sandy mit einem kaum merklichen Zittern in der Stimme.
    Cowart antwortete nicht.
    »Und was passiert mit Ferguson, wenn Sullivan die Tat nie gesteht?«
    »Keine Ahnung. Nicht auszuschließen, dass der Gerichtshof ihn zum zweiten Mal verurteilt. Er könnte mit einer Berufung durchkommen. Ebenso gut könnte er aber auch weiter im Todestrakt sitzen. Denkbar ist vieles.«
    »Wenn sie nun Sullivan hinrichten, meinst du, die Wahrheit kommt dann je ans Licht?«
    »Ans Licht? Ich denke, die Wahrheit ist mittlerweile hinlänglich bekannt: Ferguson hat nichts im Todestrakt zu suchen. Nur ist es was anderes, die Wahrheit auch zu beweisen. Das wird nicht leicht.«
    »Und wie geht’s bei dir jetzt weiter?«
    »So wie immer. Ich bring diese Geschichte zu Ende. Dann widme ich mich wieder hingebungsvoll dem einen oder anderen Leitartikel, bis ich alt und grau werde, mir die Zähne ausfallen und sie Klebstoff aus mir machen. Das machen sie mit Rennpferden und Leitartiklern.«
    Sie lachte. »Blödsinn. Du bekommst den Pulitzer.«
    Er schmunzelte. »Wohl kaum«, log er.
    »Und ob. Sagt mir mein Bauchgefühl. Und du hast ihn verdient. Dann verwenden sie dich wahrscheinlich eher als Deckhengst.«
    »Verlockende Aussicht.«
    »Du bekommst den Preis, du wirst schon sehen. Hast du dir einfach verdient. Es war eine tolle Reportage. Genauso wie die von Pitts und Lee.«
    Auch sie konnte sich also an den Fall erinnern, stellte er fest. »Klar doch. Weißt du auch, was mit den beiden Männern passiert ist, nachdem der Richter endlich einem Revisionsverfahren zugestimmt hat? Sie wurden wieder verurteilt, von genauso idiotischen, rassistischen Geschworenen wie im ursprünglichen Prozess. Erst als der Gouverneur sie begnadigte, kamen sie aus der Todeszelle. Das wird immer gerne vergessen. Hat sie zwölf Jahre ihres Lebens gekostet.«
    »Aber am Ende sind sie rausgekommen, und der Reporter hat den Pulitzer gewonnen.«
    Er lachte. »Wo du recht hast, da hast du recht.«
    »Du auch. Und diesmal dauert es keine zwölf Jahre.«
    »Schauen wir mal.«
    »Hast du vor, beim Journal zu bleiben?«
    »Wüsste nicht, wieso ich gehen sollte.«
    »Ach, komm schon. Und wenn die New York Times oder die Washington Post anruft?«
    »Dann sehen wir weiter.«
    Sie lachten beide. Dann fügte sie hinzu: »Ich hab’s immer gewusst. Eines Tages findest du die richtige Geschichte. Eines Tages hast du’s geschafft.«
    »Was willst du von mir hören?«
    »Nichts. Ich wusste nur, dass du es eines Tages schaffst.«
    »Ist Becky aufgeblieben und hat mich auf Nightline gesehen?«
    Sandy zögerte. »Ähm, nein. Da war sie längst im Bett …«
    »Du hättest es aufnehmen können.«
    »Damit sie hört, wie ihr Daddy über jemanden redet, der ein kleines Mädchen getötet hat? Ein kleines Mädchen, das zuerst vergewaltigt und dann, lass mich überlegen, mit sechsunddreißig Messerstichen ermordet wurde? Und zuletzt in den Sumpf geworfen wurde? Ich hielt das für keine gute Idee.«
    Sie hatte recht, räumte er widerstrebend ein. »Trotzdem hätte ich mir irgendwie gewünscht, dass sie es sieht.«
    »Hier ist es sicher. Tampa ist keine Großstadt. Ich meine, es ist ziemlich groß, aber nicht hektisch. Hier herrscht noch ein anderer Lebensrhythmus. Nichts im Vergleich zu Miami. Keine Drogen, Aufstände, Exzesse. Sie braucht nicht zu wissen, dass kleine Mädchen entführt, vergewaltigt und erstochen werden. Jedenfalls noch nicht. Sie kann noch eine Weile unbeschwert Kind sein. Ohne ständig Angst zu haben.«
    »Du meinst, du brauchst

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