Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
gebeten.«
»Glauben Sie, er wusste, dass es ihm zustand?«
»Ich weiß nicht, was er dachte.«
»Kommen wir zur Vernehmung. Erinnern Sie sich daran, wie Sie bei einer Anhörung hier in diesem Gerichtssaal vor drei Jahren als Zeuge ausgesagt haben?«
»Ja.«
»Und erinnern Sie sich an die Frage von Mr. Burns: ›Haben Sie Mr. Ferguson im Zuge seines Geständnisses geschlagen?‹, und an Ihre Antwort: ›Nein‹? Entsprach diese Aussage der Wahrheit, Sir?«
»Ja.«
»Ist Ihnen eine Reportage bekannt, die vor einigen Wochen im Zusammenhang mit diesem Fall im Miami Journal erschienen ist?«
»Ja.«
»Dann gestatten Sie mir, Ihnen einen Absatz daraus vorzulesen. Zitat: ›Die Detectives leugneten, dass Ferguson geschlagen wurde, damit er ein Geständnis ablegt. Allerdings räumten sie ein, dass er zu Beginn der Vernehmung geohrfeigt wurde.‹ Ist Ihnen diese Aussage in der Zeitung bekannt?«
»Ja.«
»Und entspricht sie der Wahrheit?«
»Ja.«
Black schritt plötzlich, sichtlich genervt, vor dem Zeugenstuhl auf und ab. »Also, was ist denn nun wahr?«
Detective Wilcox lehnte sich zurück. Mit dem Anflug eines Lächelns sagte er: »Beide Aussagen sind wahr. Es stimmt, dass ich ihn zu Beginn der Vernehmung zweimal geohrfeigt habe – mit der offenen Hand. Nicht fest. Nachdem er mich mit einem Schimpfwort belegt hatte, und für diesen einen Moment konnte ich mich nicht beherrschen. Aber bis zu seinem Geständnis vergingen danach noch viele Stunden, fast ein ganzer Tag. Da haben wir in freundlichem Ton miteinander gesprochen, sogar ein paar Witze gerissen. Er bekam zu essen und Zeit, sich auszuruhen. Um einen Anwalt hat er nie gebeten, auch nicht darum, nach Hause zu dürfen. Ich hatte den Eindruck, dass er sich, nachdem er seine Tat gestanden hatte, erleichtert fühlte.«
Detective Wilcox spähte zu Ferguson hinüber, der finster dreinsah, den Kopf schüttelte und sich auf seinem Block Notizen machte. Als sein Blick einen Moment zu Cowart wanderte, lächelte er.
Black wechselte in einen Ton flammender Entrüstung. »Was glauben Sie, Detective, ist in Fergusons Kopf vorgegangen, nachdem Sie ihn geohrfeigt hatten? Meinen Sie, er ging davon aus, in Haft zu sein? Oder hielt es für selbstverständlich, dass er jederzeit nach Hause konnte? Oder hat er vielleicht damit gerechnet, er könnte noch ein paar Schläge von Ihnen abbekommen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Wie hat er sich denn nach den Ohrfeigen verhalten?«
»Er zeigte mehr Respekt. Ich hatte nicht den Eindruck, dass es Ferguson viel ausgemacht hatte.«
»Und?«
»Und auf Bitten meines Vorgesetzten habe ich mich entschuldigt.«
»Wenn er jetzt im Todestrakt daran zurückdenkt, ist ihm diese Entschuldigung zweifellos überaus wichtig«, bemerkte der Verteidiger in sarkastischem Ton.
»Einspruch!« Boylan war halb aufgesprungen.
»Die letzte Bemerkung ziehe ich zurück«, erwiderte Black.
»Gut so«, sagte der Richter. »Kluge Entscheidung.« Dabei strafte er den Anwalt mit einem vernichtenden Blick.
»Keine weiteren Fragen.«
»Die Staatsanwaltschaft?«
»Ja, Euer Ehren. Nur ein, zwei Dinge zur Klärung. Detective Wilcox, hatten Sie schon früher Gelegenheit, Tatverdächtige zu vernehmen, die im Lauf Ihrer Befragung ein Geständnis ablegten?«
»Ja, schon oft.«
»Gab es welche, die vor Gericht nicht zugelassen wurden?«
»Nein.«
»Einspruch! Nicht relevant.«
»Einspruch stattgegeben und Aussage gestrichen. Fahren Sie bitte fort.«
»Nur um das klarzustellen: Sie sagen, Mr. Ferguson legte sein Geständnis erst ab, nachdem er vierundzwanzig Stunden lang aufgefordert worden war, eine Aussage zu machen?«
»Das ist richtig.«
»Und zu den Ohrfeigen, wie Sie es nennen, kam es …«
»Ungefähr in den ersten fünf Minuten.«
»Und gab es irgendwelche anderen physischen Drohungen gegen Mr. Ferguson?«
»Nein.«
»Danke.« Der Staatsanwalt nahm wieder Platz. Wilcox erhob sich und durchquerte den Saal mit düsterer Miene, bis er die Kameras passiert hatte und zu grinsen begann.
Als Nächstes wurde Tanny Brown als Zeuge gerufen. Die ruhige und entspannte Haltung, die er an den Tag legte, machte deutlich, wie oft er schon an dieser Stelle gesessen hatte. Cowart hörte sehr aufmerksam zu, als der Lieutenant die Schwierigkeiten erläuterte, mit denen sie sich bei diesem Fall herumgeschlagen hatten, und sachlich feststellte, das Fahrzeug sei das erste und im Grunde einzige Beweismittel gewesen, das sich ihnen bot. Er beschrieb Ferguson als
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