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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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können wir wieder reden. Nur eins noch.«
    »Ja?«
    »Sie erinnern sich noch, was ich Ihnen zuletzt gesagt habe?«
    »Sicher«, antwortete Cowart. »Sie sagten, ich könnte Sie mal.«
    Tanny Brown grinste. »Also«, sagte er ruhig, »bleiben Sie dran.«
    Der muskelbepackte Ordnungshüter legte eine Pause ein, bevor er sagte: »Richtig schön in die Falle getappt, der gute Mr. Cowart.«
    Wilcox prustete los und schlug dem Vorgesetzten auf den Rücken. Mit Faust und Zeigefinger zielte er auf Cowart und drückte langsam ab. »Peng!«, sagte er. Dann schlenderten die beiden Polizisten zum Gerichtssaal und ließen Cowart mit dem Fotografen auf dem Flur zurück.

    Robert Earl Ferguson betrat mit forschen Schritten zwischen zwei uniformierten Wachmännern in einem neuen blauen Nadelstreifenanzug und mit einem linierten Schreibblock bewaffnet den Saal. Cowart hörte, wie ein Reporter murmelte: »Sieht aus wie ein Jurastudent im ersten Semester«, und sah zu, wie Ferguson Black und dessen jungen Assistenten die Hand schüttelte und einen kurzen finsteren Blick Richtung Brown und Wilcox warf, bevor er Cowart mit Kopfnicken grüßte und dem Publikum den Rücken zuwandte, um auf das Erscheinen des Richters zu warten.
    Wenige Sekunden später erhoben sich alle Anwesenden im Gerichtssaal.
    Richter Harley Trench war ein kleiner, rundlicher Mann mit silbergrauem Haar und einer beginnenden Glatze am Hinterkopf, die ihm etwas Mönchisches verlieh. So, wie er an seinem Platz in wenigen Sekunden seine Papiere ordnete und zu den Anwälten aufsah, wirkte sein Auftreten herrisch, kurz angebunden und pedantisch. Die Art, wie er eine randlose Brille aus seiner Robe zog und auf dem Nasenrücken zurechtrückte, erinnerte Cowart an eine Krähe auf einem Drahtseil.
    »Also. Kann’s losgehen?«, kam er unverzüglich zur Sache.
    Die Frage richtete sich an Fergusons Verteidiger Black, der augenblicklich senkrecht stand. Der Mann war groß und hager, sein Haar kräuselte sich bis in seinen Kragen hinein. Sein Auftreten wirkte theatralisch, jedes Argument unterstrich er mit einstudierten Gesten, und Cowart schätzte, dass er die Geduld des kleinen Mannes auf der Richterbank, auf dessen Stirn im Laufe des Vortrags immer tiefere Furchen zu erkennen sein würden, schnell überstrapazieren würde.
    »Euer Ehren, wir sind hier, um über einen Antrag auf ein neues Verfahren zu verhandeln. Dieser Antrag stützt sich auf mehrere Begründungen: Wir machen geltend, dass es im Mordfall Joanie Shriver neue entlastende Beweise gibt; wir machen daher geltend, dass die Geschworenen Mr. Ferguson in einem neuen Verfahren wegen berechtigter Zweifel an seiner Täterschaft für nicht schuldig befinden müssen. Schließlich machen wir geltend, dass die Entscheidung im ersten Prozess, das angebliche Geständnis von Mr. Ferguson vor Gericht zuzulassen, einen Verfahrensfehler darstellt.«
    Bei dem Stichwort »angeblich« drehte sich der Verteidiger zu den beiden Detectives um und ließ das Wort voller Sarkasmus auf der Zunge zergehen.
    »Ist das kein Fall für das Berufungsgericht?«, fragte der Richter knapp zurück.
    »Nein, Sir. Gemäß Rivkind, 320 Florida 12, 1978, sowie Bundesstaat Florida gegen Stark, 211 Florida 13, 1982, und anderen Verfahren weisen wir darauf hin, dass damals Ihnen, Euer Ehren, zur Zeit Ihres Urteilsspruchs Beweise vorenthalten worden waren …«
    »Einspruch!«
    Cowart sah, dass der stellvertretende Staatsanwalt aufgesprungen war. Der Mann war gerade einmal Ende zwanzig, und sein Jura-Examen lag vermutlich nur wenige Jahre zurück. Er trug einen hellbraunen Anzug mit Weste und sprach in abgehackten Sätzen. Die Tatsache, dass ein so unerfahrener Mann mit diesem Verfahren betraut worden war, hatte im Vorfeld für einige Spekulationen gesorgt. Angesichts der Publicity und des beträchtlichen öffentlichen Interesses an dem Fall hatte die Vermutung nahegelegen, dass der Bezirksstaatsanwalt selbst Escambia County vertreten würde, um sein Prestige in die Waagschale zu werfen. Als der junge Staatsanwalt allein erschienen war, hatten die altgedienten Reporter nur vielsagend genickt. Der Mann hieß Boylan, und er hatte Cowart nicht einmal unmittelbar vor Prozessbeginn eine Minute Zeit eingeräumt.
    »Mr. Black erweckt den Eindruck, als seien Informationen vorenthalten worden. Dem wird jedoch mit aller Entschiedenheit widersprochen. Euer Ehren, diese Entscheidung obliegt einem Berufungsgericht.«
    »Euer Ehren, wenn ich meine Ausführungen zu Ende

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