Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
Silbe behauptet? Nein! Ich habe lediglich die Vermutung angestellt, dass jemand wahrscheinlich etwas in dieser Art zu ihr gesagt hat. Jemand mit niederträchtigen, blutrünstigen Neigungen, der an dem Tag einfach nur Glück gehabt hat, dass dieses kleine Mädel vor ihm auftauchte.«
Wieder lachte er. Dann folgte lautes Niesen.
»Wieso haben Sie das getan?«, fragte Cowart unvermittelt.
»Hab ich etwa behauptet, ich hätte das getan?«
»Nein, Sie ergehen sich nur in Andeutungen …«
»Tja, wir brauchen doch alle unseren Spaß, sehen Sie’s mir also nach.«
»Wieso sagen Sie mir nicht ganz einfach die Wahrheit? Wieso rücken Sie nicht einfach damit raus, wie es wirklich gewesen ist?«
»Was? Sie Spielverderber! Cowart, Sie haben wirklich keine Ahnung, wie man sich im Todestrakt ein bisschen Abwechslung verschafft.«
»Indem Sie zulassen, dass ein Unschuldiger auf den elektrischen Stuhl kommt und …«
»Wer sagt denn, dass ich das beabsichtige? Ich dachte immer, wir hätten eine starke Strafjustiz, die sich um solche Dinge kümmert. Dafür sorgt, dass kein Unschuldiger sich den Hintern verbrennt?«
»Sie haben mich schon verstanden.«
»Darauf können Sie einen lassen, Cowart«, antwortete Sullivan leise und bedrohlich. »Und wissen Sie was? Mir ist das scheißegal.«
»Also noch mal: Wieso rufen Sie an?«
Sullivan schwieg am anderen Ende der Leitung. Als er wieder sprach, klang er todernst. »Sie sollen nur wissen, wie sehr ich mich inzwischen für Ihre Karriere interessiere, Cowart.«
»Das ist …«
»Ich bin noch nicht fertig!«, fiel ihm Sullivan ins Wort. »Wie oft muss ich das noch sagen! Wenn ich rede, hören Sie mir gefälligst zu, Mr. Reporter, kapiert?«
»Ja.«
»Weil ich Ihnen nämlich was sagen will.«
»Und das wäre?«
»Ich will Ihnen sagen, dass es noch nicht vorbei ist. Es fängt gerade erst an.«
»Wie meinen Sie das?«
»Werden Sie schon sehen.«
Cowart wartete. Nach einer Weile sagte Sullivan: »Ich denke, wir unterhalten uns irgendwann noch mal. Immer wieder ein Vergnügen, mit Ihnen zu plaudern. Wenn wir uns ausgetauscht haben, ist hinterher immer was los. Ach, eh ich’s vergesse.«
»Ja?«
»Haben Sie mitbekommen, dass der Oberste Gerichtshof meine automatische Berufung für die Sitzungsperiode im Herbst anberaumt hat? Die lieben es offenbar, einen Mann schmoren zu lassen … im übertragenen Sinne, versteht sich. Vermutlich glauben sie, ich kippe noch um oder so und mach doch von sämtlichen Berufungsmöglichkeiten Gebrauch. Heuer mir vielleicht wie Bobby Earl irgend so ein Ass an, um vor Gericht zu klären, ob es nicht vielleicht verfassungswidrig ist, meinen alten Arsch unter Strom zu setzen. Irgendwie rührend, wie die sich um den alten Sully kümmern.«
Kurzes Schweigen, dann: »Aber Sie und ich wissen natürlich, was Sache ist, nicht wahr, Mr. Reporter?«
»Und was ist Sache?«
»Dass sie damit völlig danebenliegen. Nicht mal, wenn Jesus höchstpersönlich herniederkäme und mich recht lieb darum bäte, wäre an meinem Entschluss zu rütteln.«
Im selben Moment legte er auf.
Cowart erhob sich von seinem Schreibtischstuhl. Es zog ihn zur Herrentoilette, wo er die Handgelenke mehrere Minuten lang unter kaltes Wasser hielt, um die Hitzewogen im ganzen Körper in den Griff zu bekommen und seinen Herzschlag zu normalisieren.
Am Abend, als er nach seinem Auftritt bei Nightline gerade Feierabend machen wollte, rief seine Ex-Frau an.
»Matty?«, sagte Sandy. »Wir haben dich in der Glotze gesehen.«
Dabei klang sie aufgeregt wie ein kleines Mädchen, was ihn an bessere Zeiten erinnerte, als sie jung und ihre Beziehung unbeschwert war. Er hatte nicht damit gerechnet, von ihr zu hören. Es bereitete ihm ein heimliches Vergnügen, das er unter dem Deckmantel falscher Bescheidenheit kaschierte.
»Hallo, Sandy, wie geht’s?«
»Gut. Ich werde fett, bin ständig müde, du weißt ja noch, wie das ist.«
Wenn er ehrlich war, nicht. Er erinnerte sich, wie er den größten Teil ihrer Schwangerschaft hindurch vierzehn Stunden am Tag in der Lokalredaktion gearbeitet hatte.
»Wie fandst du’s?«
»Muss wahnsinnig aufregend für dich gewesen sein. Eine Bombengeschichte.«
»Ist es nach wie vor.«
»Wie geht’s mit diesen beiden Männern weiter?«
»Das kann ich nicht sagen. Ich schätze, Ferguson bekommt ein neues Verfahren. Der andere …«
Sie unterbrach ihn. »Der hat mir richtig Angst gemacht.«
»Ist auch ein völlig kaputter Typ.«
»Und was wird mit
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