Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
nur sagen, was er gesagt oder getan hat.«
»Stattgegeben.«
»In Ordnung«, lenkte Black augenblicklich ein. »Haben Sie sich mit Mr. Sullivan unterhalten?«
»Ja.«
»Und was kam bei diesem Gespräch heraus?«
»Ich wurde sehr wütend und habe versucht, auf ihn loszugehen. Daraufhin wurden wir in verschiedene Trakte verlegt.«
»Und was haben Sie infolge dieses Wortwechsels unternommen?«
»Ich habe an Mr. Cowart vom Miami Journal geschrieben.«
»Was haben Sie ihm mitgeteilt?«
»Ich habe ihm mitgeteilt, dass Blair Sullivan Joanie Shriver ermordet hat.«
»Einspruch!«
»Mit welcher Begründung?«
Der Richter hielt die Hand hoch. »Ich werde das zulassen. Deshalb sind wir schließlich hier.« Mit einer stummen Geste forderte er den Verteidiger auf, fortzufahren.
Black stockte einen kurzen Moment mit offenem Mund, als wollte er die Windströmung im Gerichtssaal mit der Zunge schmecken oder auch riechen, wie es für ihn lief.
»Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.«
Der junge Staatsanwalt sprang, sichtlich aufgebracht, zum Podium. »Welche Beweise haben Sie dafür, dass sich das alles so abgespielt hat?«
»Keine. Ich weiß nur, dass Mr. Cowart mit Mr. Sullivan gesprochen hat und anschließend losfuhr und das Messer fand.«
»Meinen Sie wirklich, dieses Gericht kauft Ihnen ab, dass ein Mann Ihnen in einer Gefängniszelle einen Mord gestanden hat?«
»So etwas kommt häufig vor.«
»Das beantwortet nicht meine Frage.«
»Ich meine gar nichts.«
»Als Sie den Mord an Joanie Shriver gestanden, haben Sie die Wahrheit gesagt, richtig?«
»Nein.«
»Aber Sie standen unter Eid.«
»Ja.«
»Und für dieses Verbrechen drohte Ihnen die Todesstrafe, nicht wahr?«
»Ja.«
»Und Sie würden lügen, um Ihre Haut zu retten, oder etwa nicht?«
Als diese Frage im Raum stand, sah Cowart, wie Ferguson seinem Anwalt einen kurzen Blick zuwarf, der seinerseits die Mundwinkel zu einem angedeuteten, vielsagenden Lächeln verzog und dem Mann im Zeugenstand kaum merklich zunickte.
Sie hatten damit gerechnet, stellte Cowart fest.
»Sie würden lügen, um Ihr Leben zu retten, nicht wahr, Mr. Ferguson?«, wiederholte der Staatsanwalt in scharfem Ton seine Frage.
»Ja«, erwiderte Ferguson langsam. »Das würde ich.«
»Danke«, sagte Boylan und griff zu einem Stoß von Papieren.
»Aber ich tue es nicht«, fügte Ferguson genau in dem Moment hinzu, als der Staatsanwalt sich wieder an seinen Platz begeben wollte, so dass der Mann mitten in der Bewegung verharrte.
»Sie meinen, jetzt lügen Sie nicht?«
»Nein.«
»Obwohl Ihr Leben daran hängt?«
»Mein Leben hängt an der Wahrheit, Mr. Boylan«, erwiderte Ferguson.
Der Staatsanwalt machte eine wütende Bewegung, als wollte er sich auf den Häftling stürzen, doch im letzten Moment hatte er sich wieder im Griff. »Wer wollte da widersprechen«, sagte er sarkastisch. »Keine weiteren Fragen.«
Während Ferguson wieder am Tisch der Verteidigung Platz nahm, herrschte eine kurze Pause.
»War’s das, Mr. Black?«, fragte der Richter.
»Ja, Sir. Eine letzte Frage. Wir möchten Mr. Norman Sims in den Zeugenstand rufen.«
Wenig später kam ein kleiner, bebrillter Mann mit braunem Haar und farblich passendem, schlecht sitzendem Anzug in den Gerichtssaal und trat in den Zeugenstand. Black war fast mit einem Satz bei ihm.
»Mr. Sims, würden Sie sich dem Gericht bitte vorstellen?«
»Ich heiße Norman Sims. Ich bin stellvertretender Direktor des Staatsgefängnisses in Starke.«
»Und was gehört zu Ihren Aufgaben?«
Der Mann zögerte. Er sprach in bedächtigem Ton und mit leichtem Akzent. »Soll ich alles aufzählen, was ich mache?«
Black schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Mr. Sims. Lassen Sie es mich anders sagen: Gehört es zu Ihren Pflichten, die Post, welche die Insassen des Todestrakts schreiben oder empfangen, durchzusehen und zu zensieren?«
»Ich mag das Wort nicht …«
»Zensieren?«
»Ja. Ich nehme Einsicht in die Post. Gelegentlich sehen wir uns gezwungen, etwas abzufangen. Meist geht es dabei um Schmuggel. Aber ich halte niemanden davon ab zu schreiben, was er will.«
»Im Fall von Mr. Blair Sullivan allerdings …«
»Das ist ein spezieller Fall, Sir.«
»Inwiefern?«
»Er schreibt obszöne Briefe an die Familien seiner Opfer.«
»Was machen Sie mit diesen Briefen?«
»Na ja, ich habe in allen diesen Fällen versucht, mich mit den Angehörigen, an die sie adressiert sind, in Verbindung zu setzen. Dann unterrichte ich sie über den
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