Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
anderen Reporter – fieberhaft mit.
»Wem gehörte dieses Messer, Lieutenant?«
»Das können wir nicht sagen. Weder konnten darauf Fingerabdrücke noch irgendwelche anderen Merkmale nachgewiesen werden, die sich einer Person zuordnen ließen.«
»Und woher wusste der Reporter, wo es zu finden war?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Kennen Sie einen Mann namens Blair Sullivan?«
»Ja. Er ist ein Serienmörder.«
»Galt er bei diesem Mordfall zu irgendeinem Zeitpunkt als Tatverdächtiger?«
»Nein.«
»Und inzwischen?«
»Nein.«
»Aber hat er sich, als Joanie Shriver ermordet wurde, in Escambia County aufgehalten?«
Nach kurzem Zögern antwortete Tanny Brown: »Ja.«
»Wussten Sie, dass Mr. Cowart von Mr. Sullivan erfahren hat, wo er das Messer finden würde?«
»Das habe ich in der Zeitung gelesen, aber ich weiß es nicht. Ich habe keinen Einfluss auf das, was in der Presse steht.«
»Natürlich nicht. Haben Sie versucht, Mr. Sullivan in Verbindung mit diesem Fall zu vernehmen?«
»Ja. Er hat sich geweigert, mit uns zu sprechen.«
»Wie genau haben wir uns diese Weigerung vorzustellen?«
»Er hat uns ausgelacht und jede Stellungnahme abgelehnt.«
»Was hat er im Wortlaut gesagt, als er eine Aussage verweigerte? Und wie kam es dazu?«
Tanny Brown biss die Zähne zusammen und sah den Anwalt wütend an.
»Ich glaube, Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet, Lieutenant.«
»Wir haben ihn in seiner Zelle im Staatsgefängnis in Starke zur Rede gestellt. Wir, das heißt Detective Wilcox und ich, erklärten ihm, zu welchem Zweck wir gekommen wären, und wir haben ihn über seine Rechte belehrt. Er hat uns sein entblößtes Hinterteil gezeigt und gesagt: ›Ich weigere mich, Ihre Fragen zu beantworten, und zwar, weil ich mich selbst belasten könnte.‹«
»Der fünfte Zusatzartikel zur Verfassung.«
»Ja.«
»Wie oft hat er das wiederholt?«
»Keine Ahnung, vielleicht ein Dutzend Mal.«
»Und hat er das in normalem Ton wiederholt gesagt?«
Tanny Brown wechselte auf dem Zeugenstuhl die Stellung und zeigte zum ersten Mal eine gewisse Anspannung. Matthew Cowart beobachtete den Detective genau und sah, dass er mit sich kämpfte.
»Nein, nicht in normalem Ton.«
»Wie dann, Lieutenant?«
Tanny Browns Miene verfinsterte sich noch mehr. »Er hat gesungen. Zuerst eine Art Singsang, wie ein Kinderreim. Als wir auf dem Weg nach draußen waren, hat er es, so laut er konnte, gegrölt.«
»Er hat also gesungen, ja?«
»Richtig«, erwiderte Brown mit kaum verhohlenem Ärger. »Und gelacht.«
»Danke, Lieutenant.«
Als der kräftige Mann aus dem Zeugenstand trat, hatte er die Hände geballt, und im ganzen Gerichtssaal war zu sehen, wie seine Nackenmuskeln vor Wut hervortraten. Doch das Bild, das in der drückenden Atmosphäre des voll besetzten Gerichtssaals haften blieb, war das des Mörders in seiner Zelle, der seine Weigerung wie ein Spottvogel im Käfig sang.
Die Befragung des stellvertretenden Gerichtsmediziners beschränkte sich im Wesentlichen auf die Bestätigung der Übereinstimmungen zwischen Messer und Stichwunden des Opfers, zu denen sich bereits Brown geäußert hatte. Dann war Ferguson an der Reihe. Cowart registrierte, wie selbstbewusst der Verurteilte den Saal durchquerte und wie er sich, nachdem er Platz genommen hatte, ein wenig nach vorn beugte, um, wie es schien, den Fragen seines Anwalts mit größter Konzentration zu folgen. Ferguson sprach leise; er antwortete zügig, doch ruhig, als versuchte er, seine Präsenz im Zeugenstand herunterzuspielen. Seine Worte waren nicht überhastet, sondern artikuliert.
Gut einstudiert, dachte Cowart.
Er erinnerte sich an die Beschreibung von Ferguson bei seinem ersten Prozess, dass sein unsteter Blick nach irgendeiner Zuflucht zu suchen schien, an der er sich vor den Fakten, die von den Zeugen auf ihn niederprasselten, verstecken konnte.
Diesmal nicht, stellte Cowart fest und merkte sich auf seinem Block vor, den Unterschied herauszuarbeiten.
Er hörte gespannt zu, wie Black mit Ferguson die inzwischen bekannte Geschichte des erzwungenen Geständnisses durchging. Ferguson sagte erneut aus, man habe ihn geschlagen und mit der Pistole bedroht. Anschließend beschrieb er, wie er in die Zelle im Todestrakt gekommen und wie einige Zeit später Blair Sullivan sein Zellennachbar geworden war.
»Und was hat Mr. Sullivan zu Ihnen gesagt?«
»Einspruch. Hörensagen.« Die Stimme des Staatsanwalts klang entschlossen und selbstgefällig. »Er kann
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